Sequenz 149

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„Nein", brachte Spock nach langen schweigsamen Momenten endlich heraus.

Kirk schloss einen Moment die Augen und lehnte sich langsam ausatmend zurück.

Er blinzelte irgendwann und musterte den Vulkanier eingehend. Nur ein 'Nein' und doch steckte in diesem einen Wort so vieles mehr. Wenn Spock derart einsilbig doch klar antwortete, dann hatte sich bisher immer eine gesamte Enzyklopädie dahinter verborgen.

Auch dieses Mal.

Dieses Schiff war im gewissen Sinn so etwas wie Spocks zu Hause, sein Basislager und Rückzugsort. Es verankerte ihn in der Raumflotte und gab ihm abhängig vom Personal den Rückhalt, den er benötigte. Mehr und mehr zementierte sich dieser Eindruck, den Kirk bereits früh von dem Vulkanier bekommen hatte.

Es gab aber auch noch vieles, dass er von diesem Mann nicht wusste, wurde Kirk nun klar. Irgend etwas musste in Spocks Vergangenheit dazu geführt haben, dass er sich fast vollständig von seinem eigenen Volk abgewendet hatte, obwohl er im klaren Kontrast dazu sämtliche Eigenarten und Überzeugungen Vulkans in sich trug und mit strikter Überzeugung zu erfüllen versuchte.

Ein mustergültiger Vulkanier mit manchmal eigenwilligen und unverständlichen Ansichten, inmitten von emotionalen Menschen in einer menschlichen Organisation. Das musste zwangsläufig zu Konflikten führen. Das tat es und es würde weiterhin Konflikte und Missverständnisse geben.

„Gibt es noch andere vulkanische Loyalitäten, die vielleicht über dem von Menschen gemachten Dienstbuch der Raumflotte stehen könnten, von denen ich wissen sollte?", fragte Kirk in das Schweigen hinein.

Etwas Wesentliches war nun zwischen ihnen klargestellt und ausgesprochen worden. Etwas, das vielleicht schon viel eher hätte geklärt werden sollen. Sie wussten nun zumindest in diesem Punkt voneinander und dennoch wurde Kirk das Gefühl nicht los, dass jeder von ihnen gerade vorsichtig und unsicher die ersten Schritte auf Neuland setzte.

Wie viel von der bisherigen intuitiven Freundschaft und Vertrautheit konnten sie retten?

„Spock?"

Spock schüttelte sehr langsam den Kopf. „Keine, von denen du nicht weißt."

„Das ist eine sehr vage Antwort, mein Freund", murmelte Kirk und provozierte mit seinen nächsten Worten. „Zu mir bist du loyal, besitzt du Loyalitäten. Weil ich dein momentaner Captain bin. Logisch, wie ich vermute."

Spock sah abrupt wieder hoch. „Das ist nicht der einzige Grund."

„Das war offenbar auch bei Pike nicht der einzige Grund", erweiterte Kirk seine Provokation.

Wieder sah Spock ihn nur an, doch antwortete nicht. Er würde die Richtung bemerkt haben, in die das Gespräch ging. Kirk erinnerte sich in diesem Moment an die kurze Auseinandersetzung, die sie aufgrund des Psi-Virus hatten. Damals hatte Spock gesagt, er empfinde Freundschaft und schäme sich deswegen. Er hätte auch seiner Mutter niemals sagen können, dass er sie liebt.

Vulkanische Erziehung oder Überzeugung hatten diesen Mann dazu gebracht, dass er Dinge, die für Menschen derart alltäglich waren nahezu ignorierte, aus seinem Verhalten verbannte oder sich sogar dessen schämte. Etwas, das seine menschlichen Faktoren und auch seine menschliche Umgebung belastete. Etwas, das nun ihre Freundschaft belastete und zugleich Spocks unausgesprochene Grenzen überschreiten würde.

„Spock, ist es so schwer ab und an so etwas wie Freundschaft und Gefühle zuzugeben, oder es zuzugeben und sich einzugestehen, wenn man aufgrund von diesen Dingen handelt?"

„Ich bin Vulkanier ...", weiter sprach er nicht und sah fort.

„Und zur Hälfte Mensch", fügte Kirk in der entstandenen Pause hinzu. „Aber ich weiß, dass du das fast vollständig unterdrückst und es sogar als beleidigend empfindest, wenn man dich darauf anspricht. Ich weiß, dass du dominant Vulkanier bist und es auch sein willst. Ist es also für einen Vulkanier so schwer oder sogar gänzlich verboten?"

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