„Endlich muss ich mich nicht mehr verstecken", sagte Leylia erleichtert. Es waren ein paar Tage vergangen, seit seine Verlobte zum König zitiert wurde. Erial beschloss mit ihr einen Ausflug zu machen. Schliesslich war es für Leylia eine Qual eingesperrt zu sein. Er gab ihr einfache Kleidung, somit konnten sie ein wenig sicherer auf den Strassen von Tylsanyon sein. Und sie konnten auch dem Getuschel im Palast entkommen. Seit sie ein wenig unglücklich dem König vorgstellt wurde, zerrissen sich die Bewohner des Palastes das Maul über sie. Einerseits waren sie fasziniert und andererseits war es auch ein Skandal, dass eine andere Frau an seiner Seite war.
„Komm", sagte er und zog sie schnell über den Hof. Sie konnten gut als einfache Bürger durchgehen und es störte sie auch nicht etwas Einfaches zu tragen.
„Bleib an meiner Seite. Tylsanyon ist groß und du könntest dich verlaufen", wies er sie an und nahm ihre Hand. Sie nickte und drückte seine Hand als Zeichen, dass sie verstanden hatte. Sie hatte offensichtlich nicht vor auf eigene Faust die Hauptstadt zu erkunden. Oder sie hatte Angst, dass sie nicht mehr den Weg zurückfand. Auch wenn Leylia abenteuerlustig war, war es etwas anderes, wenn sie in einer Hauptstadt war.
„Wohin gehen wir?", fragte sie neugierig und freute sich sichtlich über diesen Ausflug. Auch war er selbst froh, dass sie dem Palast entfliehen konnten. Er liess sich sogar von der guten Laune seiner Verlobten anstecken. Sie wollte nicht über die erste Begegnung mit dem König sprechen und dafür hatte er vollstes Verständnis. Daher wollte er ihr einen Tag schenken, an dem sie nur ein Mann und eien Frau waren, die die Stadt erkundeten. Auch wenn er hier aufwuchs, war es immer wieder ein kleines Abenteuer sich vom Palast davon zu schleichen.
Sie kamen bei ihrem ersten Ziel an und Leylia konnte einer der schönsten Brunnen der Hauptstadt bewundern. Weisse Marmorstatuen bildeten ein historisches Ereignis ab. Es war der Angriff auf Zymnia, wo die Helden Henrion und Asthartyl den Angriff begannen und den Sieg hervorholten. Beide sassen auf Pferde, Henrion mit Pfeil und Bogen, die sein Ziel nie verfehlte und Asthartyl mit seinem legendären Schwert Kion, das alles mit einem Schlag durchtrennen konnte. Als er noch ein Kind war, waren dies seine Vorbilder und bis heute bewunderte er die Helden.
„Du kennst die Geschichte?", fragte Erial seine Verlobte und sie nickte. Natürlich kannte sie die Geschichte ihres Landes.
„Meine Brüder spielten oft den Krieg nach", meinte Leylia, „und Malenya interessierte sich nur für die Liebesgeschichte."
Erial runzelte die Stirn, eine Liebesgeschichte hatte er wohl völlig ausgeblendet.
„Asthartyl war unsterblich in die Frau von Henrion verliebt und auch Elsyia hatte Gefühle für den Gefährten ihres Mannes. Als Henrion herausfand, was die beiden füreinander empfanden, forderte er Asthartyl zum Kampf. Asthartyl verlor den Kampf und starb, weil er Henrion nie verletzen wollte."
„Und man erzählt sich, dass Henrions erstgeborener Sohn nicht von ihm ist, sondern von seinem Gefährten", erinnerte sich nun auch Erial.
„Ob es nun wirklich so war, wissen wir nicht. Aber Malenya war jedesmal so was von erschüttert, jedes Mal wenn Asthartyl seinen tragischen Tod erlitt. Grossmama musste jedes Mal diese Stelle wiederholen", erzählte Leylia und ging weiter. Erial hörte ihr aufmerksam zu und mochte es sehr, wenn sie von sich erzählte.
„Du vermisst deine Schwester", stellte er fest und ihre Stimmung wurde betrübter.
„Ja sehr", gestand sie und richtete ihren Blick auf den Boden. Sie spürte wie Erial nach ihrer Hand griff und die Führung übernahm. Er wollte sie nicht traurig machen, daher wollte er schnell zum nächsten Ort, damit sie ihre Gedanken wieder woanders hatte. Es dauerte nicht lange und da strahlten ihre Augen wieder. Er hatte als nächsten den Mark ausgesucht. Hier fand man alles, was das Herz begehrte. Von einfachen bestickten Taschentücher bis zu Jagdwaffen fand man alles. Auch er mochte den Markt in Tylsanyon.
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Im Zeichen des Nordens
FantasyEs waren friedliche Zeiten, so zumindest wurde es überall erzählt. Lady Leylia ahnte nicht einmal, dass das Königreich kurz vor einem Krieg stand und sie eines der Hauptfiguren darin war. Warum hatte Lord Erial van Polarion sie zu seiner Braut erkor...