Aus der Sicht von Levi:
„Gwen".
Besorgt ließ ich mich neben sie sinken, doch ich zwang mich diese Gefühle herunterzuschlucken.
Ich wollte erst wissen, was passiert war, bevor ich wieder Zuneigung zu ihr zuließ.Trotzdem warf ich einen kurzen Blick auf die Wunde am Bein. Irgendjemand schien sie genäht zu haben und es sah ziemlich frisch aus.
Doch da ihr gesamtes Hosenbein in rot getränkt war, schien sie davor schon einiges an Blut verloren zu haben.Ihr Gesichtsausdruck war leer. Sie blinzelte mich ein paar mal verwirrt an, so als würde sie mich nur unscharf erkennen und wäre zu benommen um klar zu denken.
Doch schließlich schien sie ausmachen zu können wer ich war.
„Levi..." In ihren Augen lag jetzt etwas anderes. Eine Spur von dem Ausdruck, den sie gestern auf dem Dach gehabt hatte gemischt mit einer Art von Traurigkeit und... Reue?Doch sie sagte nichts weiter. Keine Erklärung, warum sie es getan hatte.
Ich wusste nicht ob es an ihrer Erschöpfung lag oder an Gleichgültigkeit. Vielleicht war es ihr egal... Vielleicht war ich und der Aufklärungstrupp und ihr Leben ihr wirklich egal.
Doch so war die Gwen, die ich gekannt hatte nicht. Sie hatte immer das Wohl von den Menschen, die ihr was bedeuteten im Kopf.
Deswegen hatte sie sich wochenlang foltern lassen - damit Historia nicht getötet wird. Deswegen war sie Heilerin geworden und hatte mir das Leben gerettet.Doch war sie noch diese Person? Ich hatte das Gefühl sie nicht mehr zu kennen. Ich konnte nicht verstehen, warum sie diesen Typen befreit hatte. Gerade war sie für mich wie eine Fremde, so undurchschaubar.
Trotzdem: sie war verletzt und brauchte meine Hilfe.
Ich griff nach ihrem Handgelenk um ihren Puls zu fühlen. Ein langsamer Herzschlag war zu fühlen. Sie würde überleben. Zumindest wenn ich ihr half gesund zu werden und es schaffte sie vor der Militärpolizei zu verstecken. Ich konnte zu keinem Arzt gehen. Ich war auf mich allein gestellt.
„Hier kannst du nicht bleiben", erklärte ich ihr leise. Sie schaute an mir vorbei, so als würde sie mir gar nicht zuhören. Ich biss die Zähne zusammen, frustriert über die Situation in die sie mich brachte. Und trotzdem war ich dankbar, dass sie lebte und dass sie zurückgekommen war...
„Ich komm gleich wieder", sagte ich ihr und nahm dann ihr Gesicht in meine Hände, sodass sie mich ansehen musste. „Bleib wach. Verstanden?" Sie nickte müde.Dann verließ ich den Stall.
♜ ♜ ♜
Aus der Sicht von Gwen:
Ich nahm alles nur noch verzogen wahr.
Levi's Stimme hörte sich an, als wäre er weit weg, dabei sah ich ihn direkt vor mir. Zwar nicht klar, doch er war da. Er hatte mich gefunden.Ich versuchte bei Bewusstsein zu bleiben, doch es wurde mit jeder Sekunde schwerer. Doch ich musste es schaffen. Für Levi.
Seine Hände auf meinen Wangen fühlten sich warm und tröstlich an. Das war das einzige, was ich ganz deutlich mitbekam. Und das was er danach sagte: „Bleib wach. Verstanden?"
Ich versuchte zu nicken und es gelang mir. Ich musste mich nur wach halten. Doch wie blieb man wach, wenn alles in dir danach schreit dich einfach in einen tiefen Schlaf fallen zu lassen?
Vielleicht hielten mich Erinnerungen wach. Wichtige Erinnerungen, die ich mit Emotionen verband.Ich dachte daran, wie mein Ziehvater mich schlug.
Ich dachte an meinen ersten Mord.
Ich dachte an den Untergrund und an den ersten Menschen, den ich mit meinen medizinischen Fähigkeiten das Leben rettete.
Ich dachte daran wie ich Levi, und Farlan und Isabel zum ersten Mal traf, wie ich mit ihnen aus dem Untergrund floh und zum ersten Mal seit Jahren wieder den Himmel sah. Ich dachte an Farlans und Isabels Tod und wie Levi sich von mir abwandte... Ob das jetzt wieder passieren würde? Das wäre okay. Solange es ihm gut ging, konnte er mich auch von sich wegschieben. Das hielt ich aus, auch wenn es wehtun würde ihn nie mehr zu sehen...
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𝐚𝐩𝐨𝐜𝐚𝐥𝐲𝐩𝐬𝐞 | Levi x OC
FanfictionLevi ist dem Tod nur knapp entkommen, dank einer jungen Heilerin. Doch hinter der scheinbar gutherzigen Gwen, verbirgt sich ein blutiges Geheimnis... Ihnen gelingt es aus dem Untergrund zu fliehen, doch von nun an haben sie mit Titanen, dem Tod ihre...