Kapitel 11 (Tae)

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Zu dritt trugen wir die Sachen zum Höhleneingang, wobei Taehyung immer noch etwas Abstand zu Hobi hielt und in meiner Nähe blieb. Im Inneren sah sich Hoseok etwas um, ehe er einmal in die Hände klatschte und bereits die erste Tasche ausfriss. ,,Dann lass uns mal mit dem Einrichten beginnen."

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Es vergingen bestimmt einige Stunden, bis wir mit dem Herrichten der Höhle fertig waren. Ich besaß jetzt einen weichen Schlafplatz, welchen ich schon begann zu lieben und dankbar nahm ich Jimin in den Arm. Wir hatten in der ganzen Zeit viel geredet, beziehungsweise hatten Hobi - wie ich ihn nennen durfte- und Jimin diesen Part übernommen.

Mein Vertrauen war nur Jimin gegenüber groß genug, um ihm Dinge von mir zu erzählen. Hoseok war nett und aufgedreht, jedoch wollte mein Wolf ihm nicht vertrauen und hielt auch weiterhin zu ihm ausreichend Abstand.

,,Es ist wirklich toll geworden, danke," lächelte ich die beiden an und ließ mich im Schneidersitz auf der weichen Decke nieder. ,,Kein Problem, wir helfen doch gerne," versicherte mir Hoseok bestimmt schon zum dritten Mal und sah sich stolz in dem kleinen Wohnraum um.

Es schien so, als wollte er noch einmal zum Sprechen ansetzen, jedoch wurde er durch ein Klingeln unterbrochen. Seufzend nahm er sein Handy heraus und hielt es sich ans Ohr. ,,Ja Ravi?" Er sah Jimin dabei an.
,,Das ist gut, anders bringt er uns sonst auch nichts." Hobi zeigte einen Daumen nach oben. ,,Alles klar, bis später und fahr bitte vorsichtig, okay?"

Und schon hatte er wieder aufgelegt. Fragend sah Jimin ihn an, doch Hoseok wank nur ab. ,,Ich mach mich auf den Weg nach Hause, war schön dich kennengelernt zu haben, Taehyung," verabschiedete er sich winkend von mir und verließ mein Zuhause.

Draußen war es bereits schon wieder dunkel, die Tage verflogen nur so und langsam gewöhnte ich mich an die Umstände. Unsicher und gleichzeitig nachdenklich sah ich zu Jimin herüber. Dieser rückte gerade noch ein paar Sachen zurecht und hatte mir den Rücken zugewandt.

,,Frag ruhig Tae - wir sind alleine," sagte er mit einem Mal und drehte sich lächelnd zu mir um. Ertappt zuckte ich zusammen und zog meinen Pullover über die Hände. Langsam kam mein neuer Freund näher und legte seine Hände auf meine Knie.

,,Hey, alles gut. Ich merke dir doch an, dass dir ein Haufen Fragen auf der Seele brennen. Fang einfach an zu fragen," munterte er mich auf und seufzend rutschte ich eine Stück auf dem Vorsprung zur Seite. Ächzend ließ sich der Blonde neben mich fallen und lehnte seinen Rücken an der Wand an.
Danach schossen mir meine Fragen nur so heraus.

,,Wieso helft ihr mir? Warum erzählt ihr keinem von mir? Was für einen Rang hast du? Wieso vertraue ich dir, obwohl ich das eigentlich nicht will? Ich-", eine Hand und ein leises Lachen unterbrachen meine Fragerei.

,,Hey langsam, Tae. Ich beantworte dir schon alle Fragen," lachte Jimin und sah hinauf an die Decke. ,,Deine ganzen Fragen hängen eigentlich mit nur einem einzigen Grund zusammen- mir. Ich... bin etwas anders wie die anderen aus den meisten Rudeln. Es gibt ja die typischen Ränge Alpha, Beta, Omega - aber es gibt noch einen sehr seltenen Rang. Den sogenannte Delta. Das ist etwas ziemlich Besonderes und es gibt nur wenige mit diesem Rang wie bereits gesagt. Genau so einer bin ich."

Verstehend nickte ich und realisierte, warum ich Jimin nie einem Rang zuordnen konnte - ich hatte noch nie von den Deltas oder ähnlichem gehört. Wie auch? Eingesperrt in einem Keller und alleine in der Wildnis trifft man auf nicht sehr viele andere Wölfe. Räuspernd fuhr er fort.

,,Der Delta hat die besondere Gabe in die Vergangenheit eines Wolfes sehen zu können. Naja und genau das habe ich bei dir auch getan. Nur das es bei dir fast wie automatisch geschah. Ich konnte es nicht verhindern und du hast sofort einen Beschützerinstinkt in mir hervorgerufen, wodurch wir auch zum nächsten Punkt kommen.
Als Delta besitze ich ganz normal einen Mate, welchen ich bereits gefunden und lieben gelernt habe. Zusätzlich dazu kann ich aber auch noch einen sogenannten ,,Soulfriend" haben. Man verspürt zu demjenigen eine enge Verbindung, welche sich ähnlich wie die Mateverbindung anfühlt, jedoch ohne den sexuellen Aspekt und Einfersucht. Sowas wie verbundene beste Freunde. Und so wie es scheint bist du mein ,,Soulfriend".

Mit großen Augen sah ich Jimin an. Mit den ganzen Mythen und Geschichten der Wölfe kannte ich mich überhaupt nicht aus.

Ich mag den Gedanken und ich weiß, dass du das auch tust, meldete sich Navi auch mal wieder nach längerer Zeit zu Wort. Brummend hörte ich ihm einfach weiterhin zu, da er anscheinend noch nicht fertig war.
Ich will wieder jemandem vertrauen, Tae. Jimin und sein Wolf haben in letzter Zeit genug bewiesen, dass sie uns nichts Böses wollen oder? Können wir bitte auch mal wieder mit Sky spielen gehen?

Wie ein kleines, quengelndes Kind sprang Navi in meinem Kopf herum und versuchte sich die Kontrolle über meinen Körper zu holen, da ich, störrisch wie ich halt bin, gegen seine Meinung ankämpfte.

Weg da jetzt, knurrte er noch einmal, ehe ich plötzlich in ein schwarzes Nichts fiel.

,,Verfluchte Scheiße, Navi nein!", rief ich ihm noch zu, doch da befand ich mich auch schon in meinem eigenen Unterbewusstsein. Ich hasste es, wenn er das tat. Wie auf einer Kinoleinwand konnte ich alles sehen und hören, was mein kindischer Wolf jetzt tat.
Verwundert starrte mich Jimin nun an.

,,Ähm, Tae deine Augen haben sich verändert." Seine linke Hand legte sich an meine Wange und ein wohliges Gefühl durchfuhr meinen Körper. ,,Ich bin's Navi, Taes Wolf. Der Sturkopf sitzt jetzt erstmal fest, ich will mich mit dir ernsthaft unterhalten. Es ist schon Jahre her, dass wir das letzte Mal jemandem vertraut haben. Du weißt ja, wie unsere Vergangenheit aussieht - da ist das ja wohl kein Wunder. Eigentlich ist der blonde Eisklotz auch sehr froh darüber, dass du hier bei uns bist. Er kann es nur schlecht zulassen - also denk dir bei seinem Verhalten einfach nichts und lass ihm ein bisschen Zeit. Wir fühlen uns sehr wohl in eurer Nähe," redete mein Wolf munter vor sich her und stand schwungvoll auf.

,,Können wir spielen gehen? Ich will Sky mal wiedersehen." Nickend stand Jimin ebenfalls auf und überließ seinem Wolf die Kontrolle. Sofort spürte ich Navis Glücksgefühle und ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

Ich hatte lange nicht mehr so eine Welle an Freude von ihm aus spüren können und mich freute es wirklich. Meinen Wolf glücklich zu sehen bedeutete mir alles - und das letzte Mal war schon ewig her.

In vollem Tempo rasten die beiden Wölfe durch den Wald und versuchten sich gegenseitig von den Pfoten zu hauen. Irgendwann schaffte Navi es sich auf Sky zu werfen, woraufhin wir einige Meter zusammen durch die Gegend rollten. Schnaufend lagen die beiden aufeinander, Sky drückte Navi die Nase ins Fell, woraufhin erstmal Stille entstand.

,,Ich vermisse meinen Mate," hörte ich plötzlich eine Stimme flüstern. ,,Jimin?", rief ich und zwei braune Wolfsaugen sahen mich intensiv an.

Langsam bemerkte ich, wie Navi mir die Kontrolle wieder überließ und kräftig schüttelte ich meinen Kopf. Dieses krampfhafte Verdrängen meiner Person war anstrengend und ich mochte es nicht, was Navi auch genau wusste.

Sanft stupste ich den beigen Wolf an, welcher leise winselte und sich weiter an mich kuschelte. ,,Wo ist dein Mate denn?", fragte ich ihn und legte meinen Kopf auf seinen Pfoten ab.

,,Er ist aktuell mit unserem Alpha im Ostrudel. Eigentlich dachte ich, er käme heute wieder, aber anscheinend bleibt er noch dort. Das ist für mich immer die schlimmste Zeit, wenn er nicht da ist."

Seufzend fiel sein Kopf auf meinen und es herrschte ein paar Minuten wieder nur Stille, bis ich wieder ein leises Flüstern in meinem Kopf vernahm.
,,Aber jetzt habe ich ja noch dich."

Catch Me Alpha || BTS Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt