12 Launen

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Launen

 

 

Jon hockte vor der Minibar und wünschte, er könnte alles in sich hineinschütten was der kleine Kühlschrank hergab. Doch Jade würde ihm die Hölle heiß machen, wenn er gleich mit einer Alkoholfahne in der Lobby auftauchen würde. Frustriert warf er die Tür der Minibar wieder zu, sodass die kleinen Fläschchen darin nur so schepperten. Überhaupt war er nicht in der Stimmung für Gesellschaft. Ihm wäre es am liebsten gewesen, wenn er das Radiointerview hätte absagen können. Er hatte heute keine Lust, dieselben Fragen immer und immer wieder zu beantworten. Er hoffte, dass sich das Interesse auf die Rückkehr von Roman Reigns richten würde und nicht auf seine Fehde mit Bray Wyatt.

Jon setzte sich einen Beanie auf und schob ihn sich tief in die Stirn, dann zog er seine Winterjacke an und schlug den Kragen hoch. Bloß keine Fans jetzt, dachte er und verließ mit seinem Gepäck das Hotelzimmer.

Jade und Joe kannten Jon lange genug, um zu wissen, dass man ihn nicht ansprechen sollte, wenn er mit diesem verbissenen Gesichtsausdruck und vermummt bis zur Unkenntlichkeit den Tag begann.

Cassidy allerdings hatte keine Ahnung und ehe sie gewarnt werden konnte, sprach sie ihn mit einem strahlenden Lächeln an. „Guten Morgen, Jon! Bereit, den Moderatoren den ’Lunatic Fringe’ zu präsentieren?“ Und um das Ganze noch schlimmer zu machen, boxte sie ihm freundschaftlich auf den Oberarm.

Jade und Joe zogen scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. Jon sah Cassidy mit einem vernichtenden Blick an und setzte sich wortlos seine Sonnenbrille auf. Joe packte sie am Arm und zog sie hinter sich her zu dem Fahrstuhl, der in die Tiefgarage des Hotels führte.

„Wir sammeln euch gleich vor dem Haupteingang ein“, sagte er im Weggehen noch, während Cassidy ihm stolpernd folgte.

Jade wusste, dass etwas passiert sein musste, wenn Jon derart schlecht gelaunt war. Eigentlich war er meist gut drauf, schätzte zwar auch hin und wieder, wenn man ihn in Ruhe ließ, aber wenn er einem mit diesem Gesichtsausdruck über den Weg lief, war es Pflicht, seinen Mund zu halten.

Jade sah von der Seite zu ihm auf, als sie vor dem Hotel auf Cassidy und Joe warteten. Er war am Vorabend in dem Club so gut drauf gewesen. Sie hätten sich geküsst, wenn Renee nicht dazwischen gekommen wäre. Wahrscheinlich war sie der Grund, weshalb er so schlecht gelaunt war. Vielleicht hatte sie mal wieder einen ihrer dämlichen versteckten Hinweise via Twitter oder Instagram gepostet, der den Fans sagen sollte, dass sie und er zusammen waren. Was nicht der Wahrheit entsprach. Er wollte einfach nur seinen Spaß mit ihr haben, sonst nichts.

Es brannte Jade auf der Seele, Jon zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Doch sie wollte ihn nicht nerven. Hauptsache er würde das Interview einigermaßen gut gelaunt hinter sich bringen. Der Job hatte jetzt Vorrang.

„Ich fahre“, knurrte Jon Joe an, als der ausgestiegen war, um Jade mit ihrem Gepäck zu helfen.

Mit einem Achselzucken nahm Joe es hin und setzte sich auf den Beifahrersitz. Die beiden Frauen machten es sich auf der Rückbank bequem.

Eine Stunde Fahrt lag vor den Vieren. Und während Jon schweigend nach vorn starrte und Joe mit geschlossenen Augen entspannte, unterhielten Jade und Cassidy sich über Gott und die Welt.

Jon hatte die Sonnenbrille auf der Fahrt abgesetzt und Jade begegnete immer wieder seinem Blick im Rückspiegel. Und der Ausdruck darin gefiel ihr überhaupt nicht. Sie würde ihn später darauf ansprechen. Noch vor ein paar Wochen hätte sie es sich nicht getraut, doch sie hatte das Gefühl, dass sie mittlerweile ein Verhältnis zueinander aufgebaut hatten, das es ihr erlaubte, ihn zu fragen was los war. Mehr als sie zum Teufel schicken konnte er ja nicht tun.

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