Kapitel 9

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6. September 2020
8 Monate bis zur Gegenwart

Die komplette Woche war unglaublich unangenehm gewesen. Nicht nur die Stimmung zwischen Markus und mir war angespannt, sondern auch das Verhältnis zu Anna und Thomas.

Mal ganz abgesehen von Markus' Vater und Viktoria.

Grundsätzlich hatte ich das Gefühl, dass ich von niemandem mehr erwünscht war und ich hatte mich schon lange nicht mehr so einsam unter Menschen gefühlt.

Das noch zu klärende Gespräch mit Markus hatte ich bewusst gemieden, auch wenn ich wusste, dass dies mehr als falsch von mir war. Schlicht und ergreifend passierte gerade so viel, dass ich überhaupt nicht mehr wusste, was ich fühlen oder denken sollte.

Die Sache mit meiner Mutter, Herr van Theumers Diagnose, die ich Markus verschweigen sollte, Viktoria und Philipp.. Es war beinahe aussichtslos und der Drang nach einem fluchtartigen Verschwinden wurde zunehmend größer.

Es war Samstag, 10:37 Uhr vormittags und ich wartete in einem ziemlich unbeliebten Cafè auf meine Mutter und ihren Freund. Das Lokal hatte ich bewusst ausgewählt, weil hier nie irgendjemand herkommen würde, den ich kannte.

Nervös wackelte ich mit meinem Knie auf und ab und warf einen Blick auf meine Handyuhr. Inständig hoffte ich, dass die beiden gar nicht zu dem vereinbarten Treffen auftauchen würden.

Immerhin hätten sie mir damit einen Großteil des künftigen Dramas erspart.

Ein ungeduldiger Seufzer verließ meine Lippen, als ich schließlich eine bekannte, weibliche Stimme hörte.

"Elena, Liebling."

Ich verkniff es mir, mit meinen Augen zu rollen und sah unbeeindruckt zu den beiden Personen auf, welche lächelnd vor meinem Tisch zum stehen kamen.

"Jochen, Anke.", begrüßte ich die beiden monoton, was meiner Mutter das Lächeln im Gesicht gefrieren ließ. Ihr grauhaariger Mann drückte sie sanft auf einen der Stühle gegenüber von mir und setzte sich danach neben sie.

Kurz war es still und ich verschränkte die Arme vor meiner Brust.

Jochen räusperte sich einmal, bevor er zu sprechen begann. "Ich möchte mich bei dir für die Unannehmlichkeiten entschuldigen. Gleichzeitig bin ich aber unendlich dankbar, dass du und dein Freund Markus..."

"Lass gut sein."

Ich holte ein Kuvert aus meiner Handtasche und schob es ihnen regelrecht mit einem kräftigen Stoß über die Tischplatte zu.

"6.000 Euro.", meinte ich etwas leiser und Jochen griff sofort nach dem Umschlag, bevor er ihn in seiner Jacke versteckte. "Ihr taucht nicht mehr auf und lasst mich und vor allem Markus ein für alle Mal in Ruhe. Das war der Deal.", zischte ich mit bemüht fester Stimme. Meine Augen wechselten mit giftigen Blick zwischen meiner Mutter und ihrem Alten-Neuen hin und her, welche bloß ruhig zurück schauten.

"Wir hatten nie vor, deinem Freund zu schaden, Liebling. Wir würden Theumer Junior sogar liebend gerne einmal persönlich kennen lernen. Wir könnten neu..."

"Ich denke nicht mal im Traum daran, in irgendeiner Weise auf heile Familie mit dir zu machen, Mum!", unterbrach ich sie.

Was bildete sie sich überhaupt ein?

"Du lässt mich mit 16 Jahren zurück bei deinem beschissenen Ehemann der zugleich mein beschissener Vater ist. Hast dich kein einziges Mal gemeldet und tauchst jetzt auf, weil du Geldnot hast!?" Der folgende gehässige Laut entwich mir fast von selbst. "Das haben du und Dad immerhin gemeinsam. Wenn es ums Geld geht, bin ich euch gut genug. Egal welche Konsequenzen es für mich hat, nicht wahr? Das ist so erbärmlich."

Ich verlieb/r mich nie wieder...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt