Kapitel 15

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24. Dezember 2020
5 Monate bis zur Gegenwart

Sorgfältig wickelte ich das rot- und goldgestreifte Geschenkpapier um das Fotoalbum, welches ich Anna dieses Jahr zu Weihnachten schenken würde. Es war gerade noch rechtzeitig angeliefert worden und innerlich hatte ich mir schon ausgemalt, was ich ihr denn stattdessen kurzfristig besorgen sollte, wenn es erst nach Heilig Abend ankommen sollte.

Mit ein paar letzten Tesafilmstreifen fixierte ich die überstehenden Laschen und schnürte noch eine große Schleife um das Päckchen, bevor ich es zufrieden betrachtete. Hoffentlich war Anna nicht allzu enttäuscht über ihr Geschenk.

Ein Klopfen an der Tür des Gästezimmers ließ mich aufhorchen und Maxi steckte lächelnd seinen Kopf herein. "Hey.", meinte er und ich erwiderte sanft. "Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich gleich zu meinen Eltern losfahre. Ich bin am Sonntag zurück.", erklärte er und ich nickte wissend. "Sag ihnen schöne Weihnachten von mir." Maxi nickte einmal und kam dann langsam auf mich zu. "Sicher, dass du nicht mitkommen willst?", fragte er und schloss mich parallel in seine Arme, woraufhin ich mich kopfschüttelnd an ihn lehnte.

"Schon gut. Ich mach es mir hier gemütlich.", murmelte ich gegen seine Brust und Maxi seufzte leise aus. "Und wenn du zu Anna und Tom gehst? Anna freut sich sicherl..." "Tom ist noch immer nicht gut auf mich zu sprechen. Ich werde es überleben, Maxi. So besonders ist Weihnachten nun auch wieder nicht. Vor allem nicht für mich."

Der Dunkelhaarige strich mir noch einmal über meinen Rücken, bevor wir uns wieder voneinander lösten und er mir ein letztes Mal zunickte. "Na schön. Aber wenn was ist, dann rufst du sof.." "Bis Sonntag, Maxi.", unterbrach ich ihn schmunzelnd.

Maxi war in den letzten Wochen tatsächlich in die Rolle des großen Bruders geschlüpft, welchen ich nie hatte.

"Bis Sonntag.", verabschiedete sich Besagter ebenfalls von mir, bevor er aus dem Zimmer verschwand und die Tür wieder hinter sich schloss. Sein Weihnachtsgeschenk hatte ich ihm bereits gestern Abend heimlich in den Seitenbeutel seiner gepackten Sporttasche gesteckt.

Ich nahm Annas fertiges Geschenk und stellte es zu den restlichen drei eingewickelten Päckchen. Allesamt waren bereits mit kleinen Kärtchen beschriftet.

Lina, Edgar, Markus.

Letzteres war noch ein Spontankauf in dieser Woche gewesen. Nachdem Markus und ich am vergangenen Freitag bibbernd den Pool verlassen hatten, waren wir zügig in seine Wohnung verschwunden. Der Blonde hatte mir trockene Klamotten von sich geliehen und meine durchnässten währenddessen in den Trockner geschmissen. In der Küche haben wir anschließend einen warmen Kakao getrunken und uns angenehm unterhalten, bis er mich schließlich zu Maxi nach Hause gefahren hatte.

Obwohl Markus sich seitdem nicht mehr bei mir gemeldet hatte, machte ich mir keine größeren, negativen Gedanken darüber. Schließlich wusste ich, wie und wo wir beide aktuell miteinander standen. Und das reichte mir. Zu wissen, dass Markus mir eine zweite Chance gegeben hatte. Indirekt. Aber immerhin.

Seufzend schmiss ich mich rücklings auf die Matratze des Bettes und streckte meine Arme von mir. Markus' ausgeliehener, weißer Kapuzenpullover zierte -wieder- meinen Oberkörper und am liebsten hätte ich mir gestern eine Flasche seines Parfüms gekauft, nur um den Hoodie damit einsprühen zu können. Allerdings wäre das leider nicht dasselbe gewesen.

Gedankenversunken lag ich eine Weile da und starrte an die weiße Decke. Erst das leise Aufploppen meines Handys sorgte dafür, dass ich mich wieder in Bewegung setzte und nach dem Teil griff. Auf dem Display zeigte es mir eine neue Nachricht von Anna an, welche ich sofort öffnete. Automatisch schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen.

Ich verlieb/r mich nie wieder...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt