Kapitel 12 - Heldentaten

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Ich setzte mich im Schneidersitz auf die Decke und starrte aufs Meer hinaus. Tief atmete ich die salzige Meeresluft ein und wieder aus. Ich nippte aus meiner Wasserflasche, bevor ich mich mit meinen Armen abstützte und verträumt den Himmel betrachtete. Einzelne weiße Schleierwolken zogen sich über den sonst strahlenden, wolkenlosen, blauen Himmel. Meine Gedanken schwirrten einerseits um Haruto... ich fragte mich immer noch, warum er so nett zu mir war, ich konnte es einfach nicht nachvollziehen- und andererseits um Morgen. Ich hatte so ein unwohles Gefühl im Bauch, teils wegen meiner ollen Lehrerin McKenna, die mich sowieso nicht leiden kann und wegen Joshua und seinen Freunden. Ich wollte die einfach nicht wieder sehen. Ihn und seine dummen Freunde. Ja, ich hatte fast schon richtig Angst vor morgen. Während ich so da saß und nachdachte, vergaß ich alles um mich herum. Einfach alles, was um mich herum passierte.

„MIDORIIII!"

Ich wurde von einem entsetzlich lauten, spitzen Schrei aus meinen Gedanken gerissen. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und schaute nach den Kindern. Megumi und Kaito standen unten am Wasser und sprangen wie wild auf und ab. Nur die Kleine sah ich nicht. Mir wurde auf einmal ganz übel. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Für einen Moment lang war ich wie eingefroren, doch ich kam kurze Zeit später wieder zu mir. Ich sprintete runter zu den Beiden und sah nun auch Midori. Sie war ca 10 Meter weit vom Strand entfernt im Wasser. Sie plantschte wie verrückt im Wasser. Ich konnte ihr Kreischen bis hier her hören. Panisch drehte ich mich um. Aber am Strand war außer uns keine Menschenseele.

„Megumi, schnapp' dir deinen Bruder und sucht nach Haruto!", meine Stimme zitterte und war durchzogen von Panik.

„Aber-", schluchzte sie.

„Kein Aber, er muss irgendwo in der Nähe des Café's sein! Los jetzt!"

Megumi sah mich kurz mit ihren tränenden Augen an, nahm dann aber Kaito an die Hand und rannte so schnell ihre Beine sie tragen konnten in Richtung der Straße.

Ich wusste ich hatte keine andere Wahl. Auch wenn sie mich sehen wird. Ich atmete tief ein und wieder aus. Meine Beine waren wie gelämt, aber ich musste mich jetzt zusammenreißen. Ich sprintete ins Wasser und sprang kopfüber ins Meer. Meine Beine begannen zu kribbeln und ich spürte die Verwandlung in mir. Als meine Flosse da war, war ich wie in meinem Element. So schnell ich konnte schwamm ich in Richtung Midori. Als ich die kleinen Beine, die im Wasser strampelten sah, tauchte ich auf. Ich schaute in ihr Gesicht, das voller Panik und Angst war. Dann nahm ich sie in den Arm. Erleichterung machte sich in mir breit. Gott sei Dank, ihr ging es gut. Die Kleine klammerte sich an mich und ich schwamm keuchend, langsam in Richtung Festland. Als wir vorne im Wasser angkommen waren, wo Midori schon selber stehen konnte, wollte sie trotzdem nicht gehen. Ihr Griff lockerte sich nicht. Ich setzte mich in den Sand.

„Komm' mit", jammerte sie.

„Ich kann nicht", sagte ich leise.

Sie ließ mich los und schaute mich erschrocken an. Ich nahm an, dass sie gerade meine Flosse gesehen hat. Ihr Mund stand weit offen und sie zeigte mir ihrem Finger auf meinen Fischschwanz.

„D-Du bi-bist-", stieß sie hervor.

„Psst", murmelte ich und hielt meinen Zeigefinger von meinem Mund.

Es sah so unglaublich süß aus, wie die Kleine da mit offenem Mund im (für sie) hüfthohen Wasser stand und mich anstarrte. Ich lächelte sie leicht an. Mein Blick wanderte nach rechts und ich sah, oben an der Straße Kaito und Megumi, die Haruto mit sich zog, rennen. Plötzlich klopfte mein Herz wieder ganz schnell. Ich bat die Kleine wieder an den Strand zu gehen. Sie nickte dann und ging langsam raus aus dem Wasser. Schnell schwamm ich wieder tiefer ins Meer hinein, bis ich schließlich untertauchte und so schnell ich konnte wegschwamm. Ich hoffte, dass Midori ihm nichts erzählt... ich hoffte es so sehr. Aber dennoch war mir sicher, dass sie einfach nicht schweigen wird. Sie war klein und leicht zu beeindrucken. Spätestens wenn Haruto fragen würde, wo ich hin sei, würde sie es ihm sowieso sagen. Aber er musst ja nicht alles glauben, was ein kleines zweijähriges Mädchen erzählt, oder?

H2O - Plötzlich Meerjungfrau - How (not) to be a MermaidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt