Jule
Ich sprintete auf das Tor zu, während Erl den Ball mit hoher Geschwindigkeit in meine Richtung kickte. Ich holte aus, traf den Ball und ließ ihn direkt ins Netz fliegen, der Torwart hatte keine Chance. Ich stieß einen Jubelschrei aus und boxte in die Luft. Meine Teamkollegen umringten mich und jubelten mit. Ich hatte uns mit diesem Tor zum knappen Sieg gegen Mainz geschossen. Von hinten sprang jemand auf mich und als ich den Kopf leicht drehte, erkannte ich Erling. Er brüllte mir ins Ohr: „Geile Teamwork boyy! You're the fucking best." Ich lachte und klopfte ihm die Schulter. Anschließend sah ich zur Tribüne hoch. Die Fans sprangen auf und ab, jubelten und schrien und schwangen ihre Fahnen im Wind. Ich liebte sie dafür. Mein Blick wanderte weiter und ich entdeckte meine Freundin Luise im Publikum. Sie klatschte ebenfalls und strahlte übers ganze Gesicht; ich konnte es kaum erwarten, sie später in den Arm zu nehmen. Meine Aufmerksamkeit wanderte zurück aufs Spielfeld. Wir hatten noch etwa zehn Minuten plus Nachspielzeit zu spielen und waren bereits zurück auf unsere Positionen gekehrt. In diesen letzten Minuten fiel kein Tor mehr, weshalb die Dortmunder mit einem Sieg vom Platz gehen konnten. Unser Trainer Marco Rose lobte mich für mein heutiges Spiel und meinte: „Bei der WM bist du dabei, Jule. Ich spüre das!" , und zwinkerte mir zu. Ich lächelte unsicher und wünschte, ich könnte auch so optimistisch sein. Doch ich war jetzt seit zwei Jahren nicht mehr im Kader gewesen, weshalb meine Hoffnung langsam schwand. Aber andererseits hatte ich bisher eine wirklich gute Saison gespielt; das heutige Tor war bereits mein siebtes gewesen und wir hatten erst Anfang November. Ein deutlicher Fortschritt für mich. In der Umkleide gratulierten mir die Jungs nochmal überschwänglich und ein Glücksgefühl durchströmte mich. Ich fühlte mich hier in Dortmund einfach wahnsinnig wohl und könnte mir im Moment absolut keinen anderen Verein für mich vorstellen, egal wie viel Geld sie teilweise bezahlten. Nachdem ich mich umgezogen hatte, verließ ich gemeinsam mit Marco Reus die Umkleide um zu unseren Autos zu gehen, wo dann auch Luise warten würde. Marco redete wie ein Wasserfall, nahm alle einzelnen Spielzüge der Mannschaft auseinander, kritisierte, lobte und regte sich auf. Irgendwann hörte ich ihm nicht mehr wirklich zu, denn letztendlich zählte für mich vor allem, dass wir gewonnen hatten. Marco beschwerte sich: „Mensch Jule, du hörst mir überhaupt nicht zu." Ich drehte ertappt den Kopf und sah ihn entschuldigend an: „Sorry Mann. Aber das Wichtigste ist doch, das wir gewonnen haben, und zwar mit einer Wahnsinnsteamleistung!" „Da hast du recht", rief er begeistert. „Wie hast du es bitte geschafft, den Ball von Erling zu einem Tor zu verarbeiten?! Das war so krass!" Ich lachte: „Ach weißt du, das weiß ich selber nicht so ganz, aber ich wollte den..." , ein Klingeln unterbrach mich und ich zog mein Handy aus der Tasche. Eine unbekannte Nummer erschien auf dem Display und ich ging skeptisch ran.Nein, ich konnte es nicht glauben. Hansi Flick rief mich einfach so auf dem Trainingsgelände an, und teilte mir einfach so mit, dass ich bei der WM 2022 dabei sein würde, wenn ich möchte. Einfach so. Ich kann die Glücksgefühle nicht beschreiben, die durch meinen Bauch wirbelten, als ich erst Marco und kurz darauf Luise davon erzählt hatte. Beide hatten sich unglaublich gefreut und mir gratuliert. Jetzt saß ich in meinem Zimmer, knuddelte mit Nala und konnte es immer noch nicht ganz glauben. Ich werde in die Wüste fahren, ich werde für Deutschland kämpfen, ich werde die Mannschaft wiedersehen. Die Mannschaft... Kai. Kai, mein früherer bester Freund mit dem ich damals alles gemacht hatte. Mit der Zeit hatte ich gelernt damit umzugehen, dass wir getrennte Wege gingen. Doch jetzt, wo wir uns bald wiedersehen würden, merkte ich, wie sehr ich ihn vermisste. Wir hatten mit der Zeit auch aufgehört, miteinander zu schreiben, ich weiß selbst nicht, wann genau das passiert war. Am liebsten würde ich ihm jetzt schreiben, um ihm stolz von meiner Nominierung zu erzählen, doch irgendwas hielt mich zurück. Ich weiß nicht genau, vielleicht war es die Angst davor, dass er sich gar nicht mehr für mich interessierte, mich vielleicht sogar schon so gut wie vergessen hatte. Ein Klingelton riss mich glücklicherweise aus meinen Gedanken, ich hatte eine WhatsApp bekommen.
Marco: Bin auch dabei :) Lass uns darauf anstoßen! Um sieben bei mir?
Ich stimmte zu, da wir die nächsten vier Tage kein Spiel haben würden, und ein wenig Alkohol könnte mir und meinen wahnsinnig nervigen Gedanken, die schon wieder alles überdenken mussten, vielleicht gut tun.
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Jule, trau dich! Du weißt doch, dass Kai dich niemals vergessen könnte. Spätestens bei eurem Wiedersehen wirst du das hoffentlich verstehen!😠Danke fürs Lesen, ich beeil mich mit dem nächsten Kapitel ;)
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Stargazing
FanfictionJule & Kai sehen sich nach zwei Jahren bei der WM 2022 wieder. Anfangs wissen sie es noch nicht, doch dieses Turnier wird alles verändern...