Der königliche Hof

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Es war überwältigend und nicht in einmal in ihren kühnsten Träumen hätte sie sich die Hauptstadt so vorgestellt. Als sie endlich ankamen, nach mehreren Tagen, seit dem sie die Lordschaft Ogynes verlassen hatten, besuchten sie noch zwei weiteren Lordschaften. Die glücklicherweise ohne weitere Vorkommnisse überstanden wurden. Zu ihrer Überraschung hatte ihr Verlobter eine gute Beziehung zu den anderen Lords und diese waren überaus freundlich zu ihr. Sie stellten sich auch nicht die Frage warum nun sie und nicht ihre Schwester an der Seite des ehrenwürdigen Lord Polarions war. Sie akzeptierten sie und freuten sich bereits auf die Hochzeit. Aber Erial war nicht erpicht darauf, eine grosse Feier auszurichten. Er hatte ihr auch mitgeteilt, dass die Idee des Durchbrennens keine Option mehr war. Sie war sicherlich enttäuscht, aber hatte auch die Erleichterung dass sie ihre Jungfräulichkeit nicht so schnell verlieren würde.

„Leylia, wenn wir am Hof sind, bitte ich dich, dich gleich in deine Gemächer zurück zu ziehen", sprach Erial sie an. Sie nickte und kam sich vor, wie ein gehorsames Kind. Sie wollte nicht in ihre Gemächer, sie wollte lieber in der Stadt bleiben und alles erkunden. Leylia erinnerte sich dennoch an die Worte ihres Vaters und den Rat, dass sie auf Erial hören sollte, was den Hof und die königliche Familie betraf. Sie wusste nicht viel, schliesslich interessierte sie sich mehr für den Wald und die Jagd. Ihre Lehrmeister verzweifelten fast daran, wenn es um ihre Ausbildung ging. Sie fragte sich, ob sie hier die Möglichkeit hatte auszureiten oder auf die Jagd zu gehen. Aber sie ahnte bereits, dass das wahrscheinlich bei einem Wunschdenken blieb.

„Ich bin noch nicht soweit, dich dem König vorzustellen und so wie ich das sehe, hatte er uns erst in ein paar Tagen erwartet", sprach Erial weiter und sie wunderte sich über diese Erleichterung. Er meinte doch, dass ihr vorsprechen vor dem König nur eine Formalität war.

„Bist du etwa nervös?", neckte Leylia und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Nein, immerhin kenne ich ihn schon eine Weile", meinte Erial, „somit weiss ich ebenfalls, wann der beste Augenblick ist, um ihm die frohe Botschaft zu verkünden."

„Wir heiraten nur, wir erwarten noch kein Kind", sagte Leylia nüchtern und Erial lachte.

„Nein, aber hoffentlich bald", spasste Erial und zwinkerte ihr schelmisch zu. Sie spürte, dass sich das Blut in ihren Wangen sammelte. Sie verstanden sich besser und gingen vertrauter miteinander um. Sie hatten aber nie die Gelegenheit nochmals alleine zu sein, seit sie Lord Ogynes Burg verlassen hatten. Leylia war ein wenig traurig darüber, aber sie hatten noch genug Zeit um unter sich zu sein.

Der königliche Palast war überwältigend. Ein riesiges Tor öffnete sich und sie passierten den Eingang. Leylia fühlte sich unwohl und war mit ihrer Kleidung alles andere als angemessen angezogen. Sie war schmutzig und wollte so schnell wie möglich ein Bad nehmen.

„Polarion!", wurde Erial angesprochen und ein adliger Mann rannte ihnen entgegen. Leylia war neugierig, wer war er wohl? Er war edel gekleidet, wahrscheinlich trug er Seide, zumindest sein Hemd, das dunkelrot und bestickt mit goldenen Sternen war.

„Für dich immer noch Erial", spasste ihr Verlobter und stieg von seinem Pferd. Sie umarmten sich brüderlich. Wahrscheinlich war das ein guter Freund von ihm.

„Da bist du ja endlich, du wurdest schon sehnsüchtig erwartet", spielte der Mann mit ihm klopfte Erial auf die Schulter. Ihr Verlobter wirkte wie ein anderer Mensch, sie hatte ihn nie so entspannt, noch vertraut mit einer anderen Person gesehen. Und sie dachte bisher, dass sie immer einen besseren Draht zueinander hatten, aber da irrte sie sich.

„Darf ich dir meine Verlobte vorstellen?", fragte Erial und ging zu Leylia. Er hob bereits die Arme und Leylia war überfordert mit der Situation.

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