Heckenrose legte ihr Junges mit hängendem Kopf in die Mitte der Höhle. Funkenfeuer kauerte am Rand der Höhle. Finkenstern erhob sich. Auch sie sah traurig aus, der ganze Clan trauerte um das verloren gegangene Junge.
Finkenstern hob den Kopf zu der Höhlendecke, wo es einen winzigen Spalt gab, kaum groß genug, als dass eine Maus hindurch könnte. Doch durch diesen Spalt fiel im Moment ein Strahl Sternenlicht und ruhte auf dem leblosen Körper Glutjunges'.
»Glutjunges, du hast deine Clangefährten, deine Eltern und deine Geschwister nie kennengelernt. Du gingst früh von uns. Und doch kann ich mit großer Überzeugung sagen, du wärst ein großartiger Krieger geworden. Wir trauern alle«. Sie ging in die Mitte zu Glutjunges' Leichnam und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann überließ sie ihm den Rest des Clans. Funkenfeuer und Heckenrose setzten sich Fell an Fell, ringelten ihre Schwänze umeinander und gruben die Schnauze in das Fell ihres Sohnes. Wasserpfote saß wie betäubt am Rand der Lichtung. Als sie an der Reihe war, ging sie zu Glutjunges und leckte ihm zwischen den Ohren. Dann ließ sie Mondpfote an ihn heran.
***
Es war nun acht Tage nach Glutjunges tot. Der Clan tat seine Pflichten wieder wie gewohnt und Heckenrose ließ sich gerne von Holunderjunges, Honigjunges und Tupfenjunges ablenken. Funkenfeuer besuchte sie oft in der Kinderstube.
Es war noch ein Stückchen kälter geworden. Wasserpfote saß Mal wieder vor dem Schülerbau und aß einen Spatz, als Rosenherz, Elsterschrei und Taupfote ins Lager gerannt kamen, alle ein paar Kratzer und Schürfwunden und wenige größere Wunden.
»Finkenstern! Wieder ein Angriff nahe des großen Felsens! Wir haben sie verjagt, es waren zwei Kater«. Farnpfote neben ihr knurrte. »Schon wieder? Das wird ja langsam zur Regelmäßigkeit«. Wasserpfote musste ihm zustimmen. Gefühlt kam keine Patrouille mehr zurück ins Lager, ohne von einem Kampf berichten zu können. Doch immer ließen sich die Gegner relativ leicht schlagen, es sind meistens zwei, und die Katzen auf Patrouille kriegen meist nur kleine Kratzer und Schürfwunden ab. Trotzdem konnte das so nicht weitergehen!
Finkenstern schob sich aus ihrem Bau. »Schon wieder? Adlerflügel! Solange wir genug Krieger und Schüler haben: verdreifache die Patrouillen. Kein Streuner kommt mehr auf unser Territorium! Obwohl, dass scheinen mehrere zu sein. Sind das überhaupt noch Streuner?« Sie schüttelte den Kopf und verschwand wieder in ihrem Bau. Adlerflügel ordnete gleich weitere Patrouillen an. »Sturmflug, Himmelfell, Wasserpfote, Mondpfote, ihr kontrolliert und erneuert die Grenze beim großen Felsen. Blitzkralle, Funkenfeuer, Kleepfote, ihr die Grenze bei der Kampftraingshöhle«. Er schaute sich unter den Kriegern und Schülern um. »Graspelz, Winterschweif, Erbsenpfote, ihr übernehmt die Grenze zum Waldclan und Frostschweif, Erdkralle und Dachspelz, ihr geht noch einmal die Grenze zum Bergclan entlang und jagt danach noch etwas, wenn Regensturm, Tornadosprung und Blaubeerpfote wieder zurück sind«. Jetzt hatte fast jeder etwas zu tun. Wasserpfote traf sich mit Mondpfote, Himmelfell und Sturmflug beim Lagerausgang und sie gingen hinaus Richtung Grenze.
»Was wollen diese Katzen von uns?«, murmelte Himmelfell, als sie die Grenze neu markierten. Mondpfote zischte. »Ich kann den Geruch des Kampfes noch riechen«. »Wir haben ihnen doch nichts getan, oder etwa doch?«, machte Himmelfell weiter. Sturmflug zuckte mit den Schultern. »Wir werden sie vertreiben. Die lassen sich nicht noch einmal auf unserem Territorium blicken!« Mit grimmigem Blick markierte er weiter die Grenze. Der Rest der Patrouille half ihm.
Als sie dann fertig waren, sagte Sturmflug: »Wollen wir nicht noch ein wenig jagen? Ich kann schon ein Eichhörnchen riechen«. Himmelfell schnippte mit dem Schwanz. »Na dann hol es dir!« Sturmflug machte kehrt und rannte davon Richtung Wald. Himmelfell ging mit den beiden Geschwistern etwas gemächlicher seiner Spur hinterher.
Als sie im Wald ankamen, kam Sturmflug auf sie zugetrottet, eine Maus im Maul. Er legte sie ab. »Das Eichhörnchen ist mir entwischt, aber diese Maus hier habe ich bekommen«. Er vergrub sie. »So. Wasserpfote, was riechst du?« Wasserpfote entfernte sich etwas von der Maus, um nicht nur deren Geruch zu riechen, und sog prüfend die Luft ein. »Eine Maus... Aber etwas älter, glaube ich«. Sie deutete mit dem Schwanz zwischen die Bäume. »Dort ungefähr«. Sturmflug nickte und Himmelfell sagte: »Warum fangt ihr sie nicht zusammen, du und Mondpfote? Wie würdet ihr euch aufteilen?« Mondpfote antwortete sofort: »Einer schleicht sich von hier an die Maus heran. Der andere schlägt einen Bogen auf die andere Seite. Dann scheucht der erste sie auf und sie rennt direkt in die Pfoten des anderen«. Himmelfell nickte zufrieden. »Na dann Mal los«. Mondpfote machte sich auf den Weg auf die andere Seite der Maus, weshalb Wasserpfote sich leise von hinten anschlich. Dann war Mondpfote auf der richtigen Position und gab ihr ein Zeichen. Wasserpfote stürmte vor und die Maus lief geradewegs in die andere Richtung - direkt in Mondpfote's Pfoten. Diese hielt sie fest und gab ihr den letzten Rest. »Ha!«, jaulte sie triumphierend. Zufrieden vergrub sie ihre Beute.
Wasserpfote ging mit einem Spatz zum Lager zurück. Sie legte ihn auf den Frischbeutehaufen und wandt sich ab. Sie hatte keinen Hunger. Sie musste dringend mit Mondpfote sprechen, allein. Auf dem Rückweg war ihr ein Gedanke gekommen. Sie hatte an Glutjunges gedacht und da - die Prophezeiung!
Sie gab ihrer Schwester ein Zeichen und diese verstand. Leise schlichen sie sich wieder aus dem Lager und in einen nahegelegenen Tunnel. Dort setzten sie sich und Wasserpfote ringelten ihren Schwanz um ihre Pfoten. Mondpfote sah sie fragend an. Wasserpfote holte tief Luft. »Also, mir ist da eben so ein Gedanke gekommen. Mir ist die Prophezeiung eingefallen. Und dann, dann habe ich an Glutjunges gedacht. ›Doch die Glut wird wieder aufflammen und das entstandene Feuer wird über euch wüten. Nur das Wasser kann des Mondes Retter sein, und nur der Mond wird hell scheinen‹. Ich meine, also -« Doch Mondpfote unterbrach sie. »Du meinst, Glutjunges könnte die Glut in der Prophezeiung sein? Aber - aber - er ist jetzt im Sternenclan!« Wasserpfote sah sie ernst an. »Genau das meine ich doch! Vielleicht, ich weiß nicht, aber, vielleicht kommt Glutjunges ja irgendwie zurück?« »Aber das kann nicht sein«, meinte ihre Schwester. »Das müsste doch bedeuten, Glutjunges wäre böse, oder? Wenn es einen Retter geben wird? Wasserpfote, du bildest die da was ein. Das glaube ich nicht, Glutjunges ist außerdem im Sternenclan!« Mit diesen Worten schlüpfte sie an Wasserpfote vorbei hinaus aus dem Tunnel. Wasserpfote folgte ihr. Sie wusste eigentlich, dass es nicht so wirklich ging, doch irgendwie hatte sie so ein Gefühl.
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Warrior Cats - heißes Feuer BAND 1
Fanfiction»Doch die Glut wird wieder aufflammen und das entstandene Feuer wird über euch wüten. Nur das Wasser kann des Mondes Retter sein, und nur der Mond wird hell scheinen«. Was hat das zu bedeuten? - Wasserpfote ist endlich Schülerin! Sie kann es kaum e...