Kapitel 8

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Den ganzen Tag wich mir Minho aus. Redete im Labyrinth kein Wort mit mir und sah mich nicht an. Ich versuchte es zu ignorieren, aber ich war es eben gewohnt, dass Minho an meiner Seite war. Was hatte ich denn falsch gemacht? Dieser Gedanke, dass es vielleicht ab jetzt für immer so laufen würde, nagte an mir und machte mich irre, aber ich traute mich nicht nach zu fragen, was sein Problem war. Für den Anfang würde es gehen.
Vielleicht war es wegen gestern. Der nicht vorhandene Kuss. Aber was war bitte falsch daran. Es war doch nichts geschehen?
„Was soll das Minho?“, sprach ich es am späten Nachmittag dann doch an. Neugier konnte eben Angst manchmal überdecken.  „Lass uns keine große Sache aus gestern machen. Es ist nichts passiert“, antwortete er. Er wurde immer schneller und hatte dann ein paar Meter Vorsprung. Heiliger Klonk! Seine Launen machten mich noch verrückt. Ich legte einen Zahn zu und hatte ihn fast eingeholt, da blieb er abrupt stehen und ich lief in ihn rein. Er drängte mich zurück an eine Wand. „Griever!“, flüsterte er und sah um die Ecke. Meine Augen weiteten sich und mein Atem hielt sich von selbst an. Panik machte mich bewegungsunfähig und meine Lungen erhielten keine Luft mehr. Verdammt, verdammt, verdammt!
Minho´s Hand umgriff mein Handgelenk und diese Stelle kribbelte leicht. Schlechter Zeitpunkt! Minho drängte mich in die entgegengesetzte Richtung aus die der Griever kam und wir liefen so leise wie möglich los. So weit wir konnten. Doch das metallische Geräusch, was das Vieh verursachte, kam immer näher. Es hatte uns also doch entdeckt. Scheibenhonig!
Diesmal würden wir das Biest so schnell nicht loswerden. Wir sprinteten beinahe und dennoch waren wir zu langsam. Der Griever tauchte vor uns auf. Ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Wir waren so gut wie tot. Minho nahm wieder mein Handgelenk und zog mich in eine andere Richtung. Wir rannten nach links, nach ein paar Metern wieder rechts und dann noch einmal links. Ich würde in so einer Situation kein klaren Gedanken fassen können. Doch Minho tat es. Wie schaffte er das nur? Irgendwann wurden wir langsamer. Das Geräusch, das uns so in Panik versetzt hatte, war verschwunden. Wir blieben endgültig stehen und sahen uns um. Nichts. Doch aus heiterem Himmel tropfte irgendetwas klebriges auf meinen Kopf und lief mir die Stirn runter. Igitt. „Minho!“, jammerte ich, bevor ich unter dem riesigen Biest begraben wurde. Der Angesprochene drehte sich um und sah mich mit großen Augen an. „Nein!“, hauchte er. Ich zückte mein Messer, wie genau ich dort ran gekommen war, wusste ich nicht, aber ich stach zu. So oft es ging. Das nenn ich Fraueninstinkt!Minho kam ebenfalls zu unserem Kaffee-Kränzchen und stieß dem Griever sein Messer ins Auge. Das Biest ließ von mir ganz kurz ab. Das war der Moment indem ich mit Minho´s Hilfe aufsprang und wir los rannten. Ich hörte den Griever noch kreischen. Schmerzvoll. Doch ich rannte nur noch schneller. Ich hatte noch nie so viel Angst gehabt, wie in diesem Moment. Aber der Hase war bekanntlich schneller als der Fuchs.
Wir waren gerade an der Lichtung angekommen, ließen uns ins Gras fallen, völlig erschöpft, da schlossen sich die Tore. Ich hatte vollkommen die Zeit vergessen. Minho atmete schwer. Mir ging es nicht anders. Der Schleim in meinem Haar war zwar schon getrocknet und in meinem Gesicht klebte auch nichts mehr, trotzdem war ich noch immer angewidert. Aber wir hatten diesen Klonk überlebt. Wir hatten es wirklich geschafft! „Minho, wir leben!“, lachte ich und sah ihn an. Er setzte sich auf, die Arme auf den Knien abgestützt und zupfte ein paar Grashalme ab. „Ich dachte, das Vieh würde dich töten“, gestand er und sah mich an, ein Glitzern in den Augen das alles übertraf, was ich an Besorgnis kannte. Ich setzte mich ebenfalls auf und legte meine Hand auf seinen Arm. „Ich lebe aber. Das tun wir beide. Wir haben dieses Ding überlebt!“, meinte ich triumphierend. „Immer optimistisch“, schmunzelte er und ich lachte. „Ich sollte mal das Zeug aus meinen Haaren waschen. Das ist ekelig“, meinte ich flüsternd und zupfte an meinem Ansatz. Insgeheim hoffte ich die Erinnerung mit abwaschen zu können. Das würde mir mindestens ein Monat Alpträume bescheren. „Du siehst so aber auch nicht schlecht aus“, entgegnete Minho sarkastisch und ich streckte ihm die Zunge raus. Er lachte leicht und stand dann auf, bevor er mir auf half. Als ich vor ihm stand, beugte er sich zu mir runter und sein Atem kitzelte meine Halsbeuge. „Schön das du noch lebst“, flüsterte er mir ins Ohr und ich bekam eine Gänsehaut. Was machte er nur mit mir?

„Newt?“, fragte ich als wir im Bett lagen und die Sterne durch die Fenster tanzten.
„Mh?“
„Wir haben ein gesehen.“
Er setzte sich sofort in seinem Bett auf und musterte mich. „Was?“
„Ein Griever“, erklärte ich. Viel lockerer als beabsichtigt. Er sollte nicht denken, dass es mich völlig kalt gelassen hatte. Ich mein, dem Tod zu entkommen, nimmt man nicht auf die leichte Schulter, oder? Ich zumindest nicht. Aber ich wollte auch nicht, dass Newt sich Sorgen machte. Mehr als bekanntlich sonst.
„Und ihr lebt noch?“, fragte er geschockt und kam zu mir ans Bett. „Ja, eigentlich wäre ich jetzt tot, wenn Minho nicht gewesen wäre“, flüsterte ich. Kaum zu glauben, dass dieser Strunk mich schon zum zweiten Mal gerettet hatte! Verdammt.
Newt nahm meine Hand in seine und sah mich stirnrunzelnd an. „Wenn du gestorben wärst. Das wäre das schlimmste, was man mir antun könnte. Du bist zu meiner besten Freundin geworden. Du bist unser Sonnenschein“, erklärte er und küsste meine Stirn. „Und ich bin tiefgründig?“, grinste ich ihn an. „Verdammter Klonk. Du wärst heut fast gestorben! Da darf ich das. Du wirst aus heiterem Himmel tiefgründig. Das erklärt auch deinen Namen!“, lachte er und legte sich wieder hin. „Das ist schon das zweite Mal, dass Minho dich gerettet hat!“, flüsterte Newt und ich sah ihn an. „Glaub mir, dass ist mir auch schon aufgefallen“, grinste ich und schlief dann ein. Natürlich blitzten Bilder vor meinen Augen auf, sobald ich sie schloss und so konnte ich kaum schlafen. Ich musste aber für morgen fit sein. Ich würde nicht mein Titel als Läuferin abgeben, nur weil es einmal ungemütlich wurde.

The Maze Runner ~ Minho/OC FF  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt