{36} monster

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Aus der Sicht von Gwen:

Eine Weile sagte keiner von uns etwas.
Wir starrten uns einfach nur an.

Er hatte immer noch diesen wilden, bösen Blick im Gesicht, so als würde er sich gedanklich darauf vorbereiten mich zu foltern.

Ich konnte meine zitternden Hände nicht kontrollieren. Mein Herz raste und in mir breitete sich das Verlangen zu flüchten aus, so als könnte er die Gitterstäbe einfach durchbrechen, nur um sich dann auf mich zu stürzen.

Etwas in mir hatte immer noch Angst vor ihm, obwohl ich jetzt diejenige war, die auf der anderen Seite der Zelle stand. Obwohl er jetzt gefangen war und keinen einzigen Trumpf mehr hatte.

Schließlich öffnete er den Mund um etwas zu sagen.
„Gwen Villin". Das war das einzige, was er sagte. Er sprach meinen Namen gespielt freundlich aus, so wie damals, als er zum ersten Mal mit mir gesprochen hatte.
Es erbrachte mich zum Schaudern.

Ich ging ein paar kleine Schritte zurück bis ich die Wand hinter mir spürte.
Ich ließ mich an ihr heruntergleiten, bis ich Halt auf dem Boden fand.

Ich dachte an Historias Worte zu den Ratsmitgliedern. Als ich Professor H beschrieben hatte, meinte sie die Beschreibung würde auf eines der Mitglieder zutreffen. Sie hatte mir auch seinen Namen gesagt...

„George Hill", sagte ich, dankbar darüber wie kalt und sicher meine Stimme klang, obwohl ich innerlich drohte vor Angst zu erstarren. „Das ist dein echter Name stimmt's?"

Er sah mich für einen Moment feindselig an, doch schließlich nickte er.
„Du warst also kein Spion?", fragte ich nach. „Sondern ein Ratsmitglied?"

„Wenn du es so nennen willst", sagte er und lächelte jetzt böse. „Eigentlich war ich fast schon ein König".

Ich zog eine Augenbraue hoch. Was für eine vernebelte Wahrnehmung hatte er?
Doch jede Information über seine Psyche konnte mir bei diesen Gespräch nützlich sein. Also ging ich auf ihn ein.
„Ein König?", fragte ich nach. „Weil du im Geheimen gegen Rod Reiss gearbeitet hast? Schließlich wolltest du seine Tochter Historia töten lassen. Rod Reiss hätte das wahrscheinlich nicht gewollt".

„Kluges Mädchen", sagte Hill ironisch. Doch ich ignorierte seinen Ton und wartete darauf, dass er mir seine Motive genauer erklärte.
„Ich wollte regieren", sagte er schließlich. „Die Königsfamilie stand mir dabei im Weg. Deswegen wollte ich die Reiss Tochter beseitigen. Rod Reiss hatte mir vertraut. Nur deswegen konnte ich Ratsmitglied werden, doch eigentlich arbeitete ich gegen seine Herrschaft. Ich war also sozusagen ein Spion für mich selbst. Ich wollte an der Spitze stehen..."

„Wegen Macht?", fragte ich. Goerge Hill senkte seinen Blick.

Eine ganze Weile sagte er nichts. Die Stille war schon fast beängstigend, doch schließlich rührte er sich.

Auf einmal lachte er.
Ich starrte ihn an. Ich hatte ihn niemals Lachen hören und jetzt als ich es hörte jagte es mich mir ein panisches Schaudern durch den Körper.
Er lachte hysterisch, fast verzweifelt und gleichzeitig so als wäre er wirklich amüsiert. Wie ein durchgedrehter Psycho.

Schließlich hörte er auf.
Einen kurzen Moment war es wieder still, dann begann er zu sprechen: „Wegen Macht? Nein..." Er machte eine kurze Pause, bevor er seinen Blick hob und mich wieder anschaute, diesmal hasserfüllt. Und ich glaubte sogar Tränen in seinen Augen erkennen zu können.
„Für meine Familie", sagte er und seine Stimme war voller Hysterie. „Für meinen Sohn, den du getötet hast!"

Meine Kehle schnürte sich zu. Z... Piet Zucker. Wahrscheinlich war das nicht sein richtiger Name gewesen, sondern nur sein Name im Aufklärungstrupp...

𝐚𝐩𝐨𝐜𝐚𝐥𝐲𝐩𝐬𝐞 | Levi x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt