Kapitel 11 - Bitte verzeih mir!

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Bettys Sicht:

Wir gehen gemeinsam zu seinem Motorrad, damit Jug mich nachhause fahren kann. Ich hatte heute mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Ich habe einen wahnsinnig schönen Abend mit Mitgliedern der Serpents gehabt. Er hat Recht damit, dass sie ganz anders sind und nicht mal ansatzweise den Klischees entsprechen. Es sind Menschen mit Ecken und Kanten, mit guten und schlechten Seiten so wie jeder von uns. Wir reden nicht, aber einfach aus dem Grund, weil wir beide unseren eigenen Gedanken über den heutigen Abend hinterher hängen. Es herrscht eine angenehme Stille zwischen uns. Ich bin erleichtert, dass ich ihm eine Chance gegeben habe mir seine andere Welt zu zeigen. Und ich bin erleichtert, dass er mir die Chance gegeben hat diese kennenzulernen. Wir steigen vor meinem Haus von seinem Motorrad ab und sehen uns eine Weile in die Augen. "Du solltest langsam reingehen und schlafen. Es ist schon spät und ich will nicht, dass du morgen unausgeschlafen in der Schule sitzt." murmelt er schon fast schüchtern. Ich nehme seine Hände in meine. "Danke Juggie. Danke für diesen Abend und das du mir mehr von dir und deiner Welt gezeigt hast." flüstere ich genauso schüchtern zurück. Wieder treffen sich unsere Blicke und ich bekomme eine Gänsehaut. Jughead scheint dies zu bemerken. "Ist dir kalt Betts?" Ich schüttele meinen Kopf während ich weiter in seine hellblauen Augen schaue. Er löst eine seiner Hände aus meinen und legt sie mir zaghaft auf die Wange. Meine Gänsehaut verwandelt sich schlagartig in ein intensives Prickeln auf meiner Haut. Keiner von uns kann seinen Blick von dem anderen abwenden. Meine nun freie Hand lege ich vorsichtig auf seine Brust. Mein Atem geht stoßweise, als er seinen Kopf langsam zu mir nach unten neigt. "Betty!" Wir schießen auseinander und ich sehe Archie über seinen Rasen auf uns zu laufen. Jughead stellt sich automatisch schützend vor mich während ich wieder nach seiner Hand greife. "Bitte Betty! Lass uns über gestern Abend reden. Es ist nicht so wie du denkst!" fleht Archie, der nun vor uns angekommen ist. "Ich wüsste nicht, was wir beide zu bereden haben." fauche ich zurück. "Du hast weder auf meine Anrufe noch auf meine Nachrichten reagiert. Ich habe mir verdammte Sorgen gemacht!" Ich stelle mich nun neben Jug, immer noch seine Hand haltend. "Das Recht dir Sorgen machen zu dürfen, hast du nur leider verspielt. Abgesehen davon war ich in guter Gesellschaft wie du siehst." "Jug bitte..." wendet sich mein Freund oder besser gesagt Exfreund nun an meinen Begleiter. "Arch was willst du von mir? Ich denke Betty hat deutlich gemacht, dass sie aktuell nicht mit dir reden will und das solltest du akzeptieren." entgegnet ihm dieser kühl. "Betty, ich liebe..." "Archie stopp! Ich will es nicht hören!" unterbreche ich ihn bevor ich mich an Jughead wende. "Danke nochmal für alles. Wir sehen uns morgen." Ich umarme ihn und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. "Gute Nacht Betts." haucht er mir ins Ohr und erwidert meine Umarmung. Archie beachte ich nicht weiter und gehe Richtung Haustür. Ohne mich nochmal umzublicken, schließe ich diese auf und verschwinde hinter ihr. Drinnen höre ich ein Motorrad aufjaulen, was mir signalisiert, dass auch Jughead sich nicht weiter mit Archie auseinander gesetzt hat. Ich muss an diesen seltsamen Moment von eben zurück denken. So etwas intensives wie da habe ich noch nie gespürt, nicht einmal wenn ich mit Archie zusammen war. Die ganze Sache mit ihm und Veronica muss mich nicht nur unfassbar verletzt sondern auch verwirrt haben, weswegen meine Gefühle jetzt anscheinend verrückt spielen. Kopfschüttelnd gehe ich nach oben in mein Zimmer. Ich ziehe meine Vorhänge zu und verwehre Archie somit den Blick in mein Zimmer. Anschließend mache ich mich bettfertig und schlüpfe in mein Bett. Es dauert nicht lange, bis ich in einen tiefen und hoffentlich erholsamen Schlaf falle.

Ich wache von meinem klingelnden Wecker auf. Nachdem ich diesen ausgemacht habe, strecke ich mich in meinem Bett und setze mich auf. Heute werde ich Archie und Veronica in der Schule begegnen müssen. Mein Herz schmerzt bei dem Gedanken. Wie konnte es nur soweit kommen? Sie waren meine besten Freunde und jetzt fühle ich mich ihnen so fern. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und versuche die Tränen zu unterdrücken. Es sind Tränen der Wut und Enttäuschung. Wie konnten sie mich nur so lange belügen? Ich bekomme eine Nachricht, welche ich versuche mit tränenverschwommenen Augen zu lesen. Sie ist von Jug. "Ich bin an deiner Seite, wenn du mich heute brauchst." Ein kleines Lächeln zieht sich über meine Lippen. Es ist, als könnte er meine Gedanken lesen und das, obwohl er auf der anderen Seite der Stadt ist. Ich stehe auf und gehe erstmal duschen. Ich benötige heute definitiv einen klaren Kopf, wenn ich diesen Schultag einigermaßen gut überstehen will. Ungefähr 20 Minuten später betrete ich, nur in einem Handtuch bekleidet, wieder mein Zimmer. Ich habe noch eine Nachricht erhalten. Diesmal ist sie von Archie. "Fahren wir zusammen zur Schule?" Meine Antwort ist kurz und knapp. "Nein." Ich werfe mein Handy auf das Bett und ziehe mich an. Da es heute sehr warm ist, trage ich einen dunklen Jeansrock und dazu ein locker fallendes, weißes T-Shirt. Meine Haare trage ich in meinem üblichen Pferdeschwanz. Ich gehe runter in die Küche und finde eine Notiz von meinen Eltern am Kühlschrank hängen. "Guten Morgen Liebes, dein Vater und ich haben heute Morgen ein wichtiges Meeting in der Redaktion und sind deswegen schon weg. Ich habe dir frische Pancakes in den Ofen gestellt. In Liebe Mom" Ich nehme die Pancakes heraus und hole mir ein Glas Orangensaft aus dem Kühlschrank. Grade als ich fertig mit Essen bin, höre ich ein Auto vor der Tür hupen. Was versteht Archie nicht daran, dass ich nicht mit ihm zur Schule fahren werde?! Genervt stelle ich mein Geschirr weg und gehe raus. Überrascht schaue ich den Wagen und seinen Fahrer an. "Kevin was machst du denn hier?" "Jughead hat mir heute Morgen geschrieben. Er möchte nicht, dass du den Bus nehmen musst und da er leider vor der Schule noch was erledigen muss, hat er mich gebeten, dich abzuholen." erklärt er mir freudestrahlend. Egal was zwischen, Archie, Vronnie und mir aktuell ist, ich habe trotzdem noch die besten Freunde der Welt. "Warte ich hole noch schnell meinen Rucksack." rufe ich ihm dankbar und glücklich zu. Ich setze mich auf Kevins Beifahrersitz und er zieht mich in eine freundschaftliche Umarmung. "Wie geht es dir Betty?" "Es könnte besser und schlechter sein." antworte ich ehrlich. "Lass uns los! Ich will den Tag so schnell wie möglich hinter mich bringen." "Jug, Cheryl und ich sind für dich da, wenn irgendwas ist." "Ich weiß Kev und ich bin euch unglaublich dankbar dafür." Mein Freund schaut mich noch kurz nachdenklich an, bevor er sein Auto startet und uns zur Schule fährt.

Kevin begleitet mich zu meinem Spind, an dem bereits Cheryl und Jughead warten und sich unterhalten, wobei unterhalten nicht unbedingt der richtige Ausdruck ist. Meine Cousine redet wie eine Wilde auf ihn ein, während er einfach nur kopfschüttelnd zu Boden sieht. "Nein Cheryl, es ist besser so..." "Was ist besser so Juggie?" unterbreche ich die Diskussion meiner Freunde. "Guten Morgen ihr zwei." begrüßt Cheryl uns. "Es ist besser, wenn Cheryl oder Kevin dich später nachhause fahren, da ich mit dem Motorrad da bin." erklärt Jug mir freundlich. "Ich kann auch einfach mit dem Bus fahren Leute." "Wozu Cousinchen? Wir drei haben alle einen fahrbaren Untersatz und ich würde gerne mal wieder Zeit mit dir verbringen." Cheryl harkt sich bei mir unter und zieht mich in Richtung der Klassenzimmer. "Komm Betty, wir müssen zu Biologie. Bye Jungs." Ich winke den anderen noch kurz zu bevor wir in Richtung Unterrichtsraum verschwinden. "Also Betty..." "Mir gehts...okay Cheryl." "Sicher? Ich habe gestern versucht dich zu erreichen." "Ich habe den Tag mit Juggie verbracht. Er hat mich abgelenkt." Sie nickt wissend. "Ich hatte mit ihm und seinen Freunden wirklich eine schöne Zeit." fahre ich fort. "Was denn für Freunde?" fragt meine Cousine neugierig. Ich schaffe es nicht ihr zu antworten, da Veronica vor der Tür wartet um mich vor dem Unterricht abzufangen. "Betty, ich muss dringend mit dir reden." Ich versuche kommentarlos an ihr vorbeizulaufen, aber sie hält mich zurück. "Ich kann nicht mal in Worte fassen wie leid es mir tut, aber hör mir kurz zu." "Willst du mich noch ein bisschen anlügen oder was soll das bringen?" entgegne ich abweisend. "Ich wollte dich wirklich nie anlügen! Bitte verzeih mir B." "Ich glaube, es reicht jetzt Vronnie." mischt sich Cheryl ein. "Du und Archie hatten lange genug Zeit Betty reinen Wein einzuschenken." "Ich glaube nicht, dass ich dir das verzeihen kann V - zumindest nicht jetzt." beende ich die Konversation als die Schulklingel den Unterrichtsbeginn ankündigt.

Vor der Mittagspause hätte ich mit Archie zusammen eine Freistunde, die ich nun alleine verbringe. Da ich ihm schon den ganzen Tag aus dem Weg gegangen bin und das auch weiterhin versuche, gehe ich raus zu den Tribünen. Ich genieße die Sonne und versuche meine Gedanken zu sortieren. Archie und Veronica haben mir zwar weh getan, aber wir haben auch schon so viel zusammen erlebt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich alles wegwerfen soll. Ich brauche dringend einen Rat und das am besten von jemanden, der die Situation völlig neutral betrachten kann. Ich hole mein Handy raus und schreibe Tony eine Nachricht.

Betty: "Hallo Tony, wie geht es dir? Danke nochmal für den gestrigen Abend. - Betty"

Ich lege mein Handy zur Seite und hole das Buch Sturmhöhe, welches wir aktuell in Englisch lesen müssen, heraus. Nach nicht mal 5 Minuten erhalte ich allerdings bereits eine Antwort meiner neu gewonnenen Freundin.

Tony: "Hey Betty :) Ich freu mich, dass du dich meldest. Mir gehts gut und dir?"

Betty: "Ehrlich gesagt, weiß ich nicht so ganz wie es mir geht. Hast du vielleicht später Lust mit mir einen Milchshake im Pops zu trinken?"

Tony: "Klar gerne. Passt 18 Uhr bei dir? Dann können wir auch darüber reden, was dich bedrückt."

Betty: "18 Uhr klingt super. Dann bis später :)"

Tony: "Bis nachher :)"

Ich stecke mein Handy zurück in meine Tasche und konzentriere mich wieder auf mein Buch. Ich freue mich auf das Treffen mit Tony und ich hoffe, dass sie mir bei meinem inneren Zwiespalt weiterhelfen kann. "Da bist du ja. Ich habe dich in der ganzen Schule gesucht." höre ich eine sehr bekannte Stimme neben mir sagen.

Bughead - Woher weißt du, dass es Liebe ist?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt