Kapitel 12

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    Himekukis Krächzen schallte als akustischer Vorbote über den Nebel. Ryoichi konnte dadurch die Position der Möwe ausmachen und duckte sich unter einem Angriff von Nanami hinweg. Sie agierte leise, kaum hörbar für ihn. Himekukis Wahrnehmung jedoch überstieg die eines gewöhnlichen Menschen bei weitem - dennoch konnte sie ihm hier nur begrenzt helfen. Nanami hätte einen guten Jagdninja abgegeben, hätte sie sich nicht mit den falschen Leuten eingelassen.

"Ihr ward euch also sicher, dass ich kommen werde?", fragte Ryoichi möglichst locker. Anstatt in die Offensive zu gehen, wich er immer weiter zurück.

Das Mädchen reagierte nicht. Stattdessen machte ihn rauschendes Wasser auf seinen zweiten Gegner aufmerksam und er sprang in die Luft, um einer durch Ninjutsu gesteuerten Welle zu entgehen, sodass er es schaffte, auf der Wasseroberfläche zu landen. Dass sein Sichtfeld lächerlich gering war in den milchigen Nebelschwaden machte es nicht besser, und die Welle ebnete den Boden genug, dass Ryoichi sich nicht einmal mehr anhand knackender Äste und Zweige orientieren konnte. Die beiden waren ein gutes Geschwisterteam.

"Wenn ihr mich umbringen wollt, seid ihr mir zumindest eine Antwort schuldig", sagte er, um Zeit zu schinden. Er musste sich etwas einfallen lassen, denn keiner von beiden schien ihm zuhören zu wollen. Zugegeben, als Teenager hatte er grundsätzlich auch einen Scheiß darauf gegeben, was Erwachsene von ihm wollten. Nicht, dass sich das groß geändert hätte, aber er wollte doch meinen, dass er jetzt mit Anfang zwanzig über bessere Reflexionsfähigkeiten verfügte als mit sechzehn.

"Wenn wir dich umbringen, hilft dir die Antwort auch nicht. Halt dich nicht für überlegen. Du bist auch nur Chuunin", sprach Nanami und gab damit ihre Position preis, wodurch es Ryoichi ein weiteres Mal gelang, auszuweichen. Zu seiner Überraschung jedoch hielt sie ihn fest und ihm wurde schnell bewusst, dass es sich um ein Ablenkungsmaneuver mit einem Doppelgänger handelte, der mit erhobenem Schwert auf ihn los preschte. Ryoichi warf das Jo-Jo, tauschte mittels Kawarimi no Jutsu Platz ihm ihm. Der Angriff ging in die Leere, beförderte Ryoichi wieder auf den Waldboden, wo das Wasser schon abgelaufen war. Während des Kampfes konnte er zumindest Nanami nicht zum Reden bringen, und Mizuaki schien sich außerhalb seiner Reichweite zu befinden.

Erneut musste er Nanamis Angriff ausweichen, der schnell und versiert gleich von einem weiteren gefolgt wurde. Ryoichi knirschte mit den Zähnen, formte ein Fingerzeigen für Erde und eines für Wind. Dann rief er das Jo-Jo in seiner linken Hand zu sich zurück, formte es in ein kurzes Schwert, um die Angriffe besser blocken zu können. Was Nanami an Kraft mangelte, machte sie eindeutig mit ihrer Geschwindigkeit wett, sowie ihrer Fähigkeit, sich trotz fehlender Sicht hervorragend im Nebel navigieren zu können.

Ryoichi biss sich auf den Finger und schlug die Hand zu Boden. Ein leises Ächzen entkam seinem Hals, als er merkte, wie sich das fünfte Chakra-Siegel löste - doch zumindest hatte die Beschwörung funktioniert.

Nanami verschwand schnell im Nebel, als Himeyori ein Ohren betäubendes Krächzen von sich gab. Die Möwe war sehr viel größer als ihre Schwester, mit einer Schulterhöhe, die Ryoichi gleich kam. Sie breitete die hellgrauen Schwingen aus und ihrer Kehle entkam ein Schrei, der weniger nach einer Möwe klang, sondern mehr nach einem Adler, der seine Stimmbänder mit einem Wetzstahl gefeilt hatte.

"Ich hoffe, du weckst mich nicht ohne Grund", sprach sie mit tiefer Stimme. Ryoichi gab ihr keine Antwort. Stattdessen sprang auf ihren Rücken und die Möwe stieß sich vom Boden ab, um mit kräftigen Flügeln über den Nebel empor zu steigen. Er formte das Jo-Jo wieder in seine eigentliche Form zurück, um mehrere Shuriken und zwei Kunai abzuwehren, damit weder er selbst noch Himeyori verletzt wurde. Ryoichi schaute hinab, konnte jedoch auch von oben nicht genug durch den Nebel sehen. Von Himekuki tönte ein dreckiges Lachen, als sie ihre große Schwester erblickte. Leider hatte keiner von ihnen Zeit, Floskeln auszutauschen. Aus dem Wald und dem Nebel heraus schossen Wasserpeitschen, wild um sich schlagend, in der Hoffnung, eine der Möwen oder Ryoichi selbst zu erwischen.

"Du weißt, was zu tun ist", sagte Ryoichi zu Himeyori, die Stimme laut, um den tösenden Wind zu übertönen. Sein Adrenalin verhinderte, dass die Kälte ihn störte.

"Auf zwei Uhr, auf zwei Uhr", kam es von Himekuki und er nickte ihr zu. Sie fanden sich sicherlich fünfzehn Meter über der Erde. Wenn er sich verkalkulierte, konnte er sich gut und gern mehrere Knochen brechen, was ein fataler Fehler wäre. Er durfte nicht nach zwei Uhr schauen. Er atmete tief durch.

Dann gab er Himekuki ein Zeichen und sie ging in den Sturzflug über, nach unten, wo sie im Nebel Nanami geortet hatte, und mit ein wenig Verzögerung tat Himeyori es ihr gleich. Als ein erneuter Regen von Waffen ihnen entgegen schoss, wich die kleinere Möwe behände aus. Die größere jedoch stoppte ihren Flug abrupt, konzentrierte Chakra und ließ sichelscharfe Luftwellen den Nebel zerschlagen. Ryoichi sprang von ihrem Rücken, ins Geäst so weit es ging, und da die Bäume unter seinem Gewicht sofort brachen, durfte er nicht anhalten, ehe er nicht sicheren Boden unter den Füßen hatte. Er bewegte sich zügig auf jene Stelle auf zwei Uhr zu, die Himekuki ihm genannt hatte, darauf bauend, dass seine vertrauten Geister es schafften, ihm Nanami lange genug vom Hals zu halten.

Mizuaki entdeckte ihn einen Moment zu spät. Zwar sprang er ein wenig zurück, um ihm ein weiteres flächiges Wasser-Jutsu entgegen zu schleudern, doch Ryoichi wusste, dass er bereits nach genug an ihm dran war. Er ging ihn die Hocke, um sich erneut mit einer Erdmauer zu schützen, um die das Wasser herum spritzte, ohne Ryoichi dabei zu treffen. Zwar merkte er, dass sein nächstes Chakra-Siegel beinahe aufgebraucht war, aber er bezweifelte, dass er an diesem Punkt noch viel davon brauchen würde, sobald er Himeyori wegschicken konnte. Er erschuf einen Doppelgänger, der hinter der Mauer hervor sprang und Mizuaki lange genug ablenkte, dass Ryoichi selbst erneut angreifen konnte. Der Junge bemerkte zu spät, dass er sich mit einem Doppelgänger beschäftigte. Ryoichi hatte längst sein zweites Jo-Jo hervor geholt, geworfen, den Chakra-Faden verstärkt mit dünnem Draht, den die Waffe selbst fesselte. Mizuaki schaffte es nicht, weit genug zurück zu weichen, um den fliegenden Fesseln zu entkommen. Der Draht legte sich fest um ihn, als sich die Jo-Jos verhakten. Aus dem Gleichgewicht gebracht, fiel Mizuaki um, wand sich ein wenig wie ein Wattwurm auf der Wiese. Ryoichi gab ein erleichtertes Seufzten von sich.

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