29 | Weihnachtsfeier

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Jetzt steht vor Weihnachten nur noch ein Spiel in der Liga an. Das erste Spiel der Rückrunde ist immer schön vor Weihnachten und das gewinnen wir mit 3:1 gegen Potsdam. Ich darf die gesamte zweite Hälfte spielen und bekomme nochmal einen Assist. Am Dienstag machen wir noch eine kleine Weihnachtsfeier mit dem Team bevor wir dann alle zu unseren Familien fahren. Wir haben spontan noch beschlossen zu Wichteln, so dass Feli, Pia und ich am Montag noch einen kleinen Ausflug in die Autostadt machen, um noch eine Kleinigkeit für unsere Wichtelpartner zu besorgen. Ich habe Sofie gezogen. Im Wolfsburg Fanshop kaufe ich ihr eine Wolfsburg Tasse. Dann gehen wir noch in einen Laden namens Søstrene Grene. Das ist ein dänischer Laden, in dem es alle möglichen Dinge gibt. Angefangen bei Dekoartikeln bis hinzu Küchenzeugs und Süßigkeiten ist alles dabei. Ich kaufe für Sofie ein Päckchen Streusel, einen Weihnachtswichtel und eine Tafel Schokolade, die lustigerweise Vegan ist. Daraus lässt sich ein schönes Geschenk basteln.

Unsere kleine Feier findet am Trainingsgelände statt. Dort dürfen wir in einen der Besprechungsräume rein. Die Tische schieben wir zur Seite, so dass ein kleines Buffet entsteht, wo wir unsere mitgebracht Snacks hinstellen können. Zudem gibt es Kinderpunsch und Glühwein. Feli, Pia und ich waren genauso wie Kathy, Sara und Tabsi schon ziemlich früh da, um beim Aufbauen zu helfen. Nach und nach kommen jetzt auch die anderen Mädels. Sara macht Weihnachtsmusik an und die ein oder anderen tanzen auch dazu. Das lasse ich erstmal sein. Stattdessen stehe ich mit einigen anderen zusammen und rede. Hin und wieder hole ich mir eine Kleinigkeit vom Buffet. Die meisten haben Plätzchen, Lebkuchen oder Spekulatius mitgebracht. Aber es gibt auch Mini Stroopwaffeln, die Lynn mitgebracht hat und Brunkager von Sofie. So lernen wir auch noch Leckereien aus anderen Ländern kennen. Vor allem die Brunkager sind echt gut. Ich muss Sofie Mal noch nach dem Rezept fragen.

,,Was sagst du so eigentlich zu deiner ersten Saisonhälfte bei uns?“, fragt Kathy mich irgendwann. ,,Joa, krass. Das beschreibt es eigentlich schon am besten. Nein, also ich find’s einfach krass, wie viel ich jetzt schon spielen durfte und auch was ich dann im Stande war zu leisten. Gerade das Spiel gegen Manchester war einfach der Wahnsinn“, antworte ich. ,,Oh ja, das glaub ich dir. Und ich denk Mal, das braucht auch noch Zeit zum Verarbeiten. Und die Rückrunde gibt es ja auch noch“, meint sie. ,,Ach stimmt. Und vor allem mit noch mehr Champions League. Das wird mega werden. Wir sind einfach im Viertelfinale“, sage ich. ,,Ja, das ist schon krass“, grinst Kathy. ,,Worüber redet ihr?“, fragt Sofie plötzlich, die sich zu uns gesellt hat. ,,Über Lou’s Saison bisher und darüber, dass wir im Viertelfinale der Champions League sind“, erwidert Kathy. ,,Deine Mega Debüt Saison?“, meint Sofie augenzwinkernd. ,,Ach hör auf“, lache ich. ,,Nein wirklich. Du bist aktuell echt on fire.“ ,,Aber am Anfang war das noch ganz anders“, protestiere ich. ,,In den ersten zwei Wochen war ich kurz davor alles hinzuschmeißen und dann kam diese blöde Bänderüberdehnung.“ ,,Ja okay. Das stimmt. Das war wegen Jule oder? Habt ihr mittlerweile ein besseres Verhältnis?“, fragt Kathy. ,,Schwer zu sagen. Wir schreiben mittlerweile relativ viel miteinander, aber es ist auch schon wieder ne Weile her, dass wir uns gesehen haben und da war sie ja ziemlich asozial“, antworte ich. ,,Wird da jemand rot?“, grinst Kathy. ,,Was? Nein, um Himmels Willen. Jule doch nicht. Das Mädel hasst mich!“, verteidige ich mich. ,,Sofie? Was ist, kommt ihr dann?“ Lynn ist zu uns gekommen. ,,Ach so. Lou, wir wollten dich eigentlich fragen, ob du Lust hast ein TikTok mit uns zu machen“, erklärt Sofie. ,,Ja gerne“, stimme ich zu, glücklich darüber der Situation entfliehen zu können. Zu dritt gehen wir in eine leere Ecke des Raumes. ,,Was für ein TikTok wollt ihr denn machen?“, erkundige ich mich. ,,Es gibt da so einen Weihnachtstrend. Der ist doch ganz passend“, meint Lynn. Die zwei zeigen mir den Tanz und dann nehmen wir das ganze auf. Es ist super lustig und klappt eher so mittelmäßig. Egal, dafür hatten wir unseren Spaß.

Dann verteilen wir endlich unsere Wichtelgeschenke. Am Anfang haben wir alle unsere Geschenke in einen großen Sack gelegt und jetzt holen wir sie nacheinander raus. Natürlich beobachte ich Sofie ganz genau, während sie ihr Geschenk auspackt. Anhand ihres Strahlens vermute ich, dass es ihr gefällt. Sie schaut auf und grinst in meine Richtung. In der kleinen Karte, die ich noch geschrieben habe, steht mein Name drin. Im Nachhinein darf man ja erfahren, von wem das Geschenk ist. Dann packe ich mein Geschenk aus. Es ist ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck ,,Freestyle Queen“. Heraus fällt noch eine Karte. Daran erkennen ich, dass das Geschenk von Lynn ist. Ich gehe zu ihr rüber und umarme sie. ,,Danke für das T-Shirt. Das ist mega cool“, sage ich. ,,Gerne doch. Und es stimmt auch einfach“, erwidert sie. ,,Naww. Du bist süß“, grinse ich. ,,Lou, die Tasse ist ja mega und mit den kleinen Sachen darin“, bedankt sich Sofie, die auch zu uns gekommen ist. ,,De rien. Es kann ja nicht sein, dass du seit einem Jahr hier bist und noch keine Wolfsburg Tasse hast. Da hab ja sogar ich eine“, sage lachend. ,,Jap, irgendwie wurde es Zeit“, meint sie. Den restlichen Abend verbringen wir weiterhin mit reden und hin und wieder tanzen wir auch Mal zu einem der Lieder.

Am Mittwoch Morgen heißt es dann Abfahrt. Gestern Abend haben wir noch unsere Sachen fertig gepackt damit wir heute relativ früh los können. Auch Pia macht sich auf den Weg zu ihrer Familie. ,,Hast du alles?“, fragt Feli während wir noch zusammen frühstücken. ,,Ich denke schon. Ansonsten hab ich in Stuttgart ja auch noch Sachen, falls ich etwas vergessen haben sollte“, antworte ich. Nachdem wir fertig sind, mache ich mich schon fertig und schlüpfe in eine Jogginghose und unseren Trainingspulli von Wolfsburg. Ich liebe ihn einfach. Er ist schwarz und somit ziemlich schlicht mit Ausnahme von dem VW Logo, dem Nikezeichen und natürlich unserem VfL Logo. Aber das coolste ist einfach, dass er sowohl einen kleinen Reißverschluss, eine Kapuze und eine Kängurutasche. Lustigerweise hat sich Feli auch den Pulli angezogen. Er ist halt einfach beliebt bei uns Mädels. Die Fahrt verläuft ziemlich anstrengend. In den meisten Bundesländern beginnen heute die Schulferien, so dass es schon ziemlich voll auf den Autobahnen ist. Zum Glück haben wir fürs Mittagessen etwas zum Vespern mitgenommen, so dass wir nicht in eine Raststätte müssen. Statt den eigentlichen fünf Stunden brauchen wir letztendlich acht Stunden, so dass es schon fast 18 Uhr ist als wir endlich ankommen. Mom öffnet uns die Tür. ,,Hallo ihr zwei. Ich hoffe, ihr hattet eine gute Fahrt“, sagt sie und umarmt und zur Begrüßung. Es fühlt sich allerdings nicht wirklich wie eine innige Mutter-Tochter-Umarmung an. ,,Naja es war extrem viel los auf den Straßen, aber wir haben es ganz gut her geschafft“, antwortet Feli. Ich nicke. ,,Es gibt auch bald essen. Ihr könnt ja noch hoch gehen und ein bisschen auspacken. Felicitas für dich habe ich das Gästezimmer hergerichtet“, erzählt Mom. ,,Danke Mom. Das machen wir gerne“, sage ich und wir gehen nach oben. Ich zeige Feli das Gästezimmer und auch das Bad. Wo mein Zimmer liegt, weiß sie ja schon von ihrem letzten Kurzbesuch nachdem ich mir meine Gehirnerschütterung geholt hatte.

Nach dem Essen setzen wir uns alle und Wohnzimmer. Feli und ich erzählen von der Saison und ich sehe, dass vor allem Dad schon interessiert zuhört und auch Fragen stellt. Jetzt plötzlich interessieren sich meine Eltern also für den Fußball. ,,Ich würde dann aber Mal hochgehen. Ich bin ziemlich müde von der Fahrt“, meint Feli reaktiv schnell. ,,Geht mir genauso“, stimme ich ihr zu. Bevor wir in unsere Zimmer gehen, umarme ich sie noch kurz. ,,Alles okay bei dir?“, frage ich. ,,Ja, alles gut“ antwortet Feli und lächelt. Irgendwie wirkt es aber etwas gezwungen.




Na, was glaubt ihr, könnte Feli eventuell haben?

No rain - No flowersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt