Kapitel 11

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Wasserpfote wurde von einem lauten Trommeln geweckt. Verschlafen öffnete sie die Augen. Das Trommeln war über ihr. Das muss draußen ganz schon stark regnen. Zum Glück kommt das nicht in die Höhle. Wie halten das die anderen Clans nur aus? Bestimmt ist bei denen das ganze Lager schon überflutet. Sie rekelte sich und horchte. Es musste noch mitten in der Nacht sein, denn das ganze Lager schlief. Sie schaute sich um und riss die Augen auf. Nein, nicht das ganze Lager - Mondpfotes Nest war leer. Farnpfote, Taupfote, Blaubeerpfote, Kleepfote und Erbsenpfote, sie alle schliefen noch tief und fest. War Mondpfote tatsächlich draußen? Dazu noch bei diesem stürmischen Wetter? Und wenn ja - was tat sie dann? So mitten in der Nacht? Doch leider würde Wasserpfote nicht einmal dem Geruch ihrer Schwester folgen können, da der Regen alles verwischen würde. Plötzlich tauchte das Gesicht von Mondpfote im Eingang auf. Sie schien nicht zu bemerken, dass Wasserpfote wach war - sie schlüpfte nur eilig in ihr Nest und rollte sich zitternd zusammen. Sie war völlig durchweicht. »Warum bist du so nass? Was hast du da draußen mitten in der Nacht getrieben?« Mondpfote schreckte hoch als ob jemand seine Krallen in sie hineingebohrt hätte. »Was?« »Warum warst du mitten in der Nacht draußen?«, wiederholte Wasserpfote. Mondpfote sah sie an, als ob Wasserpfote ein Sternenclan - Krieger wäre. Dann schüttelte sie sich. »Ich habe etwas gehört und bin nur kurz rausgegangen, um zu schauen, was das war. Und jetzt lass mich schlafen, ich bin müde«. Doch Wasserpfote ließ sie nicht in Ruhe. »Dein Fell sieht aber nicht nach >kurz rausgegangen< aus«. Was wollte Mondpfote verheimlichen? Da fiel ihr schlagartig die Prophezeiung wieder ein. In dem gesamten letzten Mond hatte sie daran nicht mehr gedacht. Sie rutschte näher an ihre Schwester heran und flüsterte: »Wenn es etwas mit der Prophezeiung zu tun, dann kannst du es mir erzählen. Ich habe sie auch bekommen, schon vergessen?« Mondpfote schaute sie kurz verdattert an, dann murmelte sie: »Ich musste die ganze Zeit daran denken und konnte nicht schlafen. Und dann habe ich eben einen Spaziergang gemacht, um den Kopf frei zu bekommen«. Wasserpfote schnurrte. Wie konnte sie nur daran denken, dass Mondpfote etwas getan hätte, was sie nicht darf? »Warum sagst du das nicht gleich? Ich hoffe mal, jetzt kannst du besser schlafen«. Sie leckte ihrer Schwester über den Kopf und kroch zurück in ihr eigenes Nest. 

Pfoten weckten sie stürmisch, rüttelten an ihr. »Ey, was soll denn das?«, knurrte sie. »Na los, komm schon!« Sie erkannte Blaubeerpfote's Stimme. »Alle sind draußen auf der Lichtung, nur du nicht!« »Was ist denn los?« »Heckenrose bekommt ihre Jungen!« »Was? Oh, ehrlich? Ich komme!« Blaubeerpfote ließ von ihr ab und rannte aus dem Bau, Wasserpfote folgte ihr etwas langsamer und verschlafen. Funkenfeuer lief unruhig vor der Kinderstube auf und ab. Stachelpfote schlüpfte aus der Kinderstube, rannte in den Heilerbau und kam mit Kräutern wieder heraus, ehe er sich wieder in die Kinderstube zwängte. Plötzlich hörte man einen lauten Schmerzensschrei und Wasserpfote fuhr zusammen. Funkenfeuer rief besorgt: »Alles in Ordnung?« Es kam keine Antwort. Kurz darauf streckte Kräuselwind ihren Kopf ins Freie. »Es sind vier wunderbare Jungen. Drei Kätzinnen, ein Kater«. »Und wie geht es Heckenrose?« »Sie ist müde. Sie braucht Ruhe, aber ansonsten geht es ihr prächtig«. Funkenfeuer war die Erleichterung in das Gesicht geschrieben. »Darf ich reinkommen?« Kräuselwind zögerte. »Ja, geh rein. Aber pass auf und sei leise. Der Kater ist etwas schwach, Stachelpfote gibt ihm gerade Kräftigungskräuter«. Mit gesenkter Stimme fügte sie hinzu: »Für ihn kann ich nichts garantieren, aber den drei Kätzinnen geht es prächtig«. Funkenfeuer schaute sie erschrocken an und huschte dann in die Kinderstube. Mondpfote rempelte Wasserpfote spielerisch an. »Ist das nicht toll? Es gibt neue Jungen!« Erbsenpfote kam hinzu. »Jetzt sind wir nicht mehr die Jüngsten!« Graspelz, Erbsenpfote's Mentor, kam angetrottet. »Richtig. Und deswegen seid ihr jetzt die Vorbilder. Etwas dummes wie in Kräuselwinds Höhle hineinmarschieren und alle Kräuter verwüsten, das wird euch jetzt nicht einfach mehr so verziehen«. Erbsenpfote machte ein mürrisches Gesicht und Graspelz schnurrte. Himmelfell kam angelaufen. »Na los, komm, Mondpfote. So wie ich dich kenne, würdest du gern sofort in die Kinderstube laufen. Du kannst dir Jungen später noch ansehen, erst einmal gibt's Kampftraing mit Kleepfote«. Mondpfote sah tatsächlich so aus, als ob Himmelfell ihre Gedanken erraten hatte. Dann trottete sie ihr hinterher und verschwand im Tunnel. Sturmflug kam an. »Genau. Und du, Wasserpfote, wirst mit Taupfote und Farnpfote trainieren. Wir werden das jagen üben«. »Au ja!«

»So, wir werden daraus nämlich einen kleinen Wettbewerb machen«, miaute Rosenherz. Blitzkralle fuhr fort: »Wer die meiste Beute erwischt, gewinnt! Wir werden euch beobachten, so wie in einem Teil eurer Prüfung. Ihr könnt es euch auch so vorstellen, als wär dies eure Prüfung. Alles klar?« Wasserpfote nickte, Farnpfote und Taupfote stimmten zu. »Gut, na dann: Los geht's!« Wasserpfote preschte los Richtung Fluss. Sie wollte als erste da sein, am Fluss würde sie viel fangen und wenn die Fische verschreckt sind könnte sie noch einmal kurz in den Wald gehen. Sie sah, wie Farnpfote  zur Grenze des Bergclans lief, wahrscheinlich wollte er auch fischen. Taupfote jedoch trat nur ein paar Schritte zur Seite und prüfte die Luft. Ich werde am meisten Beute nach Hause bringen!  Ihr Fell prickelte vor freudiger Erregung.

Sie hielt am Fluss und setzte sich, passte auf, dass ihr Schatten nicht ins Wasser fiel und wartete. Da! Da war doch etwas! Wasserpfote wartete noch einen kleinen Moment, dann tauchte sie die Pfote in das kühle Wasser und schleuderte eine Forelle an Land. Flink sprang sie zu ihrem Fang und tötete ihn. Die anderen haben wahrscheinlich noch keine Beute gefangen!  Schnell setzte sich wieder an den Fluss.

Als sie zurückkehrte, hatte sie zwei Fische und eine Maus. Taupfote war schon da, sie hatte einen Spatz und eine Wühlmaus gefangen. »Ha, ich habe mehr!« Sturmflug erschien zwischen den Bäumen. War er ihr wirklich die ganze Zeit gefolgt? Sie hatte nichts mitbekommen. Da kletterte Rosenherz von einem Baum. »Farnpfote kommt gleich, er ist auf dem Weg«, miaute sie fröhlich. »Und? Was hat er gefangen?«, drängte Taupfote. »Das werdet ihr gleich sehen«, schnurrte Rosenherz. Da tauchte Farnpfote auf und ließ seinen Fang fallen. Er hatte zwei Forellen, einen Sperling und eine Maus gefangen. »Und das, obwohl es nicht einmal mehr Blattgrüne ist!«, frohlockte er. Wasserpfote schnurrte. »Okay, du hast gewonnen. Aber Ich komme kurz nach dir!«


Warrior Cats - heißes Feuer                                               BAND 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt