Herbstregen

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Hermine erwachte als Ginny ihr gemeinsames Zimmer betrat.
Es sind die Momente in denen man am leisesten sein möchte, und dann doch irgendetwas umstößt. Ginny stieß mit ihren Zehn gegen die Kommode neben ihrem Bett und fluchte auf. "Verdammter Mist!"
Hermine öffnete die Augen und setzte sich auf. "Ginny, alles in Ordnung?" flüsterte sie in die Dunkelheit. "Ja, bitte entschuldige, ich wollte dich nicht wecken. Schlaf weiter."
Hermine sank zurück in die Kissen und flüsterte. "Okay, gute Nacht Ginny. Schlaf gut. Und kühle den Zeh."

Der nächste Morgen kam früher als erwartet, der Regen prasselte permanent gegen die Fenster, weshalb Hermine erwachte. 
Sie mochte den Regen, aber gerade verfluchte sie ihn ein wenig, gerne hätte sie noch einige Stunden geschlafen. 
Verdammtes Butterbier, dachte Hermine fluchend. Sie würde sich in der großen Halle erstmal einen ganz großen Pott starken Karamelkaffee holen müssen um ihren Kopfschmerzen entgegen zu wirken. 
Sonntag früh würde kaum etwas im Schloss los sein, sie zog sich schnell eine lockere Stoffhose über und einen weiten Pullover. Ginny schlief noch, ohne das Regen sie weckte. Welch ein Glück für sie. 
Hermine hatte Recht behalten, auf den Gängen traf sie auf keinen anderen Schüler, auch in der großen Hallen saßen nur vereinzelt Schüler aus den unteren Klassenstufen. Hermine musste schmunzeln. 
Setzte sich an den Gryffendortisch und just in diesem Moment erschien ihr geliebtes Heißgetränk. Sie ließ sich Zeit beim trinken, genoss den herben Geschmack des Kaffes, der sich im Einklang mit der Süße des Karamels befand. Zur Weihnachtszeit würde noch ein Hauch Zimt dazukommen. Bald war es wieder soweit, dachte sie Vorfreudig. 

Bevor sie zurück in ihr Zimmer ging, machte sie noch einen Schlenker in die Bibliothek, bei diesem Wetter hätte sie sich eigentlich gerne in der Bibliothek in ihrem Lieblingssessel verkrochen, aber dann fiel ihr wieder ein, dass sie Draco dort beim letzten Mal gesehen hatte. Und dem wollte sie heute eher nicht über dem Weg laufen. Eigentlich wollte sie niemanden so richtig sehen heute, oder sich auch nur unterhalten. Am liebsten würde sie sich zwischen ganz vielen Büchern gemütlich vergraben... und dann begannen ihre Gedanken zu kreisen.



Draco.

Plötzlich fiel ihr alles auf einen Schlag von letzter Nacht wieder ein. Drängte sich in den Vordergrund ihrer Gedanken. So ein verdammter Mist. 
... Ron, die Wand in ihrem Rücken und Malfoy der ihr zur Hilfe kommen musste. 
Und Rons Drohung hallte wieder in ihren Ohren nach. Was musste in ihm vorgegangen sein, sich so zu verhalten?

Ob er schon wach war? Wahrscheinlich nicht, aber später am Tag wollte sie Ron besuchen und mit ihm darüber sprechen was passiert war. Das musste geklärt werden! Und das besser früher als später, sie konnte sich dann immer noch zwischen ihren Büchern vergraben.
Aber im Vergleich zur letzten Nacht, war Hermine nicht mehr geschockt, sondern wütend, das Ronald überhaupt so ein Verhalten an den Tag gelegt hatte.
Was war nur in ihn gefahren?
Hermine entschied diese Gedanken auf einen späteren Zeitpunkt des Tages zu verschieben und die ganze Situation im Licht des Tages wirken zu lassen.

In der Bibliothek angekommen grüßte sie Madame Pierce, welche zur Erwiderung nickte. 
Hermine hoffte auf ein neues Buch, am vergangenen Donnerstag hatte die Bibliothek Zuwachs an Büchern erhalten. Und sie wurde fündig. Ein ganz altes Buch, über längst vergessene Zaubersprüche. Für einen so verregneten Tag war es genau das richtige.
Madame Pierce bemerkte nicht einmal das Hermine die Bibliothek verließ. Ein wenig traurig war sie, das Draco nicht dort gewesen war, fiel ihr auf. Aber kein Wunder, er hatte sie letzte Nacht aus einer prekären Situation gerettet. Ja wirklich gerettet. Das ihre Gefühle so widersprüchlich gegenüber ihren Gedanken waren verwunderte sie. Sonst war sie doch mit sich im reinen.

An einer der Wendeltreppe blieb Hermine stehen und betrachtete wie die Regentropfen an dem bunten Glas herunter liefen. Später würde sie zur hoch auf den Astronomieturm gehen, dick eingepackt, nahm sie sich vor.
Aber erstmal war sie auf die Zaubersprüche begierig, von denen sie wohl einige noch nicht kannte.

Zurück in ihrem Zimmer war Ginny verschwunden, wahrscheinlich war sie bei Harry. Und Hermine machte es sich auf dem breiten Fensterbrett gemütlich, mit etlichen Kissen und ein paar flauschigen Decken. Das Feuer im Kamin brannte schon, weswegen es mollig im Zimmer war.
Hermine las den ganzen Tag, bis in den Nachmittag. Der Regen hatte im Laufe des Tages zugenommen ebenso wie der Wind. 
Ginny war nicht wieder zurück in ihr Zimmer gekommen. Und Hermine beschloss noch vor dem Abendessen hoch in den Astronomieturm zu gehen.
In einen dicken dunkelblauen Mantel eingepackt begab sich Hermine auf den Weg. Oben angekommen war sie jedoch nicht alleine auf der Plattform. 

Draco dreht sich um sobald sie die letzte Treppenstufe erklommen hatte. "Hallo Granger, Kopfschmerzen gehabt?"
Sein Lächeln war überheblich und erreichte seine Augen nicht.
Aber ehrlich antwortete sie "Etwas, aber mittlerweile sind sie weg. Was verschlägt dich hierher, es ist selten das man auf Gesellschafft trifft. Die Chance geht gegen Null."
Er kam langsam auf sie zu. "Vielleicht wusste ich ja das du kommen würdest und habe einfach so lange auf dich gewartet? Was meinst du?" sein Grinsen war selbstgefällig. Hermine ließ einen genervten Seufzer los. "Malfoy du bist furchtbar. Außerdem gibt es keinen Grund warum du derartiges hättest tun sollen." 
Draco stand ihr nun gegenüber und strich sanft mit seinen Händen über ihre Arme. Durch den stürmischen Regen, war ihr Mantel bereits vollkommen durchnässt. Sonst vergaß sie nie den Trockenbleib Zauber, sie hatte aber auch nicht damit gerechnet, das es hier oben derart stürmisch war. "Was wäre, wenn ich dich wirklich hier vermutet hätte, und solange gewartet hätte bis du hier auftauchst, weil ich seit letzter Nacht an dich denken muss? Was wenn ich gerne Zeit mit dir verbringen wollen würde.. was wäre, wenn ich dich küssen wollen würde Granger?"
"Dann würde ich sagen, dass du lügst Malfoy." Hermine wich einen Schritt zurück. Draco der sonst zu allen immer nur fies war, konnte solche Worte nicht ernst meinen, schon gar nicht zu ihr. Obwohl Hermine sich eingestehen musste, das die Worte ein Kribbeln in ihrem Bauch ausgelöst haben. 
Sie standen jetzt soweit am Rand, das sie an das Geländer stieß und ihr der Regen in das Gesicht schlug. Und auch Dracos Gesicht war nass, dicke Tropfen liefen an seine Schläfen hinunter, seine hellblonden Haare fielen ihm in die Stirn und blieben dort kleben. Hermine war doch tatsächlich versucht ihm diese aus dem Gesicht zu streichen. Unterband jedoch diese Berührung.

Einen Moment lang sahen sie sich in Augen. Noch nie hatte er bemerkt das Hermine goldene Sprenkel in ihren Augen hatte. Seine Augen glichen heute dem Sturm der tobte, sie waren unergründlich und Hermine konnte den Sturm in seinem ebenso sehen, wie den Sturm der über Hogwarts tobte. 
Das was Hermine nicht wagte, tat nun Draco und strich ihr sanft eine nasse Strähne ihres braunen Haares aus dem Gesicht. Im selben Moment räusperte sie sich und beide fuhren auseinander. 
Was war das für ein komischer Moment gewesen? Als sie nun in Malfoys Augen sah, sah sie nichts als kälte. jeglicher Sturm, jegliche Gefühlsregung war aus ihnen verschwunden. Wie weggefegt. 

"Du solltest jetzt gehen. Deine Freunde sollen sich  nicht wieder wundern wo du bist und schließlich beginnt das Abendessen in diesem Moment." dann drehte er sich um und betrat die kleine Eisentreppe die unter die Plattform führte und verschwand. Zurück ließ er eine verwirrte, nasse Hermine.

Jahr sieben in HogwartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt