Sequenz 143

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Kirk ging durch fast verlassene Korridore zur Krankenstation. Vordringlich benötigte er etwas um seine Gedanken zu besänftigen, denn er musste irgendwie Schlaf finden. Sein Rücken schmerzte und er hatte das Gefühl, dass alle seine Gliedmaßen schwer wie Blei waren. Anspannung, wusste er.

Die Diskussion mit Mendez hatte noch zwei Stunden gedauert und war wie zu erwarten nicht angenehmer gewesen als die bisherigen Diskussionen. Zu viel stand in dieser ganzen unangenehmen und noch immer unverständlichen Sache auf dem Spiel.

Sie waren schließlich übereingekommen, dass sie aus Sicherheitsgründen zunächst nichts drastisches an den Computersystemen unternehmen würden, sondern sehr früh am morgigen Vormittag Spock zunächst weiter verhören würden.

Es war zwar nicht zu erwarten, dass diese Bedenkzeit, die sie Spock damit einräumten, fruchtbar war und er ihnen dann die Computercodes aushändigen würde, doch sowohl Kirk als auch Mendez steckten noch der dreitägige Shuttleflug und ebenso die psychisch anstrengenden letzten Stunden in den Knochen. Sie benötigten beide Schlaf, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen und hatten sich schließlich soweit geeinigt, die Angelegenheit für die Bordnacht ruhen zu lassen.

Auch Captain Pike würde nach McCoys Aussagen noch mindestens sechs Stunden Ruhe benötigen. Sie würden also die Bordnacht für das nutzen, wofür sie gedacht war. Eine Pause, Ruhe und Schlaf. Im Stillen hegte Kirk dennoch die Hoffnung, dass der bisher zugeknöpfte und so unerwartet fremd agierende Vulkanier vielleicht doch in den folgenden Stunden zur Besinnung kommen würde und einen verständlichen Grund nennen würde, warum er all dies getan hatte und sowohl sich selbst, als auch das Schiff damit gefährdete.

Die Enterprise wurde nach wie vor von den Computern kontrolliert und diese hatte Spock manipuliert. Scott hatte momentan das Kommando über das Schiff, soweit es überhaupt zu kommandieren war. Kurs, Geschwindigkeit und Bordsysteme, auf nichts davon hatten sie Einfluss. Kirks Schiff war quasi außer Kontrolle, nicht mehr Seins. Noch immer befand sich die Enterprise auf Kurs zum Talos System und würde es am späteren morgigen Vormittag tatsächlich erreichen, wenn Spock ihnen nicht zuvor die Computerkontrollen aushändigte oder Commodore Mendez in letzter Instanz die Systeme abschalten ließ.

Dem Vulkanier stand in unmittelbarer Folge bereits jetzt rein rechtlich die Todesstrafe bevor. Er hatte General Order sieben gebrochen und diese Order war eine der wenigen, auf deren Verstoß diese drastische Strafe folgte. Laut Dienstbuch. Vielleicht wurde es bei einem bösartigen und gefährlichen sogar Menschen noch ausgeführt, doch Kirk zweifelte ernsthaft daran, dass die Raumflotte es auch bei einem Vulkanier durchsetzen würde oder das generell überhaupt in Erwägung ziehen würde. Die diplomatischen Einbußen mit Vulkan waren seit dem Romulaner Zwischenfall bereits enorm und würden sich dadurch vermutlich ins Uferlose steigern.

Doch definitiv war Spock rein rechtlich auch ein Angehöriger und Offizier der Raumflotte und würde wegen Eidbruchs und Meuterei eine schwere Strafe erwarten müssen, selbst wenn sie ihn in der Folge aus diplomatischen Gründen aus dem Föderationsbereich ausweisen und an die vulkanischen Behörden übergeben würden oder mussten. Spock hatte das vermutlich alles sogar gewusst und einkalkuliert. Er war speziell in diesen Dingen nicht naiv und hatte immerhin auch einkalkuliert und geduldet, dass er sie damit indirekt alle verriet und schädigte.

Noch immer wusste Kirk nicht, warum der bisher so loyale Vulkanier und bisher durchaus geschätzte neue Freund das alles getan hatte. Er wusste nicht ob er selbst betroffen, verletzt oder schlicht wütend sein sollte, fühlte sich von Sekunde zu Sekunde mehr zerrissen und ohnmächtig. Er war in jedem Fall zornig, weil er es nicht verstand, weil er sich selbst verraten fühlte.

Ein Zustand der an Kirk mehr nagte, als er sich eingestehen wollte. In Gedanken strickte sein Gehirn weiter an möglichen Erklärungen, positiven wie negativen und sie ließen sich nicht beruhigen. An ruhigen Schlaf war eigentlich nicht zu denken.

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