Kapitel 4 - Magie

692 44 2
                                    

Mir entfuhr ein spitzer Schrei, als ich tiefer rutschte als erwartet. Ich kniff meine Augen zusammen, bis ich endlich wieder festen, stabilen, nicht steilen Boden unter meinen Füßen hatte. Leider tat mein Fuß nun noch mehr weh. Schmerzverzerrt verzog ich mein Gesicht und rieb an meinem Fuß.

„Alles okay?“, hörte ich Haruto rufen.

„Ja, mir geht’s super!“, rief ich ironisch zurück.

„Kannst du hochkommen?“, hallte seine Stimme zu mir runter.

„Ich denke nicht.“

Wenig später hörte ich es rumpeln und Haruto rutschte mir entgegen. Er war mir so nahe, das sich unsere Nasenspitzen berührten. Jedoch wandte er seinen Blick schnell von meinem ab. Wir befanden uns in einem dunklen, steinigen Gang. Er nahm mich wieder huckepack, bis wir wenig später in einer kleinen Höhle ankamen. Es war quasi der Kegel des Vulkans. In der Höhle, genau unter dem Kegel befand sich ein kleiner Tümpel aus klarem Wasser.

„Voll krass", war Haruto's Reaktion.

Er setzte mich neben dem Tümpel ab und sah sich die Höhle etwas genauer an. Sie bestand völlig aus ödem, schwarzem Gestein, aber irgendwas machte diesen Ort besonders. Er stahlte etwas aus. Etwas, was ich noch nie in meinem Leben zuvor auch nur irgendwo gespürt hatte. Ich schaute den Kegel des Vulkans herauf und bemerkte, das der Mond fast im Zenith stand. Sekunden später begann das Wasser zu blubbern, erschrocken zuckte ich zusammen. Ich kniete mich vor den Tümpel und betrachtete das blubbernde Wasser. Ich fasste mit der Hand ins Wasser, aber es war einfach nur stinknormales (kaltes) Wasser.

„Haruto, guck mal!“,

„Was zum...?“, murmelte er und hockte sich neben mich. Erstaunt beobachteten wir den Prozess, bis sich Haruto einen Scherz erlaubte. Er grinste mich frech an. „Was?“, frage ich ihn.

Bevor ich weiter reagieren konnte, erhob er sich und trug mich auf seinen Händen. Ich versuchte mich vergeblich zu wehren und zeterte ihn an. Und dann lies er mich ins Wasser plumpsen.

Ich tauchte tief in das blubbernde Wasser. Wenige Sekunden später tauchte ich auf und nahm mir fest vor Haruto ins Wasser zu ziehen, doch das was ich beobachten konnte übertrief echt alles. Kleine, goldglitzernde Moleküle stiegen dem Mond entgegen. Haruto und ich beobachteten dieses Ereignis schweigend, wir beide waren völlig überwältigt. Es war irgendwie, so albern das auch klingen mag, magisch. Der Mond verschwand aus dem Vulkankegel und auch das Wasser nahm wieder seine normale, nicht blubbernde, Gestalt an und Haruto und ich starrten uns nur verwirrt und geschockt zugleich an.

Schließlich zog ich den verteinerten Haruto an seinen Arm zu mir, sodass auch er ins Wasser fiel. Wenig später tauchte er wieder auf und fragte mich empört, was das denn bitte solle.

„Rache ist süß!“, grinste ich ihn an und er verpasste mir eine Kopfnuss.

„Aua!“, stieß ich empört hervor und rieb an meiner Stirn.

„Rache ist süß“, gab er grinsend zurück. „Idiot.“

„Was machen wir denn jetzt?“, fragte ich, während wir beide in dem Tümpel hingen.

„Es ist Salzwasser, vielleicht gibt es eine Verbindung zum Meer?“, meinte Haruto und kurze Zeit später tauchte er unter und verschwand in der Tiefe.

Es dauerte eine Weile, bis er wieder auftauchte. Ich musterte weiterhin dieses Gebilde. Es war irgendwie echt schön hier... und vielleicht auch ein wenig romantisch. Ich müsste lächeln und ertappte mich dabei an Haruto zu lächeln. Warum war er nur so 'nett' zu mir? Ich meine, er hat mich nicht im Dreck liegen gelassen und auch heute Mittag hat er versucht mir zu helfen. Ich verstehe das einfach nicht.

Dann tauchte Haruto wieder auf und ich zuckte leicht zusammen. Er teilte mir mit, dass sich nach nur wenigen Metern tauchen das offene Meer befand, wo wir dann hoffentlich irgendwann auf den Strand treffen würden. Ich schüttelte meinen Kopf und wich vor Haruto zurück. „Ich kann das nicht.“

Haruto hielt mir seine Hand entgegen und lächelte leicht. „Vertrau' mir.“

„Ich kann nicht.“

Leise Tränen tropften in das Wasser und vermischten sich mit diesem. Ich quetschte mich in die letzte Ecke des Tümpels. Haruto schwamm auf mich zu, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Ich konnte seinen ruhigen Atem auf meiner Haut spüren. Er nahm meine Hand. „Du kannst“, flüsterte er.

Verlegen wich ich seinem Blick aus, musterte die Höhle.

„Wir haben keine Wahl.“

Ich atmete tief ein und aus. Zögernd begann ich zu nicken. Haruto schwamm zu der Stelle, ohne meine Hand loszulassen. Noch ein letztes Mal lies ich meinen Blick durch die Höhle schweifen, bevor wir beide untertauchten.

Hand in Hand schwammen wir durch dieses tunnelartige Unterwassergebilde. Ich versuchte möglichst wenig Salzwasser in meine Augen zu bekommen, weshalb ich diese nur einen kleinen Spalt weit öffnete. Er hatte Recht gehabt. Nur nach ca. einer Minute tauchten wir beide wieder auf. Er grinste mich über beide Ohren an.

Der Strand war wirklich nicht weit entfernt, sodass wir nur etwa 10 Meter paddeln mussten. Dort angekommen hüpfte ich einbeinig, mit meiner Hand auf Haruto's Schulter, neben ihm in Richtung Sandstrand. Dann standen wir uns in triefendnassen Klamotten gegenüber und konnten nicht anders als laut loszulachen. Schließlich nahm er mich wieder huckepack und wir stolperten den Sandstrand entlang, über uns befand sich der Vollmond, stets im Zenith stehend.

H2O - Plötzlich Meerjungfrau - How (not) to be a MermaidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt