19. Mai 2011

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Akaashi POV

Meine Mutter ist nun schon fast 24 Stunden auf der Arbeit. Oft fühle ich mich deswegen vernachlässigt von ihr, da sie mehr Zeit auf der Arbeit verbringt als mit ihrer Familie. Auch wenn ich weiß, dass sie einen guten Job macht und die Patienten es dort schätzen, wenn sie für sie da ist, so kann ich es trotzdem nicht ganz verstehen, wieso wir als ihre Familie immer hinten anstehen.

Als ich noch kleiner gewesen bin, war es tatsächlich schlimmer für mich gewesen. Allerdings würde ich nicht behaupten, dass es für mich mittlerweile in Ordnung ist, wenn sie wieder einmal nicht zum Abendessen nach Hause kommt und ich stattdessen am Herd stehe, um für meinen Vater und mich zumindest eine warme Mahlzeit zubereite.

Mein Vater kommt jeden Tag pünktlich um 17 Uhr nach Hause, denn er arbeitet als Busfahrer. Einen kleinen Luxus hat das Ganze, denn so konnte ich immer jeden morgen bequem mit diesem zur Schule fahren, musste mich nicht an der Haltestelle darum prügeln, wer den besten Platz bekommt. Genau von diesem Vorteil profitiert auch Bokuto-san, denn dieser kam oft auf den letzten Drücker oder sogar ein paar Minuten zu spät. Frühes Aufstehen liegt unserem Captain nämlich nicht. Wenn er nicht seine Mutter hätte, welche ihn jeden Tag mit Ach und Krach aus dem Bett wirft, dann würde er es wahrscheinlich gerade so zum nachmittags Training schaffen. Bokuto-san ist einfach ziemlich zerstreut. Meistens sitzt er dann kauend neben mir, mit einem seiner geliebten Wurstbrote seiner Mutter und lobt diese immer in den höchsten Tönen. Tja, es hatte somit was Gutes, wenn die Mutter zu Hause war und einem das Essen machte und sei es auch nur so ein bescheuertes Wurstbrot.

„Es tut mir so leid", höre ich die Haustür aufspringen, als ich gerade die Nudeln vom Herd nehmen will, um diese auf den Tisch zu stellen. Sie kam endlich nach Hause.

„Hallo Mutter", erwidere ich ihr und greife nach einem weiteren Teller aus unserem Schrank, um auch für sie zu decken.

„Oh Keiji, du hast schon das Essen gemacht. Du bist wirklich ein Schatz", meint sie dann und setzt sich an den gedeckten Tisch. Ihre Augen sind von dunklen Augenrändern gezeichnet, auch wirkt sie ziemlich ausgelaugt auf mich.

„Ich habe auch keine andere Wahl", nuschele ich und nehme mir eine Kelle von den Nudeln.

„Es war mir nicht möglich gewesen, eher zurückzukommen. Die kleine Amy ist heute Nacht verstorben", erzählt sie traurig und mein Vater nimmt die Hand meiner Mutter in seine und streichelt beruhigend mit dem Daumen über ihren Handrücken. Dieser Job setzte ihr mittlerweile ziemlich hart zu.

„Was hatte Amy denn?", frage ich und drehe die Spaghetti auf meinem Löffeln mit der Gabel auf.

„Leukämie. Dabei war sie gerade einmal 6 Jahre alt. Und ihre Familie ist sie schon länger nicht besuchen gekommen, ich verstehe nicht, wie man so grausam zu seinem eigenen Kind sein kann."

Und da ist sie wieder, diese bösartige Krankheit, von der ich weiß, dass es sie gibt, aber einfach kaum eine Ahnung habe, wie schwer diese sein kann. Wie es wohl sein musste zu sterben?

„Mama?", frage ich nach einer Weile des Schweigens „Stirbt man immer an Leukämie?"

Etwas schockiert schaut sie mich an, doch dann schüttelt sie den Kopf „Nein, nur weil du Leukämie hast, musst du nicht sterben, aber oftmals schlagen die Chemotherapien nicht an, oder du findest keinen Stammzellenspender. Oder wie im Fall von Amy bekommst du eine Lungenentzündung und dein Körper ist zu schwach dagegen an zuarbeiten", dabei versucht sie mit ihren Augen zu blinzeln, um ihre Tränen zu verstecken „Amy hat es nicht geschafft, was aber nicht bedeutet, dass man automatisch daran stirbt, Keiji."

„Ich habe einen Jungen im Trainingscamp kennengelernt", erzähle ich meinen Eltern dann „und er hatte auch mit 6 Jahren die Diagnose bekommen. Allerdings ist das nun 9 Jahre her. Er ist dann geheilt, oder?", hoffnungsvoll schaue ich sie an. Ich will es irgendwie von ihr hören, dass die Chance das Tsukishima erneut dieser Krankheit erlag fast ausgeschlossen sei.

Der Mond, die Offenbarung & das SterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt