Es war kalt und der Kamin war bis auf die Glut heruntergebrannt. Er war nun die einzige Lichtquelle, denn die Kerzen und die Öllampe waren schon längst ausgebrannt. Jane und Faith lagen sich noch immer in den Armen. Keiner der beiden hatte bisher etwas gesagt. Sie atmeten noch schwer und hatten die Köpfe im Nacken der jeweils Anderen vergraben. Es war nicht nur bei einem Kuss geblieben. Dieser eine Kuss wurde leidenschaftlicher und hatte sich letztendlich zu einem regelrechten Kampf um die Vorherrschaft der Zungen und Lippen entwickelt, der nicht mehr zu enden schien. Doch als es immer kälter wurde, wegen des langsam verglühenden Kamins, hatte schließlich Faith sich von Jane gelöst und sie in eine tiefe Umarmung gezogen, in der sie nun immer noch verharrten. Nun bewegte sich Faith. Sie rutschte langsam zurück auf die Decke und sah in den Kamin. Sie legte ein Stück Holz nach und befeuerte ihn so neu. Jane bemerkte nun, dass sie überhaupt kein Blut mehr in ihren Beinen gehabt hatte und diese so langsam anfingen zu kribbeln, als würden Millionen kleine Ameisen durch sie hindurchlaufen. Sie versuchte sich in eine angenehmere Position zu befördern, doch immer berührten ihre Beine dabei irgendetwas was wieder dieses unangenehme Kribbeln auslöste. Es musste ziemlich komisch aussehen wie sie sich dort herumwälzte, denn Faith konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken. „Was machst du denn da?", fragte sie. Ihr Kichern verwandelte sich in ein lautes Lachen, als Jane sich wie eine umgefallene Schildkröte auf den Boden legte und alle Viere von sich streckte. „Meine Beine sind eingeschlafen.", jammerte sie und versuchte sich wieder normalhinzusetzen. „Komm her, du kannst dich bei mir anlehnen." Sie zeigte auf die Stelle vor sich. Jane robbte sich zu Faith und ließ sich schließlich mit ihrem vollen Körpergewicht auf ihrem Oberkörper nieder. Die Beine streckte sie einfach aus. So konnte es immer bleiben. Der Kamin war wieder im vollen Gange und Faith strich im Licht der Flammen durch Janes Haare, die ganz durcheinandergewuschelt waren. „Du, sag mal Faith, kann ich dich etwas fragen?", nuschelte Jane, die gedankenverloren in die Flammen starrte. „Na klar, alles was du willst.", antwortete sie Faith. „Warst du schon einmal verliebt?" „Nur einmal." „Nur einmal?" „Nur einmal." „Oh.", stieß Jane aus. „Was oh?", fragte Faith, die nun auf Jane hinuntersah. „Naja also ich glaube... ähm... ja also..., dass... also, dass..." „Dass was?" „Okay ich sage es einfach heraus. Ich weiß nicht wie es ist verliebt zu sein, aber ich habe hunderte und tausende Bücher gelesen und wenn es so ist wie es alle beschreiben, bin ich verliebt. Also in dich." Faith kicherte. „Verliebt also. So, so. Soll ich dir was sagen?" Jane sah zu Faith auf und nickte. „Ich war nur einmal verliebt. Und zwar genau jetzt. Und soll ich dir auch sagen in wen? - In dich." Jane lächelte Faith an. Ein so großes und ehrliches Lächeln, wie sie es noch nie gespürt hatte. Es kam aus ihrem Bauch und durchströmte ihren ganzen Körper. Faith zog Jane näher an sich und diesmal war sie es, die Jane näher kam und letztendlich die Distanz überbrückte. Und so lagen sie dort. Küssend. Lachend. Kuschelnd. Doch der Morgen kam näher und näher und sie Beide wussten, dass das was sie dort taten nicht auch nur in kleinsten Teilen aus dem Gewächshaus kommen durfte. Keinen Schritt. Kein Wort. Sie mussten aufpassen, denn der Tag und das Licht würden von nun an, ihre ärgsten Feinde sein.
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Weiße Rosen frieren nicht
Ficción históricaJane Poltman, aufgewachsen im England des 18. Jahrhunderts, soll nach dem Tod ihres Vaters auf seinen letzten Wunsch hin mit Theodore Cussing verheiratet werden. Jane hält nichts von diesem Plan, doch als sie auf Drängen der Tante und Einladung der...