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Luzifer
„Das kann nicht dein Ernst sein!“, stieß Jon wütend aus und knallte Jade einen DIN A4 Zettel auf den Schreibtisch, in ihrem provisorischem Büro im First Niagara Center in Buffalo.
Mit stoischer Ruhe nahm sie das Blatt Papier in die Hand und sah es sich an. „Und? Was ist damit?“
„Sechs Radiointerviews? Sechs?“
„Was ist dein Problem? Ich dachte, du wärst der König der Morningshows?“ Jade zog die Augenbrauen hoch.
Jon riss ihr den Zettel aus der Hand. „Hältst dich wohl für sehr komisch, Silverstone“, schnaubte er.
„Nein, aber du anscheinend, sonst hättest du so etwas nicht im Radio gesagt“, erwiderte sie trocken.
Jon sah Jade aus schmalen Augen an und biss ein paar Mal fest auf. Doch er entschloss sich, seinen Mund zu halten, verkniff sich jeden weiteren Kommentar. Er machte auf dem Absatz kehrt und warf laut krachend die Tür hinter sich ins Schloss, nachdem er auf den Gang getreten war.
Jade schüttelte missbilligend den Kopf und widmete sich wieder ihrer Arbeit.
Jon riss die Tür seines Hotelzimmers auf und stockte, als er Jade auf dem Flur stehen sah. Es war fünf Uhr am Montagmorgen.
„Was willst du um diese Uhrzeit hier, Silverstone? Mir vielleicht noch mehr Termine aufbrummen, damit ich noch weniger Schlaf bekomme?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich um und ging ins Bad. Er war bereits angezogen und wollte lediglich einen abschließenden Blick in den Spiegel werfen.
Jade folgte ihm ins Zimmer und blieb im Türrahmen zu dem kleinen Badezimmer stehen. „Bemühe dich nicht“, kommentierte sie Jons klägliche Versuche, seine dunkelblonden Haare in den Griff zu bekommen.
Er warf ihr einen Blick zu, der sie eigentlich hätte zum Schweigen bringen sollen, doch Jade genoss jede Sekunde, die sie den Wrestler auf die Palme brachte.
„Was willst du hier?“, wiederholte er seine Frage und drängte sich an Jade vorbei aus dem Bad, wobei er sie unsanft mit der Schulter gegen den Türrahmen stieß.
Diesmal war es Jade, die fest aufbeißen musste. Zu gern hätte sie sich den schmerzenden Oberarm gehalten, doch sie verkniff es sich.
„Ich werde dich heute zu deinen Terminen begleiten“, gab Jade zu Jons Missfallen zur Antwort.
Er schnappte sich einen schwarzen Beanie aus dem Koffer und setzte ihn auf seine unordentlichen Haare, zog die Mütze in die Stirn. „Warum? Was ist mit Daphne?“
„Krank.“ Jade legte den Kopf in den Nacken, um Jon in die blau-grauen Augen blicken zu können, als er vor ihr stand und seine Winterjacke anzog. „Was bedeutet, dass du auf der Rückfahrt heute keinen Sex bekommen wirst.“ Sie grinste. „Zumindest nicht von mir.“
„Ich hoffe, das war ein Versprechen“, knurrte Jon und schob sich ein weiteres Mal an Jade vorbei, wobei er sie an derselben Stelle am Oberarm traf, die sie sich zuvor am Türrahmen gestoßen hatte.
Jade zuckte zusammen.
„Was ist?“, blaffte Jon, öffnete die Zimmertür und machte eine ausladende Handbewegung.
Jade straffte die Schultern. „Nichts.“
Während der Fahrten von einem Radiosender zum nächsten, sprachen sie kaum ein Wort. Jade konzentrierte sich auf die Stimme des Navigationsgeräts und den Straßenverkehr. Es schneite in Buffalo bereits seit der Nacht und die Autofahrer fuhren dementsprechend vorsichtiger. Jon nutzte die Gelegenheiten, um zwischen den Terminen die Augen zuzumachen.
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Heaven & Hell
FanfictionJade und Jon müssen tagtäglich zusammenarbeiten und können sich nicht wirklich leiden. Eine eingeschneite Nacht in Buffalo und ein Rucksack, falsche Frauen und eine Affäre lenken die beiden immer wieder in Richtung Himmel oder Hölle.