Hoffnungen

121 5 2
                                    

Die Vorbereitungen waren abgeschlossen. Lord Astoria und Lord Polarion hatten sich bezüglich der Mitgift und den Bedingungen geeinigt. Die Zeit verging viel zu schnell und Leylia war noch nicht bereit sich von ihrer Familie zu verabschieden.

Man gestattete ihr, dass sie Isabella als Zofe mitnahm und auch ihr Bruder Cedric erklärte sich bereit sie zu begleiten. Aber das waren auch die Dinge, die sie als großzügig empfand. Denn was ihr Hab und Gut betraf, da wurden ihr Einschränkungen von Lord Polarion auferlegt. Er wollte keine Lady, die sich nur Oberflächlichkeiten widmete, sondern eine pragmatische und bodenständige Frau. Soweit konnte sie den Anforderungen folgen. Cedric versuchte sie auch zu trösten, als es hieß, dass Leylia ihr Pferd nicht mitnehmen durfte. Auch ihre Jagdkleidung, die sie von ihren Brüdern geschenkt bekommen hatte, sollte in Astoria bleiben. Sie war eingeschnappt deswegen und normalerweise würde sie sich zu Malenya zurückziehen und sich bei ihr über diese Ungerechtigkeit beschweren.

Ihr wurde schwer ums Herz, Malenya seit dem Verlobungsbankett weigerte sich ihre große Schwester ihre Gemächer zu verlassen. Leylia konnte nicht anders und sie versuchte nochmals einen Schritt auf sie zuzugehen. Als Lele bei ihren Räumlichkeiten ankam, holte sie tief Luft bevor sie anklopfte.

„Wenn es Leylia ist, dann schickt sie weg!", hörte sie die gedämpfte Stimme ihrer Schwester. Frustriert blickte sie zu Boden. Seit Tagen redete Malenya kein Wort mit ihr. Aber sie würde in wenigen Stunden aufbrechen und so wollte sie nicht mit ihr auseinander gehen.

Man öffnete ihr die Tür und eine Dienstbotin bekam Leylia zu Gesicht. Sie ahnte bereits, dass sie wieder die gleiche Ausrede zu hören bekam.

„Bitte entschuldigt Lady Lele, aber Eure Schwester fühlt sich unpässlich und kann Euch nicht in Empfang nehmen", erklärte das junge Mädchen und schämte sich für diese Lüge, die sie schon zum 1000sten Mal erzählen musste. Leylia schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und deutete an, dass sie alles gehört hatte.

„Bitte übergib diesen Brief meiner Schwester und sag ihr, dass ich sie sehr vermissen werde", bat Leylia und drückte so schnell wie möglich den Brief in die Hand des Mädchens. Sie sollte nicht ihre Tränen sehen, denn die Traurigkeit übermannte sie. Sie wandte sich von ihr ab und lief davon.

Auch wenn sie es nicht gewollt hatte, aber sie lief direkt in die Arme ihres Vaters.

„Oh Lele! Was tust du hier?", war Lord Astoria überrascht seine Tochter in den Fluren vorzufinden. Er erkannte, dass sie aufgelöst war und ahnte bereits, worum es sich handelte. Er zog sie vorsichtig zur Seite auf eine Fensterbank, damit sie sich hinsetzen konnte.

„Papa...", schluchzte Leylia und fiel in seine Arme.

„Ah Lele, du solltest nicht traurig sein. Du beginnst eine neue Zukunft mit einem Mann, der dich sehr verehrt und dich gut behandeln wird", versuchte der Lord aufmunternde Worte auszusprechen.

„Aber Malenya wird mir nie vergeben", sagte sie und war verzweifelt.

„Malenya wird darüber hinwegkommen. Ausserdem wird sie ebenfalls einen Gatten finden", war sich Ayden sicher und zweifelte nicht daran.

„Sie wird nie vergessen können, dass Erial mich zur Braut wählte...", es beschäftigte sie und hinderte sie daran voller Hoffnung in diese Ehe einzugehen.

„Vielleicht, aber wenn sie ebenfalls ihr Glück findet, dann wird sie alles hinter sich lassen können. Ausserdem hat sie eingewilligt bei deiner Hochzeit anwesend zu sein", erzählte ihr Vater und sie sah ihn fragend an.

„Deine Mutter hat mehrere Male ein Gespräch mit Malenya aufgesucht. Mit mir wollte sie nicht wirklich sprechen", verstand Ayden sehr wohl wie es war, wenn ein Familienmitglied nicht mit ihm sprechen wollte.

„Und Mama hat dir erzählt, dass sie zur Hochzeit kommen wird?", wollte Leylia nochmals eine Bestätigung. Ayden nickte und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.

„Wir wissen zwar nicht genau wann und wo die Hochzeit stattfinden wird. Schließlich muss seine Majestät noch seine Zustimmung erteilen. Aber diesen wird er geben, auch weil ihr die Verlobungszeremonie abgehalten habt", sagte Ayden und machte sich darüber nicht die geringsten Sorgen.

„Der König... Papa ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll...", weihte sie ihn ein. Leylia war erleichtert und hatte die Hoffnung, dass sie mit ihrer Schwester ins Reine kam.

„Lord Polarion weiß was zu tun ist. Schließlich gehört er zur königlichen Familie. Sei ein gutes Kind und folge seinen Anweisungen und seinem Rat", bat Lord Astoria seine Tochter. Doch sie schüttelte den Kopf.

„Er verbietet mir alles, ich muss alles hier lassen was mir lieb und teuer ist. Ausserdem soll ich nach seiner Pfeife tanzen", war sie nun eingeschnappt und Ayden brach in schallendes Gelächter aus.

„Ich sage nicht, dass du nicht alles hinterfragen sollst Lele. Sondern was das Hofzeremoniell und die Etikette betrifft, all das tust, was Lord Polarion dir anweist", erklärte Ayden und schmunzelte bei diesem Anblick. Seine Tochter hatte seinen Eigensinn geerbt und dies wird eine Herausforderung für ihren zukünftigen Gemahl sein.

„Du besitzt ein gutes Herz und deinen Eigensinn. Mach dir beides Zunutze. Aber behalte im Hinterkopf, dass dein Verlobter nur das Beste für dich im Sinn hat", gab ihr Vater ihr einen weiteren Rat.

„Ich verstehe", sagte Leylia und seufzte. Es ermüdete sie jedes Mal, wenn sie über die Zukunft mit Erial nachdachte. Auch wenn sie jedes Mal Herzklopfen bekam, wollte sie ihm noch nicht blind vertrauen.

„Dann würde ich sagen, dass du langsam Abschieds nimmst von den Bediensteten. Ihr werdet in ein paar Stunden aufbrechen."

Es wurde schwer um ihr Herz, es war tatsächlich soweit und sie verließ ihr Zuhause, den einzigen Ort, den sie kannte. Und nun musste sie in eine Zukunft, die sie sich noch nicht ausmalen konnte. Aber mit der Zusage, dass ihre Schwester zu ihrer Hochzeit kommen wollte und den optimistischen Worten ihres Vaters, fiel es ihr ein wenig leichter ihrem zukünftigen Mann ein wenig vertrauen zu schenken.

Im Zeichen des NordensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt