Verlobungszeremonie

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Die Familie Astoria oder besser gesagt, dessen Lord und Lady bestanden darauf. Obwohl der König seinen Segen noch nicht gegeben hatte für eine Hochzeit, mussten Leylia und er die Verlobungszeremonie durchführten. Es war ein alter Brauch und obwohl es Erial für lächerlich empfand, eine solche Tradition aufrecht zu erhalten, kam er der Familie entgegen und willigte ein. Er hatte nicht vor seine zukünftige Frau zu verschmähen oder zu entehren. Er ließ nicht zu, dass irgendetwas zwischen ihn und seiner Verlobten kam.

Er stand in den Gemächern der ehemaligen Lady Astoria, Leylias Großmutter. Man hatte diese Räume hergerichtet, damit sich das frisch verlobte Paar zurückziehen konnte. Jeder wusste, dass in dieser Nacht alles geschehen durfte und niemand etwas darüber erfuhr. Also auch eine Gelegenheit, um seiner Verlobten näher zu kommen. Viele Paare nutzten wohl diese Zeremonie, um abzuwägen, ob der zukünftige Gemahl oder Gemahlin auch wirklich ihrem Geschmack entsprach. Aber das brauchte er nicht. Er musste nicht sicher gehen, ob Leylia eine Frau war, die er begehren konnte. Denn das tat er bereits.

Er horchte auf, als die Türen geöffnet wurden und Leylia die Räume betrat. Sie war unsicher, dass konnte er an ihrem Verhalten erkennen. Aber sie war bildschön und unschuldig, dass es ihm den Atem verschlug. Er musste tief durchatmen, damit er nicht stürmisch auf sie zuging und ihr ihren ersten Kuss raubte.

„Lord Polarion", sprach sie ihn an und machte einen Knicks. Sie hatte ein einfaches weißes Seidenkleid an und zeigte sehr viel Haut. Wahrscheinlich war dies ein traditionelles Kleid aus dem Land, aus dem ihre Mutter stammte. Nie hatte er eine solche Kreation in anderen Lordschaften oder gar in der Hauptstadt gesehen. Der leichte und dünne Stoff schmiegte sich an ihren Körper. Zwei zusammengeraffte Träger hielten das Kleid in ihrer Form und ein Ausschnitt deutete auf einen vollen Busen hin. Er schluckte tief, er hatte nicht erwartet, dass Leylia so erotisch sein konnte. Sie war leicht geschminkt und dennoch leuchtete ihre Haut und ihre Augen dermaßen, dass er kaum den Blick von ihr abwenden konnte.

„Lady Leylia, bitte setzt Euch", bat er und deutete auf einen Sessel. Sie schüttelte den Kopf und lächelte ihn an.

„Bitte seid mir nicht böse, aber ich möchte dieses Ritual so schnell wie möglich hinter mich bringen", sagte Leylia unverhohlen und er hatte volles Verständnis dafür. Aber er schüttelte den Kopf. Er wusste, es war ihr unangenehm in diesem Aufzug und in den Gemächern ihrer Großmutter hier bei ihm zu sein. Aber es war ein Vorgeschmack für die Ehe, die sie einmal führen sollten. Und sie war geschickt darin, sich vor ihm zu verstecken. Denn seit der Verlobung sah er sie nur einmal auf dem Hof, wie sie versuchte zu ihrem Pferd zu kommen.

„Wir sollten die Gelegenheit nutzen um uns ein wenig kennenlernen", widersprach er ihr und bat sie nochmals, sich hinzusetzen. Sie schnaubte verstimmt aus, tat aber was er verlangte. Sie setzte sich auf das bequeme Möbelstück, auf dem ihre Großmutter immer wieder mal Handarbeiten verrichtete. Sie mochte diese Gemächer, wenn ihre Brüder sie mal wieder aufzogen und sie nicht mitspielen durfte, suchte sie immer Trost bei ihrer Großmutter. Leider kam das öfters vor als ihr lieb war.

„Was wollt Ihr wissen Mylord?", fragte Leylia nach und Erial schmunzelte. Sie fühlte sich unwohl, was auch verständlich war. Zuerst wurde sie in diese Verlobung gedrängt und nun gezwungen einer lächerlichen Zeremonie bei zu wohnen.

„Was hat man Euch über unsere Reise erzählt?", fragte Erial nach und betrieb einfache Konversation. Auch wenn seine Zukünftige ein Wildfang war, wusste sie wie sie sich zu benehmen hatte.

„Nicht viel, Mutter meinte, dass wir zuerst in die Hauptstadt Tylsanyon reisen", antwortete Leylia und entspannte sich ein wenig. Das letzte Aufeinandertreffen, war nicht gerade eine rosige Erinnerung und dass sie ihm aus dem Weg ging, vereinfachte diese Begegnung nicht.

Im Zeichen des NordensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt