Kapitel 2

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20. Juli 2020
10 Monate bis zur Gegenwart

"Das tut mir wahnsinnig Leid.. ich.. habe keine Ahnung, wie das passieren konnte, Frank." Ratlos stand ich in dem Büro meines Chefs, welcher mich mit prüfenden Augen beobachtete, während ich überfordert durch die Akten vor mir blätterte. "Markus hat den Antrag unterzeichnet, ich dachte wirklich, dass er passt.", murmelte ich weiter und wechselte einen nervösen Blick mit dem Vater des Blonden.

Dieser hatte seine Hände auf dem streifenfreien Schreibtisch abgelegt und zog nach meiner letzten Aussage seine rechte Augenbraue nach oben.

"Ich möchte ehrlich nicht unhöflich klingen, Elena, aber ich denke du weißt am besten, dass Markus nicht die Zeit dafür hat, die ganzen Unterlagen Korrektur zu lesen, die ihr ihm täglich auf den Schreibtisch legt. Versuch also bitte nicht, Markus die Schuld für deinen Bockmist in die Schuhe zu schieben."

Herr van Theumers Stimmfarbe klang keineswegs sauer. Der strenge Unterton bereitete mir dennoch ein flaues Gefühl in der Magengegend.

Beschämt senkte ich meinen Kopf, was den Älteren dazu bewegte, sich leise seufzend nach hinten gegen seinen Bürostuhl zu lehnen.

"Das ist das vierte Mal in diesem Monat, dass ich eine Reklamation von Mandanten bekommen habe, weil irgendwelche Verträge oder Rechnungen nicht stimmen.", fing er an und ich hob vorsichtig meinen Kopf, um ihn ansehen zu können. "Ich weiß nicht, was mit mir los i..." Herr van Theumer machte eine Handbewegung, die mir zu verstehen gab, dass ich nichts sagen sollte. "Ich war immer sehr zufrieden mit deiner Arbeit, Elena. Du bist wahnsinnig engagiert und intelligent. Aber ich hoffe auch, dass dir klar ist, dass ich dich schon längst entlassen hätte, wenn du nicht die Freundin meines Sohnes wärst."

Ich schluckte einmal kräftig und Markus' Vater blickte mich ohne jegliche weitere Emotion an.

"Ich möchte den korrigierten Antrag noch vor unserer 15 Uhr-Besprechung auf meinem Schreibtisch liegen haben.", war alles, was er noch sagte. Als Antwort brachte ich nur ein schwaches Nicken zustande. Danach sammelte ich hastig die losen Blätter zusammen und flüchtete aus dem großen Büro.

Meine Unterlippe bebte und ich versuchte angestrengt die Tränen zurückzuhalten.

Auf dem Weg zu meiner Abteilung rannte ich ausgerechnet Markus in die Arme, welcher gerade glücklich von einem Termin zurückkam. Sein Lächeln verschwand schlagartig, als er meine glasigen Augen bemerkte und er schob mich kurzerhand in sein Büro.

"Was ist passiert?" 

Besorgt scannte er mich einmal von oben bis unten und strich mir eine wirre Haarsträhne aus den Augen. Der sanfte Ton in seiner Stimme bewirkte, dass ich mich ohne eine Erklärung gegen seine Brust warf und mein Gesicht fest in sein Hemd presste.

Überfordert schloss Markus seine Arme um meinen Körper und hielt mich einfach nur fest.

"Baby.. sprich mit mir. Bitte", flehte der Blonde.

Ich krallte meine Finger fester in seinen Rücken und schniefte einmal laut. Ich wusste, dass Markus nicht locker lassen würde. Allerdings wollte ich ihm aus Scham keinesfalls beichten, wie viel in letzter Zeit bei mir im Büro schief gelaufen war. Er hatte im Moment so viel mit der Kanzlei und seiner Weiterbildung zu tun, dass ich ihn ganz bestimmt nicht zusätzlich mit meiner belanglosen Heulerei belasten würde.

Ich spürte Markus' Finger an meiner Wange und löste daraufhin meinen Kopf leicht von seiner Brust. Das warme Braun seiner Augen strahlte mir besorgt entgegen und einen Moment verfluchte ich mich innerlich dafür, eine solche Szene veranstaltet zu haben.

Ich verlieb/r mich nie wieder...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt