Kapitel 22

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Louis:

Nachdem ich auch endlich Schulschluss habe, verabschiede ich mich von Liam, da ich mit ihm gerade Unterricht hatte und will mich gerade auf dem Weg zu meinem Auto machen, als er mich zurückhält. „Was hast du jetzt noch vor?", fragt er und kratzt sich am Hinterkopf. „Ich wollte Harry abholen. Er ist beim Boxtraining.", entgegne ich lächelnd. „Könnte ich mit? Ich wollte mich nochmal bei ihm entschuldigen.", kommt es von ihm und ich merke seinen bittenden Blick auf mir. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, Li.", äußere ich meine Bedenken.

„Bitte. Oder sag mir zum mindestens, wo er wohnt. Ich möchte mich einfach nur bei ihm entschuldigen." Seufzend nicke ich und deute auf mein Auto. „Wenn er will, dass du gehst, dann mach das aber auch bitte. Er ist beim Sport ziemlich energiegeladen und ich weiß nicht, wie er mit seinen Gefühlen umgeht. Den Boxsack möchte ich zum mindestens nicht ersetzen wollen.", bitte ich ihn und gehe weiter auf meinen Wagen zu. Liam brummt zustimmend und steigt wenig später auf der Beifahrerseite ein.

„Wie seid ihr eigentlich zusammengekommen?", fragt er, als ich schweigend zu dem Fitnessstudio fahre, in welchem das Boxstudio intrigiert ist. „Ich bin an einem Morgen vor der Schule in ihn reingerannt, weil ich in Gedanken vertieft war und ihn nicht kommen sehen habe. Dabei sind meine ganzen Bücher und Blätter auf den Boden gefallen, worauf er sich sofort entschuldigt hat und direkt damit begonnen hat, meine Bücher und Zettel aufzusammeln. Ich mochte ihn vorher schon ziemlich, wie er mir aufgefallen ist, weiß ich gar nicht mehr. Ich glaube, dass es tatsächlich wegen Dylan war. Ich meinte, dass es kein Problem wäre, da ich ihn ebenfalls nicht gesehen habe und als sich unsere Hände das erste Mal berührt haben, hat mein Herz für eine Sekunde aufgehört zu schlagen, bevor es danach mindestens doppelt so schnell weitergeschlagen hat. Wie er da mit seinen roten Wangen und den perfekten Locken gegenüber vor mir auf dem Boden gehockt hat, werde ich nie vergessen. Es ist fast so, als hätte ich es bildlich in meinem Kopf abgespeichert. Ich kann mich noch ganz genau an diese Situation erinnern, weiß, was er vor etwas mehr als zwei Jahren anhatte und wie er gerochen hat.", schwärme ich und fahre uns nebenbei zu Harry.

„Er wollte es unbedingt wieder gutmachen und so habe ich die Chance genutzt, um mich mit ihm zu treffen. Ich habe dann vorgeschlagen, dass er es bei einem Eis wieder gutmachen kann, obwohl ich ihm keineswegs böse war. Eher war ich froh, dass wir gegenseitig in den anderen reingerannt sind. Eine Viertelstunde bin ich an diesem Morgen zwar zu spät zum Unterricht gegangen aber es wahr absolut nicht schlimm. Nach diesem Tag haben wir uns knappe zwei Wochen beinahe fast jeden Tag getroffen und haben uns dann auch das erste Mal geküsst. Der Kuss war wohl der schlechteste Kuss, den ich je hatte, aber wir waren beide gleichermaßen aufgeregt. Aber da er mit Harry war, sehe ich darüber hinweg. Jeder weitere Kuss mit ihm wird immer besser und wir küssen uns nicht gerade selten.", grinse ich und suche eine Parklücke. Dass die Fahrt so schnell verging, wundert mich selbst.

„Danach sind nur noch ein paar Tage vergangen, bis ich ihn gefragt habe, ob er mit mir zusammen sein will. Erst hat er mir nicht geglaubt aber schlussendlich hat er dann doch ‚ja' gesagt und seitdem ist der achtundzwanzigste September unser Tag. Bis vor zwei Jahren habe ich niemals für möglich gehalten, jemanden so zu lieben, wie ihn, aber Harry macht alles unmögliche möglich.", beende ich meinen Monolog und schalte den Motor aus. „Krass, dass ich nie etwas gemerkt habe. Ich meine, wir sind unser halbes Leben miteinander befreundet und ich habe nicht gemerkt, dass du verliebt bist und einen Freund hast, mit dem du mehr als glücklich sein musst.", lächelt Liam und schnallt sich ab.

„Das war ja auch mein Ziel, nachdem Harrys outing bei euch so schlecht ankam.", brumme ich und steige aus dem Wagen, bevor ich diesen abschließe. „Hier trainiert Harry?", fragt Liam, als ich über die Straße gehe und schaut sich skeptisch um. „Die Gegend sieht ziemlich düster aus, ja, aber das Studio an sich ist ziemlich modern.", erkläre ich und gehe die Treppen hoch. Liam direkt hinter mir. „Falls du mir gerade auf den Arsch schaust, guck woanders hin.", sage ich, als ich das Gefühl habe, dass Liam seinen Blick gerade auf besagte Körperstelle gerichtet hält. Er murmelt nur ein leises „Sorry." Anscheinend habe ich ihn gerade wirklich eiskalt dabei erwischt.

Maybe I'm just not enough.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt