Kapitel 16

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31. Dezember 2020
5 Monate bis zur Gegenwart

"Bitteschön, drei Fluter für drei hübsche Ladies." Der Barkeeper aus dem Einser, welcher ausnahmsweise nicht Leo war, schob Lina, Anna und mir die bestellten Gläser zu und zwinkerte flirtend, bevor er sich umdrehte und sich den anderen Gästen widmete.

"Wo haben sie denn den eingebildeten Typen bloß wieder aufgegabelt.", meinte Lina kopfschüttelnd über die Musik hinweg und Anna grinste. Die Brünette hielt als Antwort einfach ihr Getränk in die Luft und Lina und ich stießen mit ihr an. Die kalte Flüssigkeit brannte meinen Hals hinunter und der scharfe Geschmack des Alkohols verleihte mir eine leichte Gänsehaut auf meinen Armen.

Es war der 31. Dezember, vielleicht kurz nach Neun Uhr abends. Anna und Lina hatten mich dazu überredet, das neue Jahr lautstark mit ihnen im Einser reinzufeiern und ich hatte mich nicht einmal dagegen gesträubt. Ich hatte sogar ernsthaft Lust gehabt und konnte es innerlich gar nicht mehr abwarten, dieses beschissene Jahr endlich hinter mir zu lassen.

Das Familienessen bei den Theumers hatte nach Markus' und meiner Rückkehr noch gute zwei Stunden gedauert. Solange, bis sich Oma Irmi als erstes ins Bett verabschiedet hatte, was schließlich auch der Anlass (oder die herbeigesehnte Erlösung) dafür gewesen war, dass Markus und ich kurz darauf regelrecht geflüchtet waren. Markus hatte mir dann noch ein Taxi besorgt und auch, wenn ich ein klein wenig enttäuscht war, dass er damit indirekt Preis gegeben hatte, dass er nicht wollte, dass ich bei ihm übernachtete, war der Abend unglaublich gut verlaufen. Für uns beide. Und darauf konnten wir auf jeden Fall aufbauen.

"Ahhh, das ist 'Sixteen Shots'!!", kreischte Anna plötzlich neben mir und ich musste zwei, drei Mal blinzeln, um geistig wieder im Club anzukommen. Einige Leute auf der Tanzfläche hatten dieselbe Reaktion, wie meine beste Freundin und jubelten lautstark, als die ersten Töne des Stefflon Don Songs aus den Boxen ertönte. "Ich lieeeebe dieses Lied!", rief Anna und begann, im Takt der Musik zu wippen, während Lina und ich sie nur belustigt dabei beobachteten. "Los! Wir müssen auch dahin!", meinte Thomas' Freundin energisch und deutete in Richtung der Tanzfläche. Sie packte Lina am Arm und nickte mir zu, woraufhin ich nur mit dem Kopf schüttelte. "Ich warte hier auf euch." Anna sah mich schmollend an, zuckte dann allerdings mit ihren Schultern und schob stattdessen Lina auf die tanzende Menge zu.

Amüsiert schlürfte ich an meinem Strohhalm und horchte dem dröhnenden Beat. Nebenbei ließ ich meine Augen über die hunderten Anwesenden gleiten, bis ich schließlich verwundert an zwei mir nur allzu bekannten Gesichtern hängen blieb.

Markus und Viktoria.

Die beiden standen etwas abseits der Tanzfläche an einer Wand und noch dazu für meinen Geschmack viel zu eng beieinander. Sie unterhielten sich angeregt und Markus warf in diesem Augenblick lachend seinen Kopf in den Nacken, woraufhin Viktoria schmunzelnd einen Schluck aus ihrer Flasche nahm. Der Blonde wandte seinen Blick wieder zurück auf seine Ex-Freundin und die Dunkelhaarige legte grinsend ihren Kopf leicht schief. Ich musste einmal kräftig schlucken. Ich wusste, dass ich kein Recht hatte, eifersüchtig zu sein. Der Blonde konnte machen, was er wollte. Doch trotzdem stach bei dem Anblick etwas mächtig in meiner Brustregion.

Markus und ich gehörten zusammen. Selbst jetzt. Obwohl wir nicht zusammen waren.

Ein erneuter Blick auf die beiden ließ mich sehnsüchtig seufzen. Mein Plan war es, mich zu Anna und Lina zu gesellen und mich etwas abzulenken, jedoch erschrak ich an Ort und Stelle, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.

"Läufst du deswegen jetzt wieder Amok?"

Überrascht drehte ich mich um und starrte in die Augen von Thomas, welcher mich bereits mit hochgezogener Augenbraue anschaute und nebenbei an seiner Bierflasche nippte. Perplex sah ich in sein Gesicht und runzelte dann meine Stirn. "Wie meinst d..." "Was ich meine ist, dass es langsam an der Zeit ist, zu rallen, dass Markus verdammt noch mal mehr wert ist, als ständiges Drama. ", unterbrach Tom mich aprubt. Ich presste meine Lippen aufeinander und schwieg, während Annas Freund fortfuhr.

Ich verlieb/r mich nie wieder...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt