Kapitel 19

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30. Januar 2021
4 Monate bis zur Gegenwart

Verschlafen blinzelte ich, als an besagtem Samstagmorgen einige Sonnenstrahlen mein Gesicht kitzelten. Der Rolladen, welcher das Fenster von Maxis Gästezimmer abdunkelte, stand mit ein paar Schlitzen offen und ich gähnte einmal ausgiebig, bevor ich mich auf meinen Rücken rollte und eine Weile an die weiße Decke starrte.

Ich musste leicht lächeln, als ich eine Regung neben mir vernahm und sah daraufhin zur Seite. Markus lag seelenruhig neben mir und schlief noch immer tief und fest. Die Bettdecke war über unsere Körper ausgebreitet und er hatte sie im Schlaf bis zu seinem Kinn hochgezogen, sodass selbst seine Nase in dem weichen Stoff vergraben war. Die blonden Haare fielen ihm zerzaust auf die Stirn und ich drehte mich einmal, bevor ich noch etwas näher an ihn heran rutschte, um sie ihm vorsichtig aus dem Gesicht streichen zu können.

Gestern war kein leichter Tag für Markus gewesen. Der fünfte Todestag seiner Mutter hatte ihm und Herrn van Theumer Senior verständlicherweise wahnsinnig zugesetzt und einmal mehr verstand ich nun, weshalb der Blonde Ende Januar so sehr verfluchte.

Markus und seinen Vater kniend vor dem Grab von Tabea zu sehen, war ein herzzerreißender Anblick gewesen und ich hatte meine eigenen Tränen kaum unterdrücken können.

Wenn unsere Beziehung einen positiven Nutzen aus der ganzen Sache ziehen konnte, dann den, dass der Blonde endlich seine Mauern vor mir fallen gelassen hatte und es kam mehr als überraschend für mich, als er mir gestern sagte, dass er die Nacht über ungern in seiner eigenen Wohnung schlafen wollte. Kurzerhand hatte ich Maxi angerufen und ihm die Situation erklärt und der Brünette war der Letzte gewesen, der ein Problem darin sah, wenn einer seiner besten Freunde bei ihm nächtigen würde.

'Ich verstehe nicht, wieso du mich eigentlich überhaupt fragst, Elena. Markus ist wie ein Bruder für mich.', war alles, was durch den Lautsprecher meines Handys getönt hatte.

Die Sache war somit geklärt gewesen.

Gedankenversunken betrachtete ich Markus' entspanntes Gesicht. Ich war froh, dass er letzte Nacht überhaupt noch zur Ruhe gekommen war.

Zärtlich fuhr ich mit meinen Fingern die Konturen seines Gesichtes nach, bevor ich mich wie Markus tiefer unter die Decke und somit gleichzeitig mehr an seine warme Brust kuschelte. Der Herzschlag des Blonden pulsierte in einem gleichmäßigen Rhythmus und ich strich mit geschlossenen Augen über die nackte Haut seines Schlüsselbeines.

Das Verhältnis zwischen Markus und mir war seit unserer Aussprache am Pool unfassbar intensiv geworden. Noch vertrauter, als vorher. Und vor allem viel empfindsamer. Wir wussten sofort, wenn den anderen etwas beschäftigte. Redeten viel offener miteinander. Über unsere Ängste aber auch, wenn uns etwas stolz oder glücklich machte. Noch nie hatte ich einer Person so sehr vertraut, wie dem 26-jährigen und eines meiner Ziele war es, ihm endlich die Zuneigung zu geben, die ich so lange zurückgehalten hatte.

Ich öffnete erneut meine Augen, als sich ein Arm um meine Hüfte schlang und ich einen sanften Kuss auf meiner Stirn spürte. Alles, was ich jedoch aus meiner Perspektive sehen konnte, war Markus' Kinn, weshalb ich kurz schmunzeln musste.

"Guten Morgen.", hauchte ich leise in die Halsbeuge des Blonden, woraufhin nur ein müdes 'Mmh' zurückkam.

Vorsichtig löste ich mich etwas aus seinem Griff, um mit meinem Kopf so weit zurückzuweichen, damit ich ihm zumindest ins Gesicht sehen konnte. Es dauerte eine Weile, bis auch Markus seine Augen öffnete. Er lächelte mir kurz müde zu, bevor er sich auf seinen Rücken drehte und sich mit der Hand über seine Stirn wischte.

Ich stützte mein Kinn in meine Handfläche und betrachtete den Blonden schweigend. Markus drehte daraufhin auch seinen Kopf in meine Richtung und blickte einfach nur stumm zurück.

Ich verlieb/r mich nie wieder...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt