Kapitel 2

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        Der Weg zurück war ereignislos. Ryoichi konnte nicht die kürzeste Strecke nach Kirigakure wählen, das wäre zu auffällig, und er wollte wirklich nicht mit boshafter Brandstiftung in Verbindung gebracht werden - der vierte Mizukage war ohnehin seit einer Weile schlecht auf ihn zu sprechen und Ryoichi war froh darüber, zumindest im Moment nicht noch mehr vom Geheimdienst beobachtet zu werden.

Je näher die Stadt kam, desto dichter wurde auch der sie umgebende Nebel. Ryoichi hasste das Wetter. Seine Haare sahen es bei der hohen Luftfeuchtigkeit nicht ein, irgendetwas anderes zu machen als sich Gravitation ignorierend in alle Richtungen zu stellen, und das fehlende Sonnenlicht machte selbst die charakterstärkste Person irgendwann depressiv. So gesehen war es kein Wunder, dass es sich bei Kirigakure um genau das traurige Loch handelte, das es war.

Kurz vor den Toren von Kiri stieß Himekuki wieder zu ihm und Ryoichi hielt an. Er schaute auf die Bucht der Stadt und dann zu der Möwe, die sich auf einem der Wellenbrecher niederließ um sich das Gefieder zu putzen.

"Die Schriftrollen sind überbracht", teilte sie ihm mit und reckte den Kopf.

"Lecker." Ryoichi nickte das ab, und zog an der Zigarette, die er sich direkt angesteckt hatte. Es war ein kleines bisschen Wärme in der klammen Kälte des Wasserreichs. "Hat Zabuza etwas gesagt? Vermisst er mich?"

"Ich glaube schon", überlegte Himekuki. "Er meinte, dass er deinen faulen Arsch schon viel zu lange nicht bei irgendwelchen Besprechungen gesehen hat. Gilt das als vermissen?"

Ryoichi feixte. "Definitiv." Zabuza war eine anstrengende Person und Ryoichi war nicht traurig darüber, so wenig wie möglich mit ihm zu tun zu haben, aber in Anbetracht dessen Können und interessanten Temperaments war es nur schlau, allein deshalb ein wenig Respekt vor ihm zu haben. Solange sie das gleiche Ziel hatten, mussten sie sich tolerieren, ob sie wollten oder nicht.

"Weißt du was?", fragte Himekuki als Ryoichi seine Zigarette im Sand ausdrückte. "Ich glaub du kannst die ganze Stadt anzünden, der Nebel wird immer wieder kommen."

Ryoichi schnaubte. "Du trinkst zu wenig Kaffee um dich wie ein trauriger Schriftsteller auszudrücken."

"Pft. Ich sag ja nur." Sie reckte ihren Hals, dann starrte sie auf den Sand vor ihm. "Und pack deine Scheiße weg, die frisst noch irgendwer und stirbt."

"Ja, ja." Er hielt die Hände hoch und packte den Kippenstummel in seinen Taschenaschenbecher. Eigentlich war es mal eine Packung Pfefferminzkaugummis gewesen, aber die war schon seit mindestens drei Jahren alle. Auf dem mittlerweile völlig verbeulten Deckel war eine Möwe abgebildet; er hatte die Kaugummis von irgendwem geschenkt bekommen der wohl angenommen hatte, er würde Möwen mögen. 

Ryoichi zog sich um. Beim Ausüben krimineller Aktivitäten half es, andere Kleidung zu tragen als auf Mission oder in seiner Freizeit. Er seufzte. Die kommenden Tage würden anstrengend werden.



Zwei Stunden später hatte Ryoichi es geschafft, die Wachposten am Eingangstor genug bequatscht zu haben, dass er denen definitiv im Gedächtnis blieb und er stand für einen Moment ratlos auf der Hauptstraße, den Blick in den Himmel. Es herrschte reger Betrieb, vielleicht stand er ein wenig im Weg herum, doch er änderte nichts an seiner Position. Er war sich sicher, dass er auf dem Weg hier her genau darüber nachgedacht hatte, ob er sich jetzt zuerst schlafen legen oder gleich beim Mizukage vorbei schauen sollte, jedoch hatte er seine Konklusion vergessen. Ryoichi verzog das Gesicht - so viele Gedanken um Nichts! Für einen Moment stand er nur da, die Augen geschlossen. Kirigakure roch immer ganz dezent nach Fisch, es gehörte genau so zur Stadt wie der stetige Nebel und die klamme Kälte. Wenn herauskam, dass er die Person war, die das Archiv angezündet hatte, durfte er sich von alldem hier für immer verabschieden und er konnte nicht in Worte fassen, wie traurig es ihn stimmte, irgendwann die Lizenz zum Gehen zu besitzen.

Irgendeine kleine Stimme tief in ihm sah das anders, doch Ryoichi war gut darin, sie zu ignorieren. Er schüttelte sich kurz und hatte noch eine ganz andere Idee, was er als nächstes machen konnte. Ryoichi wollte nicht zu viele Gedanken daran verschwenden, wie er gerade jetzt darauf gekommen war, denn letztendlich war es irrelevant - sein Ziel war weder seine Wohnung noch die Residenz des Mizukage. Je weniger er darüber nachdachte, desto besser. Vielleicht war heute der richtige Zeitpunkt, um einen alten Freund zu besuchen.

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