Ryoichi summte leise vor sich hin, während er mit einem Sturmfeuerzeug in den Händen herum spielte. Vielleicht hätte er sich darum bemühen sollen, leise und unauffällig zu sein, wie es ein guter Shinobi tat, aber im Moment war es ihm egal. Auf einem Baumstumpf neben ihm saß seine beschworene Möwe, schaute sich aufmerksam um und schaffte es dennoch, ihm richtende Blicke zuzuwerfen.
"Schade, Schade", seufzte sie. "Schade um das Archiv. Da geht bestimmt viel wertvolles Wissen verloren."
"Sag, Himekuki, kannst du überhaupt lesen?", fragte Ryoichi und musste fast auflachen, als die Möwe entrüstet schnaubte.
"Du kulturloser Troll!", krächzte Himekuki entrüstet und war damit lauter, als Ryoichi jemals hätte summen können.
"Ja, ja." Ryoichi hatte nicht viel Zeit gehabt, diesen Auftrag vorzubereiten, da er nicht von der Verwaltung kam, sondern von Freunden. Seine scharfen Zähne, die an jene von Haien erinnerten und ihm schon oft genug eine blutige Zunge gegeben hatten, halfen ihm dabei, alte Stofffetzen zu zerreißen und in Flaschen zu stecken. "Du magst doch nur kein Feuer, gib es zu."
"Keiner sollte Feuer mögen", schnaubte die Möwe. "Feuer ist wild und böse und du zerstörst die Geschichte deines eigenen Landes, du Unhold."
Er feixte. "Das ist nicht mein Land", sagte er und vermutlich wäre es bei jedem anderen eine Aussage mit düsterem Gesichtsausdruck und bedeutungsschwangerem Blick gewesen, aber Ryoichi sagte das ganz locker. Natürlich, natürlich. Diese armen Schriften hatten es nicht verdient, miesfies von ihm angezündet zu werden. Aber wenn Kirigakure auch nur das kleinste bisschen an Interesse an der eigenen Geschichte hätte, hätte es einen Teil davon nicht an den Rand des Reiches ausgelagert, in der Hoffnung dass es dort einfach verrotten würde.
"Sicher, dass du von keinem gesehen wurdest, als du drin warst?", fragte Himekuki und streckte sich. "Ich will nicht dein Geheule anhören müssen, wenn dich einer erkannt hat und dich der Mizukage wegrationalisieren geht." Sie lachte dreckig. "Oder Zabuza."
"Als ob der Hurensohn einen Grund dafür bräuchte", erwiderte Ryoichi nur und spezifizierte bewusst nicht, wen er damit meinte. "Na los. Ich bin langsam fertig hier." Er nahm die beiden geklauten Schriftrollen hervor und hielt sie Himekuki hin, die daraufhin den Schnabel so weit aufriss wie es ging und die Schriftstücke kurzerhand herunter schluckte. Es war ein praktischer Weg um Informationen weiterzugeben, aber hauptsächlich fand Ryoichi es ziemlich witzig, weil es dem Klischee, dass Möwen einfach alles fraßen was nicht niet- und nagelfest war, absolut in die Hände spielte. Er hatte Himekuki einmal dabei zugeschaut, wie sie schamlos eine komplette Ratte verschlungen hatte, das hatte ihn nachhaltig beeindruckt.
"Überbringe Zabuza meine Grüße", gluckste er anschließend. "Wünsch ihm mehr Sonne in Kiri. Für sein sonniges Gemüt."
"Der einzige mit sonnigem Gemüt hier bist du", ächzte Himekuki, nachdem sie beide Schriftrollen herunter gewürgt hatte.
"Und das ist höchst tragisch. Ich glaube, alles ein wenig lockerer zu sehen, würde keinem hier schaden", sagte er und erhob sich, sammelte die um ihn stehenden Flaschen ein. "Mein Beileid geht raus für alle Mitarbeiter dieses Archives."
"Mein Beileid geht raus für mich, wenn ich Zabuza erklären muss, wie genau du dich des Archivs entledigt hast." Die Möwe breitete ihre Flügel aus und erhob sich in die Lüfte.
"Flieg, meine Hübsche", seufzte er, dann öffnete er das Sturmfeuerzeug. Es war ein beruhigendes Gefühl, den Stofffetzen endlich anzuzünden, ehe er tief durchatmete und die Flasche mit all seiner Kraft auf das Gebäude schmiss. Glas klirrte, als ein Fenster zersprang, und kurz darauf loderte bereits das Feuer. Er wiederholte das mit zwei weiteren Fenstern, schaute noch einen Moment zu und fühlte sich durch und durch wohl dabei.
"Hach ja", seufzte er und salutierte vor den Flammen, dann wandte er dem brennenden Gebäude den Rücken zu. Hoffentlich würde die Regierung von Kirigakure bald genauso brennen wie dieses Archiv und wenn er ehrlich war, dann konnte das gar nicht früh genug geschehen.
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Nichts ist Zufall
FanficNaruto FF || Ryoichi war sich zweierlei Dinge bewusst: Kirigakure war das größte Drecksloch der Welt, und ohne, dass jemand etwas dagegen unternahm, würde dies auch so bleiben.