Kapitel 8 - Flossenfreunde

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Krampfhaft paddelte ich, in etwa so tollpatschig wie ein Hund, weiter ins Meer hinaus.

Ich klammerte mich fest an einen Felsen, der sich hinter dem großen Felsen befand, sodass mich keiner sehen konnte. Hoffte ich jedenfalls. Immernoch total verwirrt musterte ich meine Flosse. Ich meine, ich bin ein gottverdammter Fisch. Dort, wo eben noch meine Beine gewesen waren befand sich nun ein Fischschwanz, der mit tausenden bronze-schimmernde Schuppen übersäht war, die an meiner Hüfte einfach in Haut übergingen. So als wäre es vollkommen normal. Die vielen, kleinen Schuppen glitzerten in den Sonnenstrahlen. Immer noch total schockiert strich ich vorsichtig über die Flosse.

Sie war hart, härter als Haut, aber trotzdem auch weich. Eben wie so ein Fisch. Ich war mich sehr sicher, dass ich nicht träumen würde...

Also gibt es Meerjungfrauen wirklich? Immerhin war ich nun der lebende Beweis, oder? Als kleines Kind schon, war ich von diesen Lebewesen in den Märchenbüchern und Filmen (besonders aber Arielle) total begeistert. Ich stellte mir immer vor, sobald ich das Meer sah, das sich dort alle Meerjungfrauen vor den Menschen versteckten. Aber meine Mutter und meine ältere Schwester sahen das natürlich komplett anders. Ich würde ja spinnen, so wie es mein Vater tat. Ich glaube die Beiden sind einfach zu realistisch und haben keinerlei Fantasie. Meine Schwester hatte ja nicht einmal an den Weihnachtsmann geglaubt... aber das ist ein anderes Thema.

Und ich wusste es. Es gibt Magie. Nicht alles auf dieser Welt ist knallharte Wissenschaft. Ich wünschte ich könnte meinem Vater das erzählen... Aber abgesehen davon, sollte ich es besser für mich behalten... Sonst kommen noch irgendwelche Wissenschaftler und sperren mich sonstwo ein. Apropos für mich behalten... woher wusste Lewis etwas? Warum sollte er mich sonst ins Wasser zerren? Ich bezweifelte, dass er das nur aus Jux und Tollerei tat. War das der Gund für sein seltsames Verhalten mit gegenüber? Aber würde ich jetzt für immer eine Meerjungfrau bleiben? Der Gedanke erschien mir als ziemlich positiv, ich meine keine Lehrer, keine Schule, keine Hausaufgaben, kein Zimmeraufräumen... nur ein Leben im Meer. Tausende Gedanken schossen mir durch meinen Kopf, bis ich plötzlich Stimmen hörte. Ich zuckte zusammen und versuchte zu deuten, wer da über was sprach. Aber ich konnte es auf diese Distanz nicht hören. Also versuchte ich möglichst geräuschlos wieder etwas dichter an den Strand zu paddeln. Es erwies sich als ziemlich kompliziert und ich fragte mich, wie es all diese Meejungfrauen in den Filmen schafften so grazil und unbeschwert durchs Wasser zu gleiten. Ich dagegen kam mir vor, wie ein kleines Kind ohne Schwimmflügel im Schwimmunterricht. Dennoch hatte ich es geschafft und war kurze Zeit später wieder am großen Felsen. Ich griff in eine Felsspalte und hoffend, dass ich unbemerkt geblieben war, blickte ich um den Felsen um die Ecke. Am Strand erspähte ich Lewis und Haruto die sich dezent stritten. Hauto war mit dem Rücken zu mir gekehrt während mich Lewis eigentlich sehen müsste. Aber er war wohl viel zu sehr damit beschäftigt sich mit Haruto zu streiten. Ich konnte ihre Stimmen klar und deutlich bis hier hin hören und dabei war ich locker 15 Meter von ihnen entfernt.

„Wo ist sie denn hin?!“, fragte Haruto in einem bissigen Ton, während er seine Arme verschrenkte und Lewis starr anblickte.

„Was interessiert dich das den bitte?“, knurrte Lewis mit besonderer Betonung auf das Wort 'interessiert'. Nachdem Haruto seine Frage nochmals wiederholt hatte und nichts an seiner Gestik verändert hatte, legte Lewis erst richtig los.

„Was bildest du dir eigentlich ein? Erst kommst du an mit deinem 'Sie schläft so nieeeedlich, wie eine Katze'- Gelabere und dann gesellst du dich wieder zu deinen tollen Freunden, die ja immer so sozial, freundlich und aufgeschlossen zu allem und jedem, besonders zu Hannah, sind und jetzt meinst du sie würde dich begrüßen wie einen Ritter in glänzender Rüstung? Geh' doch einfach zurück zu denen. Halt dich doch einfach von ihr fern.“

H2O - Plötzlich Meerjungfrau - How (not) to be a MermaidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt