Kapitel 10

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„Entweder ist es ein Teil eines Namens oder er gehört zu dem Ort, an dem sich der verwundete Engel befindet", äußerte Seraphion seine Gedanken zu dem Buchstaben. Haniel stimmte ihm zu, doch leider grenzte das nicht wirklich die Auswahlmöglichkeiten ein, denn das 'R' könnte zu allem und jedem passen.

„Lass uns in dein Schlafzimmer gehen." Der Seraph verließ das Kinderzimmer als erstes, setzte sich an die Bettkante und klopfte auffordernd neben sich, wo der Erzengel, ohne zu zögern, Platz nahm.

„Da ich mein Versprechen halte und dein Vertrauen in mich nicht verlieren möchte, fange ich mit dem Reden an.

Über einen kleinen Teil meiner Kindheit und dem schweren Tod meiner besten Freunde weißt du bereits Bescheid, und darüber gibt es auch nicht mehr wirklich viel zu sprechen.

Kannst du dir vorstellen, warum das Kind von Balthial und Nithael gestern einen hellen Energiestoß von sich gab? Aus Angst, denn als wir es gestern hierher transportieren wollten, hatte es Panik bekommen, da seine Eltern nicht mehr da waren um es zu schützen. Es fühlte sich allein und schutzlos.

Das Kleine schien aber zu merken, dass wir ihm nichts Böses wollten und hat uns voller Euphorie gekennzeichnet. Mit anderen Worten, es hat uns als seine neuen Eltern akzeptiert", begann Seraphion zu erzählen und schielte leicht zu dem Erzengel neben sich, um seine Reaktion zu beobachten, als er ihm eröffnete, dass sie beide jetzt Eltern waren. Zwar nicht von ihrem eigenen Kind, aber was nicht war, könnte ja noch werden.

„E-Eltern? Das ist ein Witz oder?" Haniel wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Es war nicht so, dass er keine Kinder wollte, doch war jetzt der wohl ungünstigste Zeitpunkt von allen, die es hätte geben können.

„Es ist kein Witz. Wenn du dich auf das Kind konzentrierst, dann wirst du die Verbindung zwischen euch tief in deinem Herzen spüren", beantwortete Seraphion die Frage und fühlte mit großer Freude das kleine Leben, welches sich in seinem Herzen eingenistet hat. Auch der Erzengel bemerkte das Gefühl in sich, doch hielt sich in Anbetracht der Umstände seine Freude in Grenzen. Müsste ich es am Ende auch verlassen?

„Gibt es noch etwas, was du mir verschweigst?", fragte Haniel um auf das eigentliche Thema zurückzukommen, da das momentane ihm ein Gefühl des Verlustes beschwerte, obwohl noch nichts geschehen war. „Haniel", fing der Seraph an, doch wurde von einem „Ich höre" unterbrochen.

„Ich kann dir nicht alles sagen, Haniel. Die Zeit für die komplette Wahrheit, ist noch nicht gekommen. Du musst mir vertrauen und vor allem, musst du auf deine Gefühle achten." Mehr konnte Seraphion nicht preisgeben, da er wusste, dass Haniel ihm zum jetzigen Zeitpunkt nicht glauben würde. Er muss von selbst zu mir finden.

„Findest du die Flügel der Entstehung, Erzengel Haniel, dann wird sich dir auch dein Schicksal offenbaren.

Das waren die Worte, die der Herr mir mit auf meinen Weg gab, und jene, die mich zu dem Kind deiner besten Freunde führte." Haniel, der wusste, dass Seraphion nicht mehr verraten würde, tat es diesem gleich und gewährte dem Seraphen das Wissen über einen Bruchteil der Prophezeiung.

„Das Kind soll die Flügel der Entstehung besitzen? Das kann nicht sein", sprach Seraphion voller Unglauben und blickte durch die offene Tür vor ihnen, die kleine lila Flamme an, welche nichts ahnend vor sich hinschwenkte. „Wieso kann es das nicht sein?", fragte Haniel und sah in die wunderschönen Augen des Seraphen neben sich.

„Laut der Überlieferung der Seraphen werden die Flügel der Entstehung einem Seraph verliehen, der ein reines Herz besitzt und der nächste Herrscher unserer Welt wird."

„Kinder besitzen reine Herzen, Seraphion." Haniel konnte dem Gedankengang des Schwarzhaarigen nicht wirklich folgen, denn die Kriterien, die der Seraph geäußert hatte, passten zu der Engelsflamme vor ihnen.

Angel - Haniel [BoyXBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt