Ein voll auf Strecke und Tempo eingerichtetes Shuttle, das mit Höchstgeschwindigkeit flog, konnte diese für maximal drei Tage beibehalten. Danach war der Treibstoff verbraucht und die Systeme liefen auf Reserve. Es blieben dann noch zwei Stunden um entweder einen sicheren Landeplatz zu finden oder von einem Raumschiff gefunden und aufgenommen zu werden.
Kirk war sich nicht sicher, ob die drei Tage an Bord des Shuttles in der Gesellschaft des Commodores oder die zwei Stunden Frist an Bord der Copernicus, bis die Sauerstoffreserven zur Neige gingen, die bittersten Stunden seines Lebens waren.
Er musste dieses zum Glück nicht mehr entscheiden, als die Enterprise unvermittelt doch noch stoppte, das Shuttle in den Traktorstrahl nahm und sie an Bord beamte.
Er wusste in dem Moment, als nicht Spock sondern Lt. Hansen ihm noch im Transporterraum förmlich das Kommando wieder übergab, dass der bitterste Moment noch folgen würde und er selbst von Mendez' düsteren Ausmalungen der Zukunft nicht einmal einen Vorgeschmack davon bekommen hatte.
Zwei Stunden auf Raumstation 11, drei Tage im Shuttle und nun wieder auf der Enterprise. Auf einer anderen Enterprise.
Kirk glaubte sich in einem Albtraum gefangen.
Sein Freund und Erster Offizier, dem er noch vor wenigen Tagen blind und ohne Zögrn sein Leben und auch sein Schiff anvertraut hätte, hatte ihn verraten, hatte all dieses verursacht.
Er hatte sie alle verraten und getäuscht. Spock hatte die Computer der Enterprise und auch die Besatzung manipuliert, den invaliden Christopher Pike entführt und das Schiff in Richtung der verbotenen Sternengruppe Talos gesteuert.
Nicht Vergangenheit. Dieses war die Gegenwart. Es war real, kein Albtraum. Spock tat es noch immer, hatte über seine Computer das Schiff unter seiner Kontrolle. Es war lediglich Makulatur, dass McCoy ihn auf der Brücke hatte festnehmen lassen oder Spock sich selber gestellt hatte.
Das Schiff flog weiter unbeirrt nach Talos.
Spock, der Freund, der loyale Erste Offizier, beging Meuterei und Verrat.
Kirk schüttelte nicht zum ersten Mal den Kopf und zermarterte sich selbst.Niemals.
Spock musste krank sein, etwas musste ihn belasten. Vielleicht war er gezwungen worden, beeinflusst. Schwache Erklärungen. Kirk hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, als er mit Mendez aus dem Turbolift stieg und auf Deck fünf den Korridor zu Spocks Kabine entlang ging.
Er ging seiner eigenen bittersten Stunde entgegen.
Bereits von weitem erkannte Kirk die beiden Sicherheitsoffiziere, die dort vor der Tür postiert waren. Kallowitz und Laslo. Sie waren in einer für sie sicher mehr als unangenehmen Situation. Beide kannten Spock bereits seit Jahren. Sie kannten natürlich auch Pike, hatten noch unter ihm gedient. Was ging in ihnen nun vor? Beide Männer standen sofort stramm und salutierten, doch Kirk bemerkte sofort auch ihre Hilfe suchenden und unsicheren Blicke zu ihm.
Waren sie die einzigen zur Verfügung stehenden Sicherheitsleute an Bord gewesen oder hatten sie gar freiwillig diese Wache übernommen? Sie bewachten immerhin den Ersten Offizier, ein Posten für den eigentlich mindestens der Sicherheitschef zuständig war.
Doch die Besatzung war natürlich nicht vollständig. Giotto, der Sicherheitschef des Schiffes, war noch auf der Station, wie auch etliche andere Besatzungsmitglieder, die den Aufenthalt für einen Kurztrip genutzt hatten und wie Kirk vom plötzlichen Abflug und quasi Diebstahl der Enterprise überrumpelt worden waren.
Fast wünschte sich Kirk in diesem Augenblick, dass niemand an Bord wäre, dass nicht ausgerechnet auch der Sicherheitsoffizier nun Spock bewachen musste, dem Spock vor Wochen das Leben bewahrt hatte, dass niemand Zeuge sein konnte, das sein Schiff gestohlen worden war.
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TOS Sequenzen 138 - 150
FanfictionEigentlich müsste dieses Buch Kon-Sequenzen heißen. Denn die sind es. die Konsequenzen von Spocks Entscheidung für ein lebenswertes Leben des einen Captains Pike und für den Schutz seines anderen Captains Kirk. Gefangen in den eigenen Loyalitäten un...