{11} je te laisserai de mots

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Niedergeschlagen saß Eren auf dem Gras vor dem HQ.
Seit der gestrigen Expedition waren alle Soldaten ziemlich aufgewühlt.
Sogar Hauptgefreiter Levi, der als stärkster Soldat der Menschheit bekannt war, war spurlos verschwunden. So viele Fragen gingen Eren durch den Kopf.
„Eren..."
Mikasas Stimme holte ihn zurück in die Realität.
„Es ist kalt", sagte sie und reichte ihm eine Jacke.
Dann setzte sie sich neben ihn.
Eine Weile saßen sie einfach nur so da, bis Mikasa das Schweigen brach.

„Du brauchst keine Schuldgefühle zu haben", sagte sie ruhig, so als könnte sie seine Gedanken lesen.
„Mikasa", sagte Eren. „Die ganze Einheit von Levi ist gestorben, weil sie den Auftrag hatten mich zu beschützen. Natürlich sollte ich Schulgefühle haben".
„Die Expedition ist nicht so gelaufen wie geplant, aber niemand trägt daran Schuld".
„Das kannst du sagen, weil du nicht gesehen hast, was ich gesehen hab". Erens Augen weiteten sich, so als würde er sich an etwas traumatisches erinnern.

Mikasa legte ihm tröstend die Hand auf den Rücken als sie ein Pferd hörte. Sie schaute rüber zu den Ställen. Ein braunes Pferd kam angeritten.
Mikasa traute ihren Augen kaum.

Auf dem Pferd saß der Hauptgefreite Levi und hinter ihm eine blasse, schwache Gestalt.
Gwen...

♜ ♜ ♜

Aus der Sicht von Gwen:

Langsam öffnete ich die Augen und starrte an eine weiße Decke.
Es roch nach Medizin und Putzmittel. Ich kannte diesen Geruch. Ich lag auf der Krankenstation.

Auf einmal kam mir eine braunhaarige Person mit Brille in mein Blickfeld. Hange...
„Du bist aufgewacht!", sagte sie freudig. „Schau mal Levi, du hast dir ganz umsonst Sorgen gemacht".
Eine weitere Person saß neben meinem Krankenbett. Ein schwarzhaariger Mann schaute mich jetzt interessiert an. Levi...

Müde setzte ich mich auf und versuchte aufzustehen, doch ich fiel gleich darauf nach hinten. Hange und Levi fingen mich von links und rechts auf und legten mich zurück ins Bett.
„Bleib liegen", befahl Levi. „Du hast bestimmt Hunger. Ich hol dir was". Damit verließ er den Raum und ich war mit Hange alleine.

Ich rieb mir die Schläfen um mich konzentrieren zu können. Mein Kopf dröhnte und mein Körper fühlte sich so schwer an, als wäre ich aus Stein.
„Wir waren im Wald. Ich hab die Sterne gesehen und dann- was ist dann passiert?"
Ich konnte mich an nichts mehr erinnern...

„Levi hat dich, als du im Halbschlaf warst, zurück gebracht. Du warst ab und an wach und hast irgendwas geschwafelt, aber im Großen und Ganzen hast du ungefähr zwei Tage geschlafen. Wir haben uns alle echt Sorgen um dich gemacht. Vor Allem Levi. Hätte er doch eine Stunde später zu den Ärzten gebracht, wärst du jetzt wahrscheinlich tot".
Hange lehnte sich näher zu mir.
„Ganz unter uns- Levi saß in den zwei Tagen fast ununterbrochen hier und hat gewartet, dass du aufwachst".

Ich schaute sie überrascht an.
„Hatte der nichts besseres zu tun?", fragte ich.
„Oh doch, bestimmt häuft sich schon der ganze Papierkram auf seinem Schreibtisch aber nicht mal Erwin hat ihn hier wegbekommen", antwortete Hange.

In diesem Moment kam Levi auch schon wieder. In der Hand hatte er eine Suppe und ein Stück Brot. Es war nichts besonderes, aber ich langte gierig zu. Schließlich hatte ich seit zwei Tagen nichts mehr gegessen.

„Naja... Ich muss jetzt erstmal gehen", sagte Hange irgendwann und rückte ihre Brille zurecht. „Moblit wartet bestimmt schon auf mich".
Damit waren Levi und ich alleine.
Ich aß die Suppe auf und stellte sie dann zur Seite, dann sah ich Levi an. Er wirkte irgendwie... glücklich.
Ich dachte an das was Hange gesagt hatte. Ohne Levi wäre ich jetzt tot...

„Danke", sagte ich.
„Wir hatten noch genug Suppe. Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken", antwortete Levi.

„Nein. Ich meine... äh- dafür dass du mir...mehr oder weniger, das Leben gerettet hast".

Über Levis Gesicht flog ein winziges Lächeln. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Ich konnte mich nicht erinnern ihn jemals lächeln gesehen zu haben.

...er war so hübsch wenn er glücklich war.

„Du hast mir doch auch mein Leben gerettet. Du weißt schon, im Untergrund", sagte er.

Ich erinnerte mich genau. Damals im Untergrund. Wer hätte voraussagen können, wie diese Begegnung alles verändern würde...

„Stimmt. Ohne mich wärst du draufgegangen", grinste ich.

Sein amüsiertes Lächeln verwandelte sich wieder in seinen typischen ernsten Blick, als würde er sich an etwas anderes erinnern.
„Sag mal, an wie viel kannst du dich erinnern? Es kann sein, dass die Nebenwirkungen von dem Schmerzmittel zu Gedächtnislücken führen".
Ich überlegte.
„Kannst du dich noch erinnern über was wir geredet haben?", fragte Levi.
„Nicht wirklich", antwortete ich. „War's was wichtiges?"

Er seufzte, so als müsste er sich überwinden, nochmal mit mir darüber zu reden.
„Ich will nur dass du weißt, dass es mir leid tut, dass ich dich damals verlassen habe. Nach unserer ersten Expedition meine ich. Du bist immer noch-"
Er hörte auf zu reden, als er mein spöttisches Grinsen bemerkte.
„Du kannst dich erinnern, oder?"
„Ja", sagte ich und musste mich zurückhalten nicht loszulachen. „Ich wollte es nur nochmal hören".
„Du bist so nervig", sagte Levi aber da war wieder dieses kleine Lächeln...
„Idiotin".

♜ ♜ ♜

Als es Abend wurde, verabschiedete sich Levi von mir. Wir hatten den ganzen Tag zusammen gesessen, hatten geredet und einfach unsere Gesellschaft genossen.

Ich lächelte ihm noch hinterher, dann kuschelte ich mich in meine Kissen und wollte gerade einschlafen, als ich etwas hörte.

Der Wind zog in mein Zimmer und die Fensterläden knallten gegeneinander.
Das Fenster war offen und ich war mir sicher, dass Levi es geschlossen hatte, als er gegangen war...

Langsam stand ich auf und trat ans Fenster.
Meine Schritte waren wacklig. Mein gebrochenes Bein zog ich nur hinter mir her. Ich war immer noch schwach.

Und das nutzten sie aus...

„Hallo Mörderin", ich hörte eine Stimme hinter mir und bevor ich mich umdrehen konnte, knallte etwas gegen meinen Kopf und ich verlor das Bewusstsein.

𝐚𝐩𝐨𝐜𝐚𝐥𝐲𝐩𝐬𝐞 | Levi x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt