11. Juni 2011

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Tsukishima POV

Wenn ich gedacht habe, der Abend vorher habe schon das Maß aller Dinge gesprengt, so muss ich mich geirrt haben, denn am nächsten Morgen werde ich von einem ohrenbetäubenden Weinen eines Kindes geweckt.

Immer noch sichtlich verwirrt und verschlafen kann ich das Geschrei erst gar nicht ausmachen, doch dann konzentriere ich mich ein wenig und es hört sich an wie die 5-jährige Aiko, welche drei Häuser neben uns wohnte. Doch warum weint sie? Normalerweise ist Aiko ein sehr fröhliches und ausgeglichenes Kind.

„MAMAAAAA", ruft sie immer wieder nach Frau Kobayashi „MEIN BOBBY", dann höre ich eine Weile nichts, weil sie in einem Meer aus Tränen auszubrechen scheint. Etwas träge stehe ich auf, schiebe die Vorhänge beiseite und sehe wie die Kleine vor unserem Garten steht und versucht etwas aus unserer Hecke zu ziehen. Moment... lag da nicht?

„Tsukishima?", gähnend reibt sich Akaashi den letzten Schlaf aus den Augen und schaut zu mir zum Fenster. Er hatte die letzte Nacht bei mir im Zimmer auf einem Futon geschlafen „Was ist denn da draußen los?"

„Ich bin mir nicht ganz sicher, allerdings", damit schiebe ich meine Vorhänge wieder zurück „habe ich das dringende Bedürfnis Bokuto umzubringen", mit diesen Worten verlasse ich mein Zimmer und stampfe wütend die Treppe nach unten herunter.

Nachdem ich mich ein wenig umgesehen habe, sehe ich ihn neben Kuroo auf dem Sofa liegen und friedlich schlafen.

„EY", zerre ich an einer Hand, wodurch er seinen Halt verliert und lautstark mit dem Fußboden Bekanntschaft macht „kann das sein, dass du Kackspast das Bobbycar von Aiko geklaut hast?", schreie ich ihn an. Völlig neben der Spur starrt er mich an und reibt sich genervt seinen Hinterkopf. Geschieht ihm recht!

Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen, wobei ich befürchte bei ihm ist dies schon lange vorbei.

„Wer ist denn Aiko?", murmelt Kuroo verschlafen, streckt und richtet sich auf.

„Das Nachbarskind, dem ihr das Bobbycar geklaut habt und wahrscheinlich zu Schrott gefahren habt", meine ich und verschränke angepisst die Hände vor meiner Brust. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Wie dumm sind die beiden eigentlich?

„Ich? Ne ich habe damit gar nichts zu tun. Soweit ich weiß, sind dein Bruder und Bokuto auf diese Idee gekommen."

Mein Bruder? Das hätte ich mir auch gleich denken können...

„Und wo ist Akiteru?"

„Woher soll ich das denn wissen? Und könntest du mal etwas weniger schreien, Krähe? Man, ich habe Kopfschmerzen...", hält der Schwarzhaarige sich die Ohren zu, doch noch bevor er sich wieder hinlegen kann, ziehe ich auch ihn vom Sofa und stampfe wütend wieder nach oben, um zu sehen, ob Akiteru in seinem alten Zimmer war.

Doch komme ich gar nicht erst dazu ihn zu suchen, da höre ich schon das nächste Kind schreien „MAMA! PAPA! DA LIEGT WAS IN MEINEM HAUS!"

Was in Gottes Namen ist hier eigentlich los? Auf dem Treppenansatz mache ich Kehr, öffne die Haustür und sehe, wie Familie Takahashi gerade Nishinoya und Tanaka eine Standpauke hält, welche sich gewaschen hatte. Warum schliefen die beiden denn bitte draußen, wir hatten doch genug Platz hier.

„VERDAMMT!", schreit dann auch noch Herr Suzuki von nebenan „Wer zur Hölle hat mein Auto mit Klopapier zu gepflastert?"

Eigentlich beabsichtigt ich gar nicht hinzusehen, doch ich muss sagen der Anblick bringt mich schon ein wenig zum Schmunzeln. Irgendwie hatte Herr Suzuki das verdient, denn keiner konnte diesen so wirklich leiden. Doch wer kam auf so eine Idee?

„HAHA!", höre ich dann Tanaka neben mir lachen und im selben Moment legt dieser einen Arm um meine Schulter „Das Gesicht von deinem Nachbarn ist wirklich klasse."

Das ist doch alles nicht deren Ernst.

Anmerkung an mich selbst: keine Partys mehr.

Ich muss sicherlich nicht erwähnen, dass meine Eltern alles andere als erfreut darüber gewesen waren. Selbst mein Vater rief nach einer halben Ewigkeit mal wieder an und hielt mir eine Ansprache, dabei konnte ich doch wirklich nichts dafür.

Und Akiteru? Ja, der feine Herr ist morgens noch zum Studentenwohnheim gefahren und hatte sich aus dem Staub gemacht. Es war alles wie immer, er hatte sich verzogen und nichts deutete darauf hin, dass er einen Großteil der Schuld daran hatte.

Man wird geboren aus dem Nichts,
man wird gestorben in das Nichts,
man wird gelebt - in einmal Leben.

Herbert Schilling

Der Mond, die Offenbarung & das SterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt