1.

352 20 8
                                    

y/n pov.

,,Boss?"

,,Boss?"

,,Y/N!?"

,,Huh?"

Ich sah auf, sah meine Mitglieder, welche mich erwartungsvoll ansahen. Ich seufzte, rieb mir über mein müdes Gesicht. Ich stand von den alten Steintreppen auf, blinzelte.

,,Es freut mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Heute haben wir uns hier versammelt, um unseren früheren Anführer Naoi Yota die letzte Ehre zu erweisen", sprach ich im lauten Ton.

Bei uns war es üblich, wenn jemand in der Gang oder im Bekanntenkreis verstarb, dass wir gemeinsam Abschied nahmen. Die Zeramonie verlief immer nach dem selben Prinzip. Bei unserem Treffpunkt - eine alte Lagerhalle - stellte jeder ein Teelicht auf die Steintreppe. Danach verbeugte man sich.

Nachdem die Zeramonie vorbei war, verabschiedeten sich meine Mitglieder, nur noch ich und die neue Vize-Anführerin waren hier.

,,Was wirst du jetzt tun, als Anführerin der Black Angels?", fragte mich die Brünett, pustete die Teelichter aus und warf sie anschließend in eine Plastiktüte. Ich sah auf den verdreckten Boden. 

Mein schwarzer Mantel hing über meinen Schultern. Unsere Uniform, bestand aus einer schwarzen Jogginghose, schwarzen Schuhen, einer schwarzen Bluse und einer schwarzen Jacke mit der Aufschrift Black Angels, darunter war eine weiße Feder und an der linken Seite, stand der Rang und die Division des Mitglieds.

,,Ich weiß es nicht. Das wir unseren Anführer und einen unserer besten Kämpfer verloren haben, wird schnell die Runde machen, dazu bin ich nicht als Anführerin sondern eher als Beraterin fähig. Ich hatte eine Idee, aber ich bin mir nicht sicher, ob unsere Leute zustimmen werden", murmelte ich, half ihr beim Aufräumen.

,,Da hast du recht, was war deine Idee?"

,,Hast du schon mal von der Tokyo-Manji-Gang gehört?"

,,Klar, wieso?"

,,Es gibt zwar durchaus stärkere Gangs, aber Toman pflegt ähnliche Prioritäten wie wir."

Sie stoppte in ihren Bewegungen.

,,Sag bloss du willst dich mit Toman zusammenschließen?"

Ich lachte auf, schüttelte den Kopf.

,,Ich wollte mich erst einmal mit dem Boss aussprechen und dann sehen wir weiter."

,,Na dann wünsche ich dir viel Glück. Aber mach' dir keine Sorgen, egal wo du unser Gang hinführen willst, wir vertrauen dir und werden dir folgen", sprach sie mir aufmunternd zu, weshalb ich leicht lächeln musste.

,,Ich danke dir Liz."

Sie wank ab.

Nachdem wir alles aufgeräumt hatten, warfen wir die Teelichter in den Müll und wir verabschiedeten uns. 

,,Komm gut nach Hause", rief ich, bevor sie auf ihr Motorrad stieg.

,,Danke du auch."

Ich nickte, sah ihr hinterher, bis sie in der dunklen Nacht verschwand. Ich ging zu meinem Motorrad, stieg auf dieses und fuhr ebenfalls nach Hause.

Zu Hause angekommen, brachte ich mein Bike in die Garage, ging zu meiner Wohnung und schloss diese auf. Es war eine sehr kleine Wohnung. Es gab Küche, Bad, Wohnzimmer und ein Schlafzimmer.

Meine Schuhe zog ich aus, stellte sie in den Flur. Den Mantel hing ich an den Haken, holte aus meinem Zimmer frische Kleidung und ging ins Badezimmer. Ich sah in den Spiegel. Dunkle Ringe lagen unter meinem a/f Augen. Meine Haut war blasser als sonst. Das Ganze nahm mich mehr mit, als es sollte.

Naoi war mein bester Freund. Er hatte die Gang gegründet. Ich war seine rechte Hand und sein kühler Kopf -  zumindest hatte ich den kühleren Kopf als er. Ich kannte ihn seit ich 6 Jahre alt war. Er war bei einem Motorradunfall gestorben. Ich war an dem Tag dabei und sah ihn sterben.

Ich seufzte. Ich sollte jetzt nicht daran denken. Die Gang hatte Vorrang. Ich durfte nicht zu lassen, dass die Gang wegen meiner Trauer und Unfähigkeit in Gefahr kam. Ich musste der Gang Sicherheit bieten und da kam die Tokyo-Manji-Gang ins Spiel. Ich hatte viel über die Gang gehört und das Loyalität an vorderster Stelle stand. Dazu war Mikey soweit ich es mitbekam ein sehr guter Anführer. 

Irgendwie musste ich den 16 jährigen davon überzeugen, meine Leute bei sich aufzunehmen. Ich konnte den Black Angels nicht das bieten, was sie brauchten. Ich war nicht in der Lage 50 Leute zu führen und ihnen eine Zukunft zu bieten. 

Ich stützte mich am Waschbecken ab, atmete tief durch. Ich würde das schon schaffen. So schwer konnte das schon nicht werden.

Ich löste mich, zog mir meine Kleidung aus und warf sie in die Wäsche, danach stieg ich in die Dusche, schaltete das Wasser an. Es war eiskalt, aber ich konnte mir kein warmes Wasser leisten, der Storm fraß schon genug Geld - von meinem Motorrad mal ganz zu schweigen.

Nach einer kalten und unerholsamen Dusche, zog ich mir meine Kleidung zum Schlafen an. Danach putzte ich mir die Zähne, trocknete meine Haare und ging in mein Zimmer. Ich schmiss mich in mein Bett, schloss meine Augen.

Einschlafen konnte ich nicht. Meine Gedanken plagten mich zu sehr. Ich machte mir Vorwürfe. War es nicht irgendwo meine Schuld, dass er starb? Ich war doch an jenem Tag da, ich hätte ihm doch irgendwie helfen können. Mir hätte doch auffallen müssen, dass dieser verschissene LKW-Fahrer über rot fuhr. Ich hatte es bemerken müssen.

,,Verdammt!", schrie ich, richtete mich auf. Ich lehnte mich an die kalte Wand, schloss meine Augen. Seither hatte ich kaum ein Auge zu bekommen. Der Unfall war knapp 2 Wochen her.

Ich stand auf, zog mich erneut um. Nun trug ich eine schwarze Cargo-Hose, einen olivgrünen engen Rollkragenpullover und darüber zog ich eine schwarze Bomberjacke an. Ich schnappte mir mein Handy und meinen Schlüssel, holte mein Bike aus der Garage.

Ich fuhr durch die dunklen Straßen, machte an einer Tankstelle halt. Ich stellte mein Bike ab, fing an es zu putzen und zu polieren. Ich hatte eh nichts zu tun, da konnte ich mich auch um mein Motorrad kümmern. Nachdem ich es auf hochglanz polierte, kramte ich in meiner Jacke nach Geld, fand tatsächlich welches - für einen Kaffee müsste es reichen.

Ich betrat die Tankstelle, holte mir einen Kaffee und bezahlte diesen. Danach setzte ich mich an den Bürgersteig, öffnete die Dose und nahm den ersten Schluck. Ich sah auf die Straße. Autos fuhren vorbei und man hörte das leise Rascheln der Bäume. Ich nippte an meinem Getränk, ging meinen Plan durch. 

An meiner Schule gab es einen Jungen Namens Takemichi und ihn wollte ich fragen, ob er mir ein Treffen mit Mikey organisieren könnte. Denn ich war mir sicher, dass der Boss von Toman es nicht gutheißen würde, wenn ich einfach so aufkreuzen würde und ein Gespräch mit ihm suchen würde. Es war besser, wenn einer seiner Leute mir dabei half.

Nachdem ich den Kaffee austrank, schmiss ich die Dose in den Müll, ging wieder zu meinem Bike, setzte mich auf dieses und fuhr los. Wohin wusste ich noch nicht genau. Wir hatten es etwa 4 Uhr morgens. Hieß ich hatte von ein bisschen Zeit. Ich wollte Takemichi eh erst nach der Schule abfangen.

Die Nacht und den Morgen vertrieb ich mir mit Motorrad fahren und Nachdenken. Mittlerweile hatten wir es kurz vor 12. Ich wollte meine Gang Kleidung anziehen. Ich wollte nicht in Zivil aufkreuzen. Ich war mir eh nicht sicher, ob man mich als Mädchen ernstnehmen wird. Ich hoffte es, denn ich wollte keinen Streit mit Toman anzetteln.

Mein Motorrad ließ ich stehen, begab mich in meine Wohnung, zog mir meine Gang-Kleidung an. Meine Haare bandt ich zu einem tiefen Dutt, versuchte meine Augenringe zu überschminken, was nicht wirklich klappte. Ich hatte noch nie das Händchen für Schminke. Seufzend ließ ich den Blender sinken, es würde wohl nichts bringen, aber immerhin sah ich nicht mehr ganz so scheußlich aus.

Danach stieg ich wieder auf mein Bike, fuhr zu meiner Schule. 

Meine Suzuki stellte ich ab, betrat das Gelände und sah die Person, welche ein entscheidener Dreh und Angelpunkt für die Zukunft der Black Angels sein würde.

𝐿𝑒𝑎𝑑𝑒𝑟𝑠ᴹᴵᴷᴱʸ ˣ ᴿᴱᴬᴰᴱᴿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt