06.Dezember 2011

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Tsukishima POV

Ich habe Angst.

Ich habe Angst, vor dem Moment, wo ich für immer meine Augen schließen werde.

Was ist, wenn ich vergessen werde? Wenn ich allein sterben muss?

Ich bin doch gerade erst 16 Jahre alt und doch läuft, der Sand durch meine Sanduhr schneller, als dieser sollte.

Zwar gehe ich noch in die High-School, versuche so oft es geht am Training teilzunehmen, doch schwächt dieses mich immer mehr. Anfangs konnte ich noch gut mithalten, doch mittlerweile sitze ich ab der Hälfte auf der Bank, schaue den anderen bei ihrem Sport zu und frage mich wie lange ich das hier noch machen kann?

Wann würden Daichi und Sugawara mich aus dem Team werfen, mich ersetzten?

Bis vor ein paar Monaten wären es mir egal gewesen, doch jetzt will ich es nicht mehr. Ich will dabei sein dürfen.

Ein normales Leben führen, meine Jugend genießen.

Doch schaffe ich es nicht mehr. Mein Körper hört nicht auf mich. Er weigert sich einfach.

„Was haltet ihr davon, wenn wir heute das Training früher beendet?", richtet Daichi sein Wort an das Team. Diese schauen ihn erst verwundert an, doch dann schweigen sie, als sie sehen, wie ich auf der Bank sitze und gedankenverloren in die Gegend schaue.

„Wir könnten doch mal einen Ausflug in das Aquarium machen. Tut eure Bildung auch mal ganz gut", zwinkert Sugawara.

Ein Ausflug? Ob ich wohl mitsollte?

„Tsukki?", kommt Hinata auf mich zu. Seit einer Weile dulde ich es, das dieser mich bei diesem Spitznamen nennt. Es gibt weitaus schlimmere Dinge als einen Spitznamen, den man nicht mochte. „Du kommst doch mit, oder?", grinst er.

„Ich denke schon."

„Natürlich kommt er mit Hinata Boke!", zischt Kageyama. „Können Sie uns fahren, Coach Ukai?"

Das Verhältnis mit Kageyama ist besser geworden, er ist zwar auf eine Art und Weise immer noch fies zu mir, aber wohl eher aus dem Grund heraus, um es so normal wie möglich zwischen uns zu machen.

„Ich organisiere einen Bus, Jungs", mit diesen Worten geht Ukai aus der Halle, wahrscheinlich um ein Fahrzeug zu suchen. Denn zu Fuß wäre der Weg zu weit für mich.

Am Eingang bezahlt unser Coach für uns alle „Viel Spaß. Ich hole euch in 5 Stunden wieder ab", mit diesen Worten verschwindet er.

Das Ganze ist auf mehreren Etagen verteilt. Von außen gleicht es eher einem alten Gebäude, was etwas in die Jahre gekommen ist, doch ist im Inneren nichts mehr von diesem übrig. Die Becken sind hübsch und riesig. Geben uns allen einen guten Einblick in die Unterwasserwelt.

Und ich vergesse meine Sorgen.

Dort gibt es ein riesiges Becken, wo ein kleiner Wasserfall immer wieder frisches Wasser hineinbefördert und den Lebewesen den nötigen Sauerstoff bringt. Von außen ist es mit einer Glaswand verkleidet, sodass ich einen guten Blick auf die Fische habe.

„Störe", sagt Yamaguchi zu mir, „und schau mal, da ist ein noch größerer", dabei zeigt er auf das große Tier, was etwas weiter am Boden liegt.

„Schöne Tiere."

Am Boden befindet sich Kies und kleine Pflanzen. Den Fischen scheint es gar nichts zu machen, dass hier so viele Menschen sind, auch die Lautstärke scheint völlig in Ordnung für diese zu sein. Sie schwimmen einfach und machen ihr Ding.

Beneidenswert.

Das erinnert mich ein wenig an den Sommerurlaub mit Akaashi, wo wir gemeinsam Schnorcheln waren.

„Das mit dem Tauchen wird wohl nichts mehr", flüstere ich.

„Hast du was gesagt, Tsukki?"

„Alles gut, Tadashi."

Man versuchte die Fische in ihren möglichst normalen Lebensraum zu präsentieren. Viele Äste und Steine gaben ihnen die nötigen Versteckmöglichkeiten.

„Schau mal, da ist Nemo", ruft Hinata aufgeregt und zeigt auf einen Clownfisch „Das sind Clownfische, du Idiot", klärt Kageyama diesen dann auf und zeigt auf das Schild.

„Sag ich doch Nemo", trällert er fröhlich „WOW schau mal hier!"

Wie unbeschwert dieser Junge doch sein konnte.

Ich wurde an diesem Tag sogar Zeug einer Seepferchen Geburt.

„Seepferdchen gehören zu der Gattung der Knochenfische", las Sugawara vor und setzte sich neben mir auf die Bank. „Sie ähneln eigentlich mehr einem Pferd, statt einem Fisch, wenn man sich den Kopf so ansieht. Oder findest du nicht Tsukishima?"

„Ja stimmt."

„Ich meine sogar, sie sind mit einer der wenigen Lebewesen, wo der Mann die Kinder austrägt."

„Zum Glück ist das so. Mich würde es belasten, wenn ich schwanger werden könnte", sagt Daichi dann und streichelt behutsam über den Kopf seines Freundes. Die beiden haben wirklich wahnsinnig Glück jemanden gefunden zu haben.

Ein weiterer Tag neigt sich dem Ende zu.

Doch auch wenn ich kaputt bin, ist er doch schön gewesen.

Das Leben ist schön!

Wie im Nehmen so im Geben

galt das schöne Gleichgewichtals Gesetz für unser Leben.Einer war des anderen Licht.

Theodor Heuss

Der Mond, die Offenbarung & das SterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt