Ron bemerkte ihren schweifenden Blick über die Massen der Schüler nicht und auch nicht an welchem der Schüler Hermines Blick etwas länger verweilte als er sollte.
Da saß er, Draco Malfoy. Etwas hatte sich verändert während der Schlacht, nein, dachte Hermine, es hatte bereits mit dem Tod von Dumbledore begonnen.
Er sah gut aus, überlegte die junge Hexe, aber die Spuren des Krieges waren auch an ihm noch deutlich zu erkennen. Viele der älteren Schüler haben Narben von dem Krieg davon getragen, körperlich sind die meisten bereits verheilt, aber die seelischen Narben werden bei so einigen Schülern noch eine Weile zum heilen brauchen.
Ganz in ihren Gedanken versunken, bemerkte Hermine nicht wie Harry und Ginny bereits zum zweiten Mal ihren Namen riefen.
"Hermine.." rief Ginny etwas lauter schmunzelnd, aber mit Nachdruck und endlich horchte die junge Hexe auf. "Bist du fertig mit dem Abendessen? Wir wollen in den Gemeinschaftsraum gehen, kommst du mit?"
Völlig aus ihren Gedanken gerissen, erhob sich Hermine ziemlich prompt und folgte ihren Freunden. Von dem leckeren Essen hatte sie kaum etwas verdrücken können, viel zu aufgeregt war sie gewesen, endlich wieder in Hogwarts sein zu dürfen. Ihr Hause,... das von ihnen allen.Im Gemeinschaftsraum angekommen brannte bereits ein warmes Feuer im Kamin und die kleine Gruppe setzte sich auf die Couchen gegenüber.
Ginny bemerkte das Hermine tief Durchatmete. "Ist alles in Ordnung bei dir?" fragte sie daher.
Mit einem Lächeln auf den Lippen antwortete sie "Ist es Ginny, ist es. Es fühlt sich gerade so Normal an, das ist gut. Aber ich werde nochmal schnell in die Bibliothek gehen, bevor es zu spät wird. Bis gleich oder Gute Nacht." verabschiedete sich Hermine und verließ den Gemeinschaftsraum.
Den Weg zur Bibliothek fanden ihre Füße ganz von alleine, jetzt zu der abendlichen Zeit würde sie wohl auch wieder neben Mrs. Pierce alleine sein. Das mochte die junge Hexe am meisten, als die leise eintrat blieb sie einen Moment lang stehen und genoss den vertrauten Geruch nach alten Büchern und Pergamentpapier. Die Bibliothekarin war nirgends auszumachen und so ging Hermine geradewegs ganz nach hinten durch, in eine eher versteckte Ecke. Diesen Platz kannte so gut wie keiner der anderen Schüler, zumindest war dieser im Grunde immer frei, außer sich kannte Hermine niemanden der diese Lese Ecke ebenfalls nutzte, doch heute saß dort unerwarteterweise jemand.Hermine blieb stolpernd stehen und fluchte innerlich, als ihr Herz polterte. Niemand anders als Draco saß dort in ihrem Lieblingssessel und war in ein altes Buch über Zaubertränke vertieft.
Ihr Ankommen blieb ihm nicht verborgen, weshalb er aufsah. "Granger.." seine Stimme klang verärgert. "Malfoy." erwiderte sie ebenso kühl. Unter seinem musternden Blick ging sie zur gegenüberliegenden Seite und suchte sich, Malfoy ignorierend ein Buch heraus. So gut wie alle Bücher aus dieser Abteilung hatte sie bereits gelesen, aber einige Geschichten gefielen ihr besonders gut und Hermine suchte sich eine dieser Geschichten von weitentfernten Welten aus, die sie nun zum dritten Mal lesen wollte. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, sie spürte den intensiven Blick von Malfoy in ihrem Rücken ohne sich umdrehen zu müssen. Und als sie sich umdrehte verließ Ausversehen ein kleines Wort ihren Mund. "Danke." Sofort fuhr ihre Hand gegen ihren Mund, ehe sie noch etwas peinliches sagte.Mit seinen großen, grauen Augen starte er die junge Hexe an. "Was hast du gesagt?" fragte er nach, traute er doch seinen Ohren nicht. Wieso sollte ausgerechnet Granger sich bei ihm bedanken?
"Damals auf Malfoy Manor," begann Hermine leise, zögerlich und wohl bedacht welche Worte sie wählte. "du hast uns erkannt, und hast nichts gesagt." Inzwischen war der Hexer aufgestanden. Durch das weiße Hemd waren seine Muskeln deutlich zu erkennen. Er musste sie sich nach dem Krieg antrainiert haben, oder während des Krieges? Seine Hemdärmel waren hochgekrempelt, er stand nun so dicht vor Hermine, dass ihr sein herber Duft in die Nase kroch. Aber es war nicht unangenehm. Er roch nach Wald, Lavendel und etwas anderem was Hermine nicht ganz einordnen konnte. Sie hatte mir vielen aufkommenden Gefühlen gerechnet, aber das hatte sie nicht erwartet. Er kam noch ein Stück dichter und sie konnte seinen Pfefferminzatem an ihren Lippen deutlich spüren.
"Granger, ihr habt uns im Raum der Wünsche auch gerettet. Ich denke wir sind quitt und es bedarf keiner weiteren Worte zwischen uns."
Damit wandte er sich ab und verließ die Bibliothek. Hermine blieb perplex alleine zurück.
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Jahr sieben in Hogwarts
FanfictionLange ist es noch nicht her, dass der Krieg ein Ende gefunden hat und unsere Freunde, das goldene Trio müssen sich neu sortieren. Alle müssen lernen mit dem Erlebten umzugehen, es zu verarbeiten, weiter zu machen und nach vorne zu schauen. Wie das u...