Kapitel 25 (Tae)

1.1K 88 12
                                    

Die Fahrt verlief größtenteils ruhig und still. Hin und wieder versuchte Jungkook ein Gespräch aufzubauen, jedoch gab ich nur kurze und knappe Antworten auf seine Fragen, woraufhin er seufzend aufgab.

Ich weiß, dass ich ihm eine Chance geben wollte. Und ich wollte es wirklich versuchen. Aber die Zweisamkeit überforderte mich doch mehr als gedacht, weshalb ich sehr dankbar für sein Schweigen war.

Yeontan schlief ruhig auf meinem Schloß und gab nur ab und zu ein leises Knurren von sich.

„Fahren wir noch lange?", durchbrach ich die Stille das erste Mal von meiner Seite aus und sah den Schwarzhaarigen an.

„Nein, wir sind in ungefähr zehn Minuten da," gab dieser konzentriert von sich und starrte weiter gerade aus. Seine Fingerknöchel am Lenkrad traten leicht weiß hervor und sein Kiefer mahlte angespannt herum. Misstrauisch sah ich Jungkook an.

„Ist alles in Ordnung? Du siehst unentspannd aus," gab ich meine Beobachtungen preis und kassierte von ihm ein zittriges Ausatmen. „Geht schon," kam knapp von ihm und seine Augen huschten für eine Sekunde in meine Richtung.

Skeptisch hob ich eine Augenbraue. „Sieht für mich aber nicht so aus." Das Auto machte einen leichten Schlenker und hielt kurze Zeit später am Straßenrand, woraufhin der Alpha fluchtartig das Auto verließ und die Tür hinter sich zu knallte.

Im Seitenspiegel konnte ich sehen, wie Jungkook aufgeregt hin und her lief und sich mehrmals durch die Haare fuhr. Vorsichtig setzte ich Yeontan auf der Rückbank ab, was er mit einem Murren kommentierte und dann weiterschlief. Mit zittrigen Händen öffnete ich die Beifahrertür und lief auf den schwarzhaarigen Alpha zu.

„Sagst du mir jetzt, was los ist? Wenn ich eine Sache nämlich nicht ab kann, sind das unnötige Geheimnisse und Heimlichtuereien. Also?"

Mit verschränkten Armen stellte ich mich Jungkook in den Weg, woraufhin mich seine Augen aufmerksam musterten.

„Du machst mich verrückt. Ich habe so lange nach dir gesucht und jetzt sitzt du einfach neben mir. Dein Geruch benebelt mein Gehirn und macht meinen Wolf kirre. Am liebsten würde er dich wahrscheinlich einsperren und nur für sich behalten, wir brauchen diesen Körperkontakt zu euch."

Erschrocken trat ich einen Schritt zurück, woraufhin Jungkook seinen Fehler sofort bemerkte.

„Ich – Taehyung es tut mir so leid. Ich kann nicht klar denken, ich meinte den letzten Satz nicht so. Wir würden dich nie einsperren oder etwas tun, was du nicht möchtest. Scheiße, es tut mir leid. Shadow setzt mich so unter Druck, da-".

Bevor er weiter reden konnte, schlang ich meine Arme zögerlich um seinen Hals und drückte mich an ihn. Sofort versteifte sich Jungkook und knurrte gedrungen auf. Mutig hielt ich die Umarmung bei und langsam legten sich auch seine Arme um meine Taille.

Jungkooks Nase drückte sich gegen die Haut an meinem Hals. Sein Herzschlag war deutlich zu spüren, schnell und aufgeregt. Genau wie mein eigener. Seine Arme drückten mich näher an seine Brust, woraufhin ich ihn jedoch ein Stück wieder wegschob.

„Nicht zu nah bitte," flüsterte ich Jungkook zu, woraufhin dieser sofort seinen Griff lockerte und eine Entschuldigung hinterher murmelte.

Schließlich lösten wir unsere Umarmung wieder.

„Besser?", fragte ich meinen Gegenüber, welcher nickte und nun um einiges entspannter aussah. „Danke."

Somit konnten wir die letzten Minuten zum Rudel ohne Probleme hinter uns bringen. Als das Auto vor dem mir bekannten Rudelhaus anhielt, blieben wir noch einige Sekunden sitzen und starrten aus den Fenstern.

„Warum-", bevor Jungkook weiterreden konnte, deutete ich ihm an zu schweigen. „Weil ich dir, uns eine wahre Chance geben möchte und du das gebraucht hast. Ich bin kein Unmensch – und wollte lebendig hier ankommen."

Schmunzelnd sah der Schwarzhaarige zu mir herüber, ehe wir ausstiegen und ich Yeontan von der Rückbank holte. Dieser sah sich kurz um, bevor er in Richtung Gebüsch verschwand und nur noch Gebelle zu hören war.

Jedoch kam er wenige Minuten später wieder aus dem Unterholz geschossen und rannte jaulend zurück zu mir. Beruhigend strich ich ihm über den Kopf, ehe ich meinen Blick in die Richtung des Gebüsches wandte und Jimins beigen Wolf erkannte. Freudig kam dieser auf uns zu gelaufen, ehe der Blonhaarige als Mensch vor mir stand und mich umarmte.

„Tae! Endlich bist du bei uns. Ich konnte es kaum erwarten."

Ein Räsupern ertönte und mein Blick fiel auf einen weiteren schwarzhaarigen Alpha mit heller Haut und einer ungefähren Körpergröße wie Jimin. „Das ist Yoongi, mein Mate. Ich hab dir ja schon mal von ihm erzählt. Er sieht manchmal gefährlich aus, aber in Wirklichkeit ist er ein kleines, liebebedürftiges Kätzchen. Welch Ironie zu seinem Wolf."

Kurz hob dieser seine Hand und gesellte sich dann zu Jungkook, der dabei war meine Tasche aus dem Kofferraum zu holen. „Lass uns deine Hütte anschauen! Wir mussten dafür wohl einiges umwerfen, aber letztendlich hat alles geklappt und du wirst sie lieben."

Jimin lief vor mir, während Jungkook uns mit der Tasche folgte und einen kleinen Abstand zu mir ließ. Er hat schnell gelernt.

Die Hütte lag in unmittelbarer Nähe zum Rudelhauses und besaß eine dunkelbraune Holzverkleidung. „Damit wir in Notfällen schnell beieinander sein können, liegen die Hütten alle im Umkreis des Rudelhauses. So kann ich alles im Blick haben und notfalls schnell handeln. Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich."

Nickend sah ich Jungkook an und wartete darauf, dass er die Tür aufschloss. „Falls also etwas sein sollte, bekommen wir es mit. Du kannst natürlich jeder Zeit auch in das Rudelhaus kommen, die Tür ist so gut wie nie abgeschlossenen – außer bei Versammlungen oder wenn keiner da ist. Aber auch da würde einer von uns dir Bescheid sagen."

Das Innere der Hütte war hell erleuchtet und in hellen Holzmöbeln eingerichtet.

„Es gibt nur das Erdgeschoss, jedoch ist dort alles vorhanden: Bad, Küche, Schlafzimmer und Wohnraum. Du kannst dich gerne noch bei der Deko austoben, das ist alles dir überlassen."

Jungkook stellte meine Tasche auf dem Sofa ab und drehte sich zu mir um. „Du kannst dich gerne umsehen, wir sind im Rudelhaus. Komm einfach rein, wenn du etwas brauchst oder schreib es auf einen Zettel und wir besorgen alles."

Er gab mir die Schlüssel und verabschiedete sich von mir, was Jimin ihm gleich tat und Jungkook nach draußen folgte. Yeontan lief bereits ins Schlafzimmer und wälzte sich auf dem Teppich herum. Nun hatte ich meine gewünschte Ruhe.

Und dennoch überkam mich ein kurzes Gefühl der Einsamkeit und der Trauer.

Catch Me Alpha || BTS Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt