22 Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr

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Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr

 

 

„Das Cap bleibt auf“, wiederholte Jade bestimmt und hinderte Jeremy daran, sich die Kappe mit Nackenschutz erneut vom Kopf zu reißen.

„Bei der Wolle auf dem Kopf, kommt sowieso kein Sonnenstrahl durch“, bemerkte Jon grinsend und erntete sogleich einen strengen Blick von Jade.

„Das Cap bleibt auf“, richtete sie das Wort nun auch an ihn.

„Ja, hab verstanden. Guck, Jer, Daddy hat auch ein Basecap auf.“ Jon deutete auf seinen Kopf.

Jade musste lächeln. Es war das erste Mal, dass sie Jon von sich in der dritten Person als Daddy sprechen hörte.

„Was lachst du?“, wollte er sofort wissen.

„Nichts. Also, eingecremt habe ich ihn. Solltet ihr ein Eis essen: eine Kugel reicht für ihn. Pass auf, dass er nicht ins Wasser läuft. Er liebt das Meer und ist schneller unterwegs als du gucken kannst.“

Jon legte Jade zwei Finger auf die Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen, zog seine Hand jedoch schnell wieder fort, als ihm seine Berührung bewusst wurde. Er schluckte. „Wir machen das schon, keine Sorge.“ Schnell stieg er in seinen Wagen und zog die Tür zu.

Jade winkte Jeremy, der sie vom Rücksitz aus anlachte. Sie strich mit den Fingern leicht über ihre Lippen, als der Wagen um die Ecke verschwunden war. Es war das erste Mal seit ihrem Wiedersehen in Tampa, dass Jon sie berührt hatte. Noch Minuten später konnte sie seine Finger auf ihren Lippen spüren und wünschte, dass das Gefühl nie wieder verschwinden würde.

Bereits eine Stunde später sah Jade Jons Wagen auf den Parkplatz vorfahren. Sie hatte sich gerade Teewasser aufgesetzt und stand am Küchenfenster. Alle Alarmglocken schrillten bei ihr los, als Jon Jeremy aus seinem Sitz holte. Der Junge hielt sich ein Kühlpack an die Stirn.

Jade sprintete zur Wohnungstür und riss sie umgehend auf. „Was ist passiert?“, rief sie aufgeregt und nahm ihm das Kind aus dem Arm.

Trotzdem Jon den Kopf gesenkt hielt und der Schirm seines Caps einen Schatten auf sein Gesicht fallen ließ, bemerkte Jade die aufgeplatzte Lippe. Jade hob sein Kinn an und sah zwischen ihm und Jeremy hin und her.

„Was ist passiert?“, wiederholte sie ängstlich. „Hattet ihr einen Unfall?“

Jade setzte Jeremy auf die Rückenlehne der Couch und nahm ihm das Kühlpack ab, um sich anzusehen, was sich darunter verbarg. Eine Beule mit einer Schramme kam zum Vorschein.

„So in der Art“, murmelte Jon und nahm sein Basecap ab.

„Hast du dich geschlagen?“ Jades Stimme überschlug sich fast, als sie das Veilchen an seinem linken Auge sah.

„Geschlagen ist so ein harter Ausdruck.“ Jon kratzte sich am Hinterkopf.

Jade nahm Jeremy wieder auf den Arm. „Erzähl mir sofort, was passiert ist“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Ach, so’n bescheuertes Kind hat Jeremy seine Metallschaufel über den Kopf gezogen“, erzählte Jon.

„Und? Weiter?“

„Ich bin hin und hab dem Rotzlöffel mal ein paar Takte gesteckt.“

Jade schloss für zwei Sekunden die Augen und atmete tief durch. „Weiter“, forderte sie auf.

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