Kapitel 22

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24. Februar 2021
3 Monate bis zur Gegenwart

Sprachlos blickte ich auf das kleine Foto in meiner Hand und rutschte parallel noch etwas tiefer gegen die Lehne meines Stuhles. Markus hatte sich hinter mich gestellt und stützte kurzerhand sein Kinn auf meinem Kopf ab, um ebenfalls neugierig das rechteckige Bild zu betrachten.

Eine ganze Weile musterten wir schweigend den Ausdruck, bis ich mit meinen Augen über den Fotorand hinweg in die Gesichter von Maxi und Sophie lugte, welche uns nervös beobachteten.

"Unglaublich, oder?", unterbrach Maxi die Stille, als sich unsere Blicke trafen und ich nickte, während sich meine Mundwinkel zu einem leichten Lächeln formten.

Markus griff über meine Schulter und zog das Ultraschallbild vorsichtig aus meinen Fingern, um es sich nochmals genauer ansehen zu können.

Fasziniert starrte er auf den kleinen weißen Punkt in der Mitte.

Maxi bemerkte den Blick meines Freundes und begann, amüsiert zu schmunzeln. Auch Sophie legte ihren Kopf grinsend zur Seite.

"Du siehst fast stolzer aus, als ich, Theumer.", meinte Maxi belustigt, woraufhin Markus augenrollend das Foto vor uns auf dem Tisch ablegte und auch ich mich bemühen musste, nicht laut loszulachen.

"Ha, Ha.", murmelte der Blonde monoton und fuhr sich durch seine Haare, bevor er mir deutete, ihm sein Glas zu reichen, während Sophie weitersprach.

"Ach Markus, hab dich nicht so. Wo ist mein entspannter Vorgesetzter abgeblieben?"

Markus setzte das Glas von seinen Lippen ab und zog urteilend seine rechte Augenbraue nach oben, bevor er antwortete.

"Er sitzt wahrscheinlich noch im Büro fest.", witzelte er trocken, woraufhin Maxi einen unauffälligen Blick mit mir austauschte und Sophie mit ihrem Daumen und Zeigefinger eine Lippen-abschließende Bewegung vor ihrem Mund machte.

Ich legte meinen Kopf in den Nacken und sah zu Markus hoch. Dieser kippte sich gerade auch den letzten Inhalt seines Wasserglases in den Rachen und schaute mich dann ausdruckslos an.

Der Blonde war die ganze Woche schon unglaublich schlecht gelaunt gewesen. Beinahe auf jede Frage oder Aussage hatte er schnippisch oder gereizt reagiert. Er hatte sogar noch versucht, seine miserable Laune abzustreiten, als ich ihn gestern Abend in einer ruhigen Minute darauf angesprochen hatte, doch ich war hartnäckig geblieben.

Angeblich war der Grund der, dass die Zusammenarbeit mit der Kanzlei in Amsterdam dermaßen aus dem Ruder zu laufen schien, sodass im Moment jegliche Arbeit wieder an Markus hängen blieb, obwohl dieser genug mit München und den anderen Kanzleien in Hannover, Gubin und Frankfurt um die Ohren hatte.

Eindringlich sah ich Markus an, welcher zu verstehen schien, was ich ihm mitteilen wollte. Er seufzte leise und wandte sich wieder an seine schwangere Sekretärin.

"Entschuldige, Sophie. Ich wollte meine Laune nicht an dir auslassen."

Zufrieden blickte ich wieder zu Maxi und der 24-Jährigen. Letztere schmunzelte nur, während sie Markus mit einer abwinkenden Handbewegung wissen ließ, dass sie es nicht persönlich nahm.

"Ich freu mich wirklich für euch, Leute. Vor allem, weil ihr jetzt Gewissheit habt, dass es tatsächlich euer Baby ist.", ergänzte der Blonde, woraufhin Maxi und Sophie sich lächelnd ansahen.

Gerührt stützte ich mein Kinn in meine Handflächen, als ich dabei zuschaute, wie bei den beiden regelrecht die Funken sprühten.

Das Baby in Sophies Bauch hatte sich nach dem Vaterschaftstest glatt wirklich als Maxis herausgestellt und obwohl der Bänker anfangs unheimlichen Respekt vor der Aufgabe als werdender Vater hatte, war er mittlerweile mehr als bereit für diesen neuen Abschnitt. Vor allem, weil Sophie sich vor ein paar Tagen, nachdem die beiden von der Klinik angerufen worden sind, endgültig von Paul getrennt hatte.

Ich verlieb/r mich nie wieder...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt