Kapitel 13

8 1 0
                                    

"Mizuaki!", schallte die entsetzte Stimme seiner Schwester durch den Wald. Nanami war aufgewühlt, aus der Fassung gebracht. In diesem Zustand gab sie Ryoichi zu viel Angriffsfläche - allein ihr Schrei hatte ihm sehr gut verraten, aus welcher Richtung sie kam. Er zeigte so spät wie möglich Reaktion, um sich unter ihrem Schwerthieb wegzuducken. So hatte sie ihre Flanke ungeschützt, sodass er ihr das Knie möglichst tief in die Seite rammen konnte. Nanami keuchte, wollte sich aber noch nicht geschlagen geben, auch wenn der Kampf entschieden war. Sie versuchte, das Schwert aus der Rückhand zu verwenden, aber ein Schlag gegen ihr Handgelenk reichte aus, dass sie es los ließ. Mit der anderen Faust holte sie aus, um ihm einen stürmischen Schwinger zu verpassen, aber es fiel Ryoichi leicht, dem auszuweichen und sie mit einem weiteren Tritt in den Bauch ein paar Meter durch die Luft zu befördern.

Nanami ging zu Boden, versuchte, sich aufzurappeln, doch sie röchelte nur und spuckte rosa Schleim aus. Ihr Bruder keuchte ihr irgendetwas zu, doch Ryoichi verstand den Wortlaut nicht. Es war auch nicht weiter wichtig - die Chance, dass er sich aus den Jo-Jos winden konnte, war noch geringer als dass seine Schwester in dem Zustand gegen ihn gewann.

"Worauf wartest du noch", schnaufte sie, die Stimme auf einmal deutlich erschöpft. "Bring es zu Ende."

Ryoichi hockte sich vor sie, um ihr in die Augen zu schauen. "Das wäre zu einfach", sagte er, den Kopf leicht schief gelegt. "Dann hättest du ja keine Probleme mehr. Das würde ich gar nicht einsehen."

"Bastard", spuckte sie aus, woraufhin er ein wenig leidig seufzte.

"Möglich. Ich hab meinen Vater nie kennen gelernt und den meiner Schwester auch nicht, also muss ich dir da wohl Recht geben."

Sie schien einen Moment zu brauchen ehe sie begriff, was er meinte. Ihre Verwirrung sorgte für Zufriedenheit bei Ryoichi, für die er sich nicht einmal schämen konnte.

"...Egal", sagte sie dann, wich seinem Blick aus.

"Red doch nicht noch mit ihm", wimmerte Mizuaki, doch Nanami schien ihn zu ignorieren.

"Wir haben versagt. Du hast gewonnen. Was willst du noch?"

Er zögerte einen Moment. In dem Alter hatte er das gleiche Mindset gehabt und es gab immer noch genügend Shinobi, immer und stets so denken würden, und zumindest bei den Kindern ließ es ihn Mitleid spüren. "Etwas reden, schätze ich. Wenn du ohnehin schon abgeschlossen hast, dann hast du ja alle Zeit der Welt." Auf ein Stöhnen von Mizuaki fügte er an: "Du natürlich auch, Junge."

Nanami schaffte es, sich etwas gerade hinzusetzen, auch wenn ihr anzusehen war dass sie Schmerzen hatte. Ryoichi konnte sich gut vorstellen, dass sein Tritt ihr Rippen gebrochen hatte, aber darüber würde sie hinweg kommen. Immerhin waren sie Ninja, sie hatten vermutlich alle schon schlimmere Verletzungen wegstecken müssen.

"Du könntest Jonin sein", murmelte sie, woraufhin er lachte.

"Nah. Ich glaube keiner, der bei Verstand ist, will tatsächlich Jonin sein. Oder mich zum Jonin machen. Da muss man nur beschissene Entscheidungen treffen und wirklich besser wird man auch nicht bezahlt." Er zuckte mit den Schultern.

"Es geht doch nicht um das Geld!", verteidigte sie sich. "Es geht um..." Sie sprach nicht zu Ende. Stattdessen atmete sie mit geschlossenen Augen tief durch. Ihre Schultern hingen mehr durch, als sie zeigen wollte, das konnte Ryoichi ihr gut ansehen. "Das war unsere letzte Chance. Beende den Kampf oder... Oder ich mache es. Sag nichts, Bruder. Du wusstest, was kommt."

Mizuaki starrte in den Himmel. Sein Geist schien seinen Körper vollkommen verlassen zu haben. "Mutter wird stolz sein, uns wiederzusehen", murmelte er, ohne seinen Blick abzuwenden.

Nichts ist ZufallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt