Vorahnung

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Wenn er seinen Gefühlsstand beschreiben sollte, dann hätte er es als Aufregung, Schmetterlinge und alles was mit Vorfreude zu tun hatte beschrieben. Denn seine Verlobte hatte tatsächlich zugestimmt, mit ihm durchzubrennen. Natürlich wusste er, dass diese Entscheidung alles andere als rational war. Aber dennoch freute er sich darüber und dachte darüber nach, wie er sie so schnell wie möglich vor den Traualtar brachte.

Aber er hatte ein schlechtes Gewissen, was er so noch nicht kannte. Er war bekannt dafür, dass er bedacht und vernünftig handelte, ausser er geriet in Rage. Dann spie er Feuer und räumte jeden aus dem Weg, der ihm begegnete. Er war berüchtigt dafür, aber diese Eigenschaft war ein Vorteil, wenn er im Krieg war. Nun war der grosse Krieg vorbei, es gab nichts mehr wobei er sich austoben und seiner Wut Platz machen konnte. War das vielleicht der Grund, warum er so erpicht darauf war, seine Verlobte so schnell wie möglich zu ehelichen?

Mit jeder Stunde, die verging und mit jedem Augenblick den Erial mit ihr verbrachte, wurde seine Begehren immer grösser. Er wusste, er hatte die richtige Entscheidung getroffen, als er sie als Braut auserkoren hatte. Leylia war jung, das konnte niemand bestreiten, aber er konnte sie formen und sie zu der Frau werden lassen, die er an seiner Seite wünschte.

Ihre Anziehungskraft war offensichtlich und er musste sich in Acht nehmen, dass niemand am königlichen Hof ein Auge auf sie warf. Wahrscheinlich musste er Isabella unterweisen, dass sie sich mit der Aufmachung von Leylia zurückhalten sollte. Zumindest so lange bis sie verheiratet waren. Und da war er wieder beim Heiraten.

„Erial", wurde er von seinen Gedanken gerissen, er wandte sich der Stimme zu und erkannte wie Cedric zu ihm aufschloss. Er war seinem Vater sehr ähnlich, die Statur, sein Verhalten und selbst seine Stimme glich seinem alten Lehrmeister.

„Wie kann ich dir behilflich sein", erwiderte Erial etwas zu aufgesetzt für seinen Geschmack. Aber es gehörte sich so und schliesslich wollte er eine harmonische Beziehung zur Familie Astoria aufbauen. Immerhin gehörte Astoria zu seinem Plan und er durfte sie nicht als Verbündete verlieren.

„Ich wollte mich nur vergewissern, dass meine Schwester ein Hirngespinst hat", meinte Cedric und Erial war verwirrt über diese Aussage.

„Wie kommst du darauf?", fragte er nach und er konnte es nicht verhindern, aber ein innerer Zorn baute sich in ihm auf. Auch wenn Cedric sein Schwager wurde, hatte er nicht das recht seine Schwester als verrückt zu bezeichnen.

„Leylia meinte, dass ihr so schnell wie möglich heiraten und sehr wahrscheinlich durchbrennen wollt", erklärte Cedric und Erial stöhnte innerlich. Er war wohl zu voreilig und hatte nicht bedacht, dass Leylia dieses Thema mit ihrem Bruder besprach.

„So haben wir das besprochen, aber es wurden noch keine Pläne geschmiedet", versuchte Erial den Skandal zu verharmlosen. Es war viel einfacher als einen normalen Bürger zu heiraten. In ihren Kreisen musste man auf so viele Dinge Acht geben, dass er selbst den Überblick verlor.

„Ich kann es nicht für Gut heissen, wenn sie ihrem Ruf schadet, in dem sie mit dir durchbrennt. Wenn herauskommt, dass ihr geheiratet habt ohne die Erlaubnis des Königs wird sie keine Zukunft mehr haben", argumentierte Cedric und war offensichtlich dagegen.

„Ich weiss", erwiderte Erial und stöhnte. Wie soll er sich von ihr fernhalten, wenn er das Gefühl hatte jeden Moment zu explodieren? Schliesslich war sie seine Verlobte.

„Vorfreude ist die schönste Freude", gab Cedric von sich und wurde gleich darauf von Erial böse angefunkelt.

„Sag bloss, du kannst nachempfinden in was für einer Situation ich mich befinde", wurde nun Erial etwas neugieriger. Er musste sich ablenken und wenn er sich dabei auf das Liebesleben seines zukünftigen Schwagers berufen musste.

Im Zeichen des NordensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt