Begegnung

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Er war nicht überrascht, als er die Lordschaft Astoria durchquerte. Es war Frühling ins Land eingezogen und auf dieser Seite des Landes gab es alle vier Jahreszeiten. Deshalb erstrahlten die Wiesen und Wälder in ihren schönsten Tönen und luden dazu ein sich hier der Natur hinzugeben.

Aber er war aus einem anderen Grund hergereist. Mit seinem Gefolge ritt er stramm voran, damit sie früher als erwartet beim Anwesen der Familie Astoria ankamen. Auch wenn die Familie ihn erst in ein paar Tagen erwartete, hatte er gehofft so einen unverfälschten Eindruck von ihr zu erhalten. Sie, die ihr Leben mit ihm verbringen musste. Nun arrangierte Ehen gab es in seinem Stand häufig, selten heiratete man aus Liebe. Eheschließungen waren dazu da, Allianzen zu Schließen und diese war keine geringere Ausnahme.

Er behielt sich vor, die Braut auch abzulehnen, wenn sie ihm von ihrem Erscheinungsbild nicht gefiel. Ihm wurde zwar von mehreren Quellen berichtet, dass es sich hier um eine Schönheit handelte, doch er wollte sich selbst eine Meinung bilden. Denn seine Berater sahen in erster Linie den Vorteil in diese Familie einzuheiraten. Ihr Vater Lord Astoria, war ein alter Kriegsherr, der schon viele Schlachten geschlagen hatte. Als er noch jung war, war der Lord sein Lehrmeister und unterrichtete ihn in der Kriegskunst und Schwertkampf. Er lernte viel und daher war es für ihn ein Leichtes, einer Verbindung zu diesem Haus zuzustimmen.

„Lord Polarion, wir müssen eine Rast einlegen unsere Männer sind erschöpft", bat ein Kommandeur und schloss zu ihm auf. Er war die Vorhut und führte sein Gefolge von 50 Mann an. Von weitem dachte man, dass es eine Invasion geben könnte. Aber bei genauerer Betrachtung erkannte man, dass die Männer in diesem Gefolge einfache Reitkleidung trugen. Sie schienen nicht bewaffnet zu sein und daher ließ man sie passieren.

„Gut", erwiderte der Lord und sein Kommandeur gab den Befehl eine Pause einzulegen. Er sah sich um und er war zu unruhig, als dass er sich nun ausruhen konnte.

„Kalypso, ich werde die Landschaft erkunden und kehre bald zurück", teilte Lord Polarion seinem Kommandanten mit. Dieser gab ein Nicken von sich und hatte nicht vor seinem Herrn zu folgen. Lord Polarion hatte seine Launen und wenn es einen Mann gab, der gut auf sich selbst aufpassen konnte, dann war es er.

Er verstand warum dieses Land gedieh und immer zu größerem Wohlstand kam. Die Felder gediehen und warfen viel Weizen ab. Aber bekannt war diese Lordschaft für ihren Drachenwein und als Lord Astoria seine Gemahlin heiratete, war ihre Mitgift die Drachentraube, die nur in ihrem Heimatland wuchs. Vielleicht hatte er die Gelegenheit, um die Herstellung des Weines zu sehen, schließlich kam es selten vor, dass er in anderen Lordschaften war.

Er kam zu einem Waldstück und vernahm ein Geräusch. Es war kein Tier, das hörte er gleich. Er nahm sich in Acht, es waren friedliche Zeiten und daher rechnete er kaum mit einem Attentäter. Aber Vorsicht war besser als Nachsicht.

„Achtung!", hörte er und er blieb abrupt stehen. Sein Pferd reagierte gleich, blieb aber ruhig, auch wenn die Warnung erschreckend aufkam.

„NEIN!", erklang es wieder und dieses Mal vernahm er eine Frauenstimme. Sie kam aus dem Wald und trat hinaus. Für einen Moment blieb ihm die Luft weg, selten hatte er so ein schönes Mädchen gesehen. Aber sie bemerkte ihn nicht sondern rannte an ihm vorbei und fiel plötzlich auf die Knie. Sie besaß langes dunkles Haar die sie zwar zusammengebunden auf dem Rücken trug, aber dennoch ihre Lockenpracht freigab. Er hatte zwar nur kurz Gelegenheit, aber sie hatte die schönsten grünen Augen, die er je gesehen hatte. Ihre helle Haut ließ sie erstrahlen und gab ihr dieses Erscheinungsbild einer edlen Dame. Obwohl sie Jagdkleidung trug und sich nicht die Blöße gab einfach auf den Boden zu fallen. Er beschloss sich ihr zu nähern, also stieg er vom Pferd und trat einen Schritt zu ihr. Er erkannte, dass sie sich zu einer Jagdfalle runterbeugte und ein Hase sich darin verfangen hatte.

Im Zeichen des NordensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt