Kapitel 16 (Tae)

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Manchmal mag mich das Leben auch nicht.

Ich durfte die ganze letzte Woche mit einer geschienten, rechten Hand durch die Gegend laufen - fette Sehnenscheidenentzündung durch Überanstrengung. Hieß für mich auf gut Deutsch: Kein Schreiben, reiten, tragen usw. - nur absolute Ruhe.
Es ist auch immer noch nicht ganz weg, aber länger warten konnte ich jetzt nicht mehr. Ich ruhe die Hand so viel wie es geht noch aus, aber meine Ferienbeschäftigungen nehme ich jetzt wieder auf. Hier ist also das nächste Kapitel!

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Tatsächlich stieß wenige Minuten später eine braunhaarige Frau zu unserer kleinen Gruppe hinzu. Diese stellte sich mir als Luna des Ostrudels vor, ihr Name war Jeon Sora. Sie versicherte mir, dass ich für eine Weile eine kleine Hütte bei ihnen im Gebiet bewohnen konnte, welche sie extra für Durchreisende frei ließen.

So konnte ich genügend Abstand zu dem Rudel halten und hatte meine Ruhe – und ein Dach über dem Kopf. Hin und wieder spürte ich bereits eine gewisse Hitze meinen Körper durchfluten, die Heat war also ebenfalls nicht mehr lange hin. Da war es schon sehr vom Vorteil, wenn ich eine Tür zum Abschließen besaß und keinerlei Gefahren ausgesetzt war.

„Wir wollen fahren. Möchtest du bei uns mitfahren oder lieber hinter uns herlaufen?", fragte mich Sora freundlich, während die anderen beiden schon zum Austo liefen.

„Du kannst auch gerne vorne bei mir sitzen, wenn die anderen beiden dich zu sehr einschüchtern."

Dankend verbeugte ich mich vor ihr und nahm das Angebot im Auto mitzufahren an. Ich wollte ungerne über eine Stunde zu Fuß in einem fremden Gebiet unterwegs sein.

So kam es, dass wir uns kurze Zeit später auf einer Landstraße Richtung Wald befanden und ich still schweigend auf dem Beifahrersitz saß. Es herrschte eine relativ gut auszuhaltende Stille, ab und zu bemerkte ich die neugierigen Blicke der beiden Wölfen hinten von der Rückbank.

Schließlich tippte mich Baekyhun auf der Schulter an und räusperte sich. „Falls es dir zu persönlich ist, musst du nicht antworten, aber bist du ein Omega?"

Zustimmend brummte ich auf und lehnte meinen Kopf an der Lehne an.

,,Wieso bist du alleine auf der Durchreise? Hast du deinen Mate noch nicht gefunden? Ist das nicht viel zu gefährlich?", löcherte er mich weiter und kurz musste ich überlegen, ob ich es ihnen erzählte.

„Nein, ich habe keinen Mate und ich bin auch nicht auf der Suche nach ihm. Ich komme ganz gut alleine zurecht, das musste ich mein Leben lang schon – bin eher ein Einzelgänger," antwortete ich kurz und knapp, in der Hoffnung, er würde sich damit zufrieden geben.

Die restliche Fahrt über kamen zu meinem Glück keine Fragen mehr und ich konnte mich ein wenig entspannen und nachdenken. Knapp eine halbe Stunde später erschienen die ersten Hütten im Wald und das Auto bog in einen Feldweg ein.

Das Gebiet des Rudels war wie ein kleines Dorf aufgebaut. Die Fläche war nicht riesig, aber es lebten bestimmt so um die dreißig Wölfe hier. Frauen und Kinder waren vor den Hütten zu erkennen, vereinzelt liefen auch ein paar ältere Mitglieder durch das Dorf.

Das Auto kam schließlich vor dem Rudelhaus zum stehen – dieses war um einiges größer und auffälliger als die restlichen Wohnmöglichkeiten.

„Ich werde Taehyung seine Hütte zeigen. Ihr zwei könnt schon einmal ins Haus gehen und Donghae Bescheid geben," sagte Sora und zustimmend nickten die beiden Wölfe, ehe sie auch schon das Auto verließen.

„Komm, dir wird es sicher gefallen," lächelte mich die Luna freundlich an und verließ ebenfalls das Auto. Schnell stieg ich aus und schnappte mir meinen Rucksack aus dem Fußraum.

Wir gingen ein kleines Stück zurück durch das Dorf, bis Sora zwischen zwei Häusern nach links abbog und einem kleinen Pfad folgte.

Wenige Minuten später erschien vor uns eine kleine Hütte, welche von außen sehr einladend aussah: Es waren Vorhänge von Innen zu erkennen und vor den Fenstern waren Blumenkästen angebracht worden. Ein brauner Zaun trennte den kleinen, aber feinen Garten von dem restlichen Wald ab und wieß eine bunte Vielfalt an weiteren Blumen auf.

„So da wären wir," rief Sora freudig und hielt mir auffordernd einen silbernen Schlüssel vor die Nase. „Hier kannst du so lange wohnen, bis du weiterreisen möchtest. Essen und Trinken werde ich dir regelmäßig vorbeibringen, da brauchst du dich nicht drum zu kümmern. Die Hütte ist fertig eingerichtet, sollte dir etwas fehlen, lass es mich gerne wissen. Wir schauen dann, was sich machen lässt."

Sprachlos sah ich sie an. So viel Gastfreundlichkeit war ich von einem Rudel nicht gewohnt und ich musste zugeben, dass erneut ein Hauch von Misstrauen in mir geweckt wurde.

„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll – vielen Dank. Was wird mich das Ganze denn kosten? Ich besitze weder Geld noch wertvolle Gegenstände," beichtete ich der Luna und sah sie entschuldigend an. Diese jedoch legte nur beruhigend eine Hand auf meine Schulter.

„Ich würde mich einfach freuen, wenn du mir ab und zu mal im Rudelhaus oder im Garten helfen könntest. Wir können auch darauf achten, dass zu der Zeit dort keiner ist, wenn dich das besser fühlen lässt."

„Das lässt sich einrichten, hab vielen Dank."

Sora verabschiedete sich kurze Zeit später von mir. Ich solle mich mal in Ruhe umsehen und mich etwas einleben, hatte sie gesagt.

Und genau dies tat ich auch.

Vorsichtig öffnete ich das Gartentor meines vorübergehenden Zuhauses und betrachtete staunend die wunderschöne Blumenpracht, welche sich am Zaun entlang erstreckte.

Es schlummerte schon immer ein kleiner grüner Daumen in mir, weshalb ich mir auf jeden Fall vornahm, den Garten noch etwas aufzufrischen – vielleicht mit ein wenig Gemüse? Mal sehen.

Im Inneren des Hauses erwartete mich ein riesiger Wohnraum. Eine offene Küche mit kleiner Kochinsel befand sich in der hinteren, rechten Ecke der Hütte, vor mir lag ein liebevoll eingerichtetes Wohnzimmer mit Esstisch. Sachte ließ ich die Haustür ins Schloss fallen und lehnte mich gegen diese.

Die ganzen neuen Eindrücke überforderten mich ein wenig, weshalb ich einen Moment brauchte, um mich wieder zu sammeln. Neben der Küche befand sich eine weitere Tür, welche ich neugierig öffnete und erneut wie versteinert im Türrahmen stehen blieb.

Ein riesiges Bett, bezogen mit weißer Bettwäsche und einem Haufen Kissen, stand an der Wand. Gegenüber diesem waren zwei bodenlange Fenster verbaut worden, welche einen perfekten Blick in den Wald freigaben. Rechts und links von ihnen hingen jeweils lange, rote Vorhänge, ein Kleiderschrank und ein Schreibtisch standen an den restlichen Wänden. Direkt neben der Schlafzimmertür befand sich eine weitere Tür.

Immerhin nahmen die Wölfe hier die Privatsphäre ernst, dachte ich nur und öffnete auch diese Tür gespannt - theoretisch konnte es nur ein Badezimmer sein. Wie vermutet erschien ein kleines Badezimmer mit Dusche, Waschbecken, Spiegel und Toilette vor mir. Klein, aber fein.

Zufrieden ging ich zurück ins Schlafzimmer und stand nun unentschlossen am Fußende des Bettes. Sollte ich einfach-?

Mit einem Satz warf ich mich schließlich in die weiche Bettwäsche und streckte meine ganzen Gliedmaßen von mir.

Regungslos blieb ich einfach einige Zeit liegen und genoss die wundervolle Stille um mich herum. Immer deutlicher spürte ich, dass mich die „Reise" und Rennerei unfassbar müde gemacht hatten und meine Augen sich nur noch schwer offen halten ließen.

Mit letzter Kraft strampelte ich mir noch die Hose von den Beine, ehe ich unter die warme Decke kroch und wenige Augenblicke später schon in einen ruhigen Schlaf entglitt.

Morgen würde ich alles genauer erkunden.

Catch Me Alpha || BTS Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt