15 | Nach dem Spiel

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Das Spiel gewinnen wir letztendlich mit 3:0. Sofie hat nach meiner Vorlage noch ein weiteres Tor geschossen. Ich bin komplett überwältigt. Ich habe einfach gerade ein Tor in der Champions League geschossen! Das ist mehr als surreal. Nach dem Abpfiff beglückwünschen mich die anderen nochmal. ,,Ganz stark Kleine“, ruft Pia und hebt mich hoch. ,,Danke“, schreie ich zurück. Wir stehen noch eine Weile auf dem Spielfeld rum und manche geben noch ein Interview für Wölfe TV.

Irgendwann kommt Maik, der die Interviews führt, zu mir. ,,Ja Lou, wie war das heute für dich? Du bist erst 16, spielst schon in der Champions League und hast heute ein Tor selbst geschossen und das dritte vorbereitet? Wie fühlt sich das an?“, fragt er. ,,Gute Frage. Aktuell ist das noch ziemlich schwer in Worte zu fassen. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich so viel Spielzeit bekomme, aber dann kam Tommy in der Halbzeitpause zu mir und meinte, er würde mich schon früher einwechseln wollen als geplant. Ich denke, er hatte den richtigen Riecher. Aber letztendlich geht das darum, dass wir das Spiel gewinnen und das ist uns ja gelungen. Das ich meinen Teil dazu beitragen konnte, macht mich einfach glücklich“, antworte ich. ,,Welcher Zeitpunkt war denn für deine Einwechselung geplant?“, hakt Maik nach. ,,Irgendwann zehn Minuten vor Schluss oder so. Es steht immer noch im Vordergrund mich langsam an alles heranzuführen, so dass für heute nur ein Kurzeinsatz geplant war. Aber auch wenn ich heute eine halbe Stunde gespielt habe, lassen wir es weiter langsam angehen“, sage ich. ,,Dein Tor war aber echt sehenswert. Nimm uns Mal mit zur Entstehung und wie das alles passiert ist“, meint er. ,,Viel gibt es da eigentlich nicht zu sagen. Sara hat den Ball ja zu mir gespielt, wahrscheinlich weil sie gesehen hat, dass ich auf meiner linken Seite Platz habe. Ich bin sofort losgestürmt und dann aber mehr nach innen Richtung Strafraum um der einen Schwedin aus dem Weg zu gehen. Dann habe ich die Lücke in der Abwehr gesehen und dachte, ich ziehe einfach Mal ab. Tja, der Schuss ging rein“, grinse ich. ,,Das war dein erstes Tor für den VfL, oder?“, fragt Maik weiter. ,,Ja genau. Das war mein erster Pflichtspieltreffer. In der Liga war mir das ja noch nicht vergönnt, aber so in der Champions League ist es doch viel schöner“, lache ich. Maik bedankt sich noch kurz bei mir eher er weiter geht. Erst jetzt merke ich wie das alles so ein bisschen bei mir ankommt und wie viel mir das eigentlich bedeutet. Das ist einfach nicht normal.

Irgendwann gehen wir dann Mal in die Kabine und duschen noch bevor Feli, Pia und ich uns auf den Weg nach Hause machen. Es ist mittlerweile schon kurz nach sechs, so dass wir direkt Essen machen. Vor allem weil das Spiel, obwohl man es im Ergebnis nicht so deutlich sieht, extrem hart war und wir demnach ziemlich Hunger haben. Nach dem wir gegessen haben, falle ich todmüde ins Bett. Der Tag war unglaublich anstrengend und morgen muss ich ja wieder in die Schule.

Morgens stehe ich dann tatsächlich so auf, dass ich ganz knapp vor Unterrichtsbeginn in der Schule bin. Ich bin noch ziemlich fertig von gestern und habe nicht wirklich Lust auf Gespräch, vor allem nicht auf irgendwelche Kommentare. So bin ich eine der letzten, die das Klassenzimmer betritt. Unsere Lehrerin Frau Schulz, bei der wir gleich Deutsch haben, ist aber noch nicht da. Ich setze mich wie immer neben Chantal. Mit ihr komme ich echt gut klar und in den Fächern, die zusammen haben, sitzen wir eigentlich immer nebeneinander. ,,Guten Morgen“, begrüße ich sie während ich meinen Ordner raushole. ,,Hey! Richtig starkes Spiel gestern von dir“, erwidert sie. ,,Du hast mein Spiel geschaut?“, frage ich. Bisher haben wir nie wirklich über meine Fußballkarriere gesprochen. ,,Klar. Ich mein Champions League ist ja echt next Level und da habe ich mir den Nachmittag freigehalten, um dich spielen zu sehen“, erklärt sie. ,,Voll cool. Und natürlich Danke“, sage ich. ,,Gerne. Das war echt stark von dir und das Tor war der Hammer“, fährt sie fort. ,,Dankeschön. Mir bedeutet das echt viel, sowas zu hören“, bedanke ich mich erneut.

Dann betritt Frau Schulz den Raum und beginnt mit dem Unterricht. Nach unseren zwei Stunden Deutsch habe ich erstmal eine Freistunde, da mein Chemie Lehrer nicht da ist. Diese Stunde nutze ich, um schon mal mit den Hausaufgaben in Deutsch anzufangen. Und schon geht es weiter im Schulalltag. Nach den sechs Stunden, okay mit einer Freistunde, bin ich echt froh für heute und für die Woche durch zu sein.

Bevor ich nach Hause laufen kann, treffe ich aber nochmal auf Chantal. ,,Warte Mal kurz. Ich wollte dich noch fragen, ob wir eigentlich endlich Mal Handynummern austauschen wollen. Wir hängen in der Schule fast immer zusammen rum, da wird es langsam Mal Zeit“, meint sie. Da hat sie definitiv Recht. Ich bin in meiner der Gruppen, die es in unserer Stufe gibt, da ich solche Gruppen einfach hasse. Dementsprechend habe ich außerhalb der Schule kaum Kontakt zu anderen. Eigentlich wird es Zeit das zu ändern. ,,Klar, das hätten wir echt schon früher machen können“, erwidere ich und hole mein Handy raus, um ihre Nummer einzuspeichern. Chantal grinst und diktiert mir ihre Nummer. ,,Ich schreibe dich gleich Mal an. Dann hast du meine Nummer auch“, sage ich. ,,Genau. Dann schönes Wochenende und bis Montag denke ich Mal“, meint sie. ,,Jap, diese Woche wirklich bis Montag“, lache ich und mache mich auf den Heimweg. Immerhin steht heute keine richtige Trainingseinheit an. Wir fahren zwar noch direkt nach dem Mittagessen zum Trainingsgelände für eine Regenerationseinheit, aber den Rest des Tages haben wir dann frei. Dann kann ich ja heute auch anfangen auf unsere Matheklausur nächste Woche zu lernen.

No rain - No flowersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt