8. Kapitel

1.2K 57 7
                                    

- ein Tag vor der Abreise -
Jule
Ich lag auf meinem Bett und scrollte durch den Insta Feed. Einen Tag vor der Abreise der deutschen Mannschaft nach Katar war die Hölle los und jeder hatte irgendwas dazu beizutragen. Der Dfb hatte vor einer Stunde ein Bild davon gepostet, wie Kai und ich uns im Speisesaal umarmt hatten und darunter #bravertz geschrieben. Ich betrachtete es lang und lächelte dabei glücklich. Nach dem was er gesagt hatte, war endlich alles zwischen uns geklärt und die Unsicherheit und Eifersucht hatten wir begraben. Ich öffnete die Kommentare unter dem Bild. Sehr viele wollten wissen, wie dieses Bild entstanden war und warum alle um uns herum applaudierten. Einige vermuteten sogar einen Heiratsantrag. Ich schmunzelte. Plötzlich klopfte es an der Tür und ich rief „Herein". Sie wurde aufgerissen und ich blickte einem hochroten Marius entgegen der hektisch rief: „Jule! Wir haben um 9 den Videodreh. Das Team wartet bestimmt schon." Ich sah auf die Uhr. Ups. Schon zwanzig nach neun. Ich schwang mich vom Bett und fuhr mir vor dem Spiegel kurz durch die Haare. Dann sah ich Marius an: „Die sind da nicht so streng, alles gut." Er nickte doch auf unserem Weg zum Drehort wirkte er trotzdem ziemlich angespannt. Wir traten ein und die Managerin kam uns erleichtert entgegen: „Da seid ihr ja! Nehmt bitte auf dem Sofa Platz."
Wir drehten eine Quiz Challenge, lachten viel und Marius entspannte sich mit der Zeit sichtlich. Nachdem wir den Raum verlassen hatten sagte er zu mir: „Danke Jule. Ich war echt aufgeregt aber mit dir zusammen war es total leicht. " „Auch wenn ich dich voll abgezockt habe?", fragte ich lachend.
„Ich will unbedingt eine Revanche!", rief er und zwinkerte mir zu.
Nach dem Videodreh musste ich direkt zu meinem nächsten Termin: Fantreffen. Die Kinder warteten schon im Pressesaal und gemeinsam mit Mats, Serge und Joshua ging ich herum und signierte Triktots, Schuhe und Karten. Als wir den Raum verließen neckte Mats mich: „Jule, du stinkst."  Ich zeigte ihm den Mittelfinger aber nutzte die restliche Zeit bis zum Mittagessen sicherheitshalber trotzdem für eine ausführliche Dusche.
Als ich den Speisesaal betrat, waren nur fünf meiner Kollegen da. Der Rest hatte noch Termine und würde später essen. Leider war auch Kai nicht da, weshalb ich mich mit Marius und Leon an einen Tisch setzte.
Wir redeten natürlich nur über die bevorstehende WM und Marius hatte unendlich viele Fragen die wir ihm so gut wie möglich versuchten, zu beantworten. Nach dem Essen war meine Anwesenheit im Trainingsraum gefragt. Ich hatte ein Einzeltraining in Sachen Muskelaufbau mit einem Co-Trainer. Nachdem ich eine Stunde (gefühlt 5 Stunden) Rotz und Wasser geschwitzt hatte, kam Hansi Flick in den Raum. Er begutachtete meine Fortschritte und nahm mich nach dem Training noch kurz zur Seite. „Ich bin stolz auf dich, Jule. In den letzten beiden Wochen hast du dich noch einmal sichtlich verbessert und ich weiß, dass du uns bei der WM viel weiterhelfen kannst." Dann beugte er sich zu mir vor und flüsterte: „Ich kann dir schonmal verraten: Im ersten Spiel der Gruppenphase bist du in der Startelf!" Hansi zwinkerte mir zu und verließ den Trainingsraum wieder. Ich blieb sprachlos zurück. Ich? In der Startelf bei so einem wichtigen Spiel? Wahnsinn!
Glücklich verließ auch ich den Raum und ging in Richtung meines Zimmers, um mich frisch zu machen.
Es war mittlerweile schon 17 Uhr und ich musste mich auf den Weg nach draußen machen. Wir hatten nämlich noch ein Teamfoto vor dem neuen Mannschaftsbus zu machen, welcher uns morgen zum Flughafen fahren würde. Ich verließ also das Hotel zusammen mit einigen anderen, wie es aussah waren wir die letzten. Marco war auch dabei. Ich rief ihm zu: „Sieht man sich auch mal wieder, altes Haus?" Er lachte und schubste mich ein paar Schritte von sich. „Ich würd sagen ich schlage dich heute mal wieder in Fifa", schlug er vor. Unbeeindruckt stimmte ich zu. Er würde schon sehen, wer hier wen schlagen würde.
Wir gingen um eine Ecke und sahen die anderen, die schon vor dem Bus standen. Hansi winkte uns hektisch zu: „Stellt euch dazu, schnell!" Wir stellten uns neben unsere Kollegen und grinsten in die Kameras. Es wurden gefühlt tausend Fotos gemacht, bevor wir wieder reingehen konnten.
Auf dem Rückweg gesellte sich Kai zu mir und erzählte mir von seinem Tag. Ich überlegte kurz, ob ich ihm von meinem Startelfeinsatz erzählen sollte, entschied mich aber dagegen. Es sollte eine Überraschung werden.
Wir gingen direkt in den Speisesaal zum Abendbrot. Ich setzte mich neben Kai, mir gegenüber saß Nico Schulz und links von mir Timo. Noch ehe wir mit dem Essen beginnen konnten kam Hansi in den Raum und bat um unsere Aufmerksamkeit. „Ich möchte euch noch kurz ein paar Details zu unserer Reise nach Katar mitteilen. Wir fliegen morgen um 16 Uhr, was bedeutet dass der Bus um 11:30 abfährt. Um diese Uhrzeit muss jeder, wirklich jeder im Bus sitzen." Er ließ seinen Blick streng durch die Reihen wandern bevor er fortfuhr. „Wir werden dann am frühen Abend in London als Zwischenstopp landen und für eine Nacht dort in einem Hotel unterkommen." Kai neben mir grinste freudig und klatschte in die Hände. Auch Timo auf meiner anderen Seite freute sich sichtlich, vor der WM noch eine Nacht in London zu verbringen. Hansi fügte noch kurz hinzu: „Am nächsten Tag fliegen wir um 11 Uhr morgens nach Katar weiter. Aber jetzt erstmal guten Appetit!" Sofort stieg die Lautstärke im Raum enorm und jeder plapperte los. Kai und Timo fingen an, von London zu schwärmen und erzählten uns von ihren liebsten Orten dort. Schmunzelnd fing ich an zu essen und beobachtete währenddessen Kai, wie er gar nicht mehr aufhörte zu reden. In seine Augen war ein Leuchten getreten welches ich sonst nur bei ihm sah, wenn er von seinen Eseln oder seiner Familie sprach. Und früher, wenn er mir von Sophia erzählt hatte. Ich schaute zu Marco, der mich nachdenklich beobachtete. Doch als er meinen Blick bemerkte, wandte er sich schnell seinem Essen zu. Okay... Ehe ich ihn fragen konnte, was los war forderte jedoch Timo meine Aufmerksamkeit.

Am Abend lieferten wir uns ein Fifa Turnier und in der ersten Runde gewann ich haushoch gegen Marco. Ha, von wegen er schlägt mich. In der nächsten Runde gegen Kai holte ich mir dann aber leider eine bittere Niederlage ein. Schmollend lehnte ich mich zurück. Kai tröstete mich: „Aww, armes Juli-Baby", und sah mich gespielt mitleidig an. Ich streckte die Zunge raus und er grinste. Havy gewann auch die nächsten drei Runden und war irgendwann so begeistert von sich selbst dass ich froh war, als Flo ihn schlug. Flo hatte mit Dortmund gespielt und ich war es gewesen, der das Tor zum Sieg geschossen hatte. Jetzt sah Kai mich mit Schmollmund an: „Du Verräter."
Ich zuckte mit den Schultern und meinte: „Ich konnte dich doch nicht gewinnen lassen."
Kai seufzte und ließ seinen Kopf auf meinen Schoß sinken. Gemeinsam beobachteten wir das nächste Duell, in dem Florian gegen Jona antrat. Irgendwann ließ ich unbewusst meine Hand in Kais Haare wandern. Ich zog seine Locken langsam in die Länge nur um zu sehen, wie sie sich wieder zurück ringelten. Dann kraulte ich sanft durch die dunklen Haare. Er schmiegte seinen Kopf dichter an meine Hand und schloss die Augen.
Das Turnier neigte sich dem Ende zu und das Finale zwischen Toni und Flo stand bevor. Ich war kurz vorm Einschlafen und nahm meine Hand von Kais Haaren um mir die Augen zu reiben. Dieser öffnete ein Auge und sah mich vorwurfsvoll an: „Weitermachen." Ich grinste und fragte leise: „Wie heißt das Zauberwort?"
„Bittee", quengelte er und sah mich mit seinem Hundeblick an. Ich ließ meine Hand wieder durch seine Locken wandern, woraufhin er zufrieden die Augen schloss. Während ich mit Kai beschäftigt war hatte ich gar nicht mitbekommen, dass das Finale vorbei war. Toni streckte gerade jubelnd die Hände in die Höhe woraus ich schloss, dass er wohl gewonnen hatte. Ich sah mich müde im Raum um. Die anderen gratulierten Toni und futterten die letzten Chips. Plötzlich begegnete ich erneut aufmerksamen Augen die mich und Havy fixierten. Marco. Was war denn heute los mit ihm? Ich sah ihn fragend an doch er winkte ab und wandte sich ebenfalls Toni zu. Darauf würde ich ihn definitiv noch ansprechen. Jetzt erhob Manu sich von seinem Sessel und kam seiner Rolle als Kapitän nach: „Alle ab ins Bett jetzt! Wir haben morgen viel zu tun." Kai hob mühsam seinen Kopf von meinem Schoß und streckte sich dann ausgiebig. Ich stand ebenfalls auf und half Manu dabei, die Schüsseln in die Küche zu tragen. Als wir wieder zurückkamen waren nur noch Kai, Emre und Joshua da, die auf uns gewartet hatten. Gemeinsam gingen wir hoch. Vor meinem Zimmer verabschiedete ich mich mit einer kurzen Umarmung von Kai bevor ich gemeinsam mit Emre hineinging. Ich setzte mich auf mein Bett und warf einen Blick auf mein Handy. Drei verpasste Anrufe von Jannis. Seufzend rief ich ihn zurück obwohl ich eigentlich lieber einfach eingeschlafen wäre. Er meldete sich nach dem dritten Klingeln: „Hey Juli, ich wollte nur fragen, wann wir morgen am Flughafen sein sollen." „Ich schätze so um 14 Uhr ist gut", meinte ich. „Super dann bis morgen! Bye", rief er fröhlich.
Ich legte mein Handy weg und fiel endlich in mein warmes, gemütliches Bett.

--------------
Noch ein Kapitel vor Weihnachten. Langsam merkt man schon, dass sich zwischen den beiden etwas anbahnt oder? :)
All I want for christmas is you.....

StargazingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt