Kapitel 9

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Gemeinsam schleppten sie Mondpfote in den Heilerbau. Als sie eintraten, rekelte sich Farnpfote in seinem Nest, doch Wasserpfote beachtete ihn nicht. Mondpfote war im Moment wichtiger.

Kräuselwind kam angelaufen. Sie blieb kurz stehen, dann nickte sie auf ein freies Nest und Wasserpfote und Stachelpfote ließen Mondpfote hineingleiten. Dann ging Kräuselwind, kam mit Kräutern und Spinnenweben wieder und besah sich die Wunde.

»Da kann ich eigentlich gar nicht mehr viel machen, du hast schon gute Arbeit geleistet, Stachelpfote«. Sie blickte auf. »Wasserpfote, Mondpfote braucht Ruhe«. Ihre Stimme war sanft. »Lass mich sie in Ruhe behandeln und berichte Regensturm und Seewind davon. Ich hole euch, wenn es etwas neues gibt«. Erst wollte Wasserpfote protestieren, nickte dann aber und ging aus dem Bau zu ihren Eltern, die gerade durch den Tunnel in die Höhle tappten. Sie eilte auf sie zu. Regensturm blieb stehen und Seewind hielt neben ihm. Sie musterte ihre Tochter scharf.

»Ist etwas? Du siehst besorgt aus«. Zuerst wusste sie nicht, wie sie anfangen sollte, dann platzte es heraus: »Es ist Mondpfote! Wir waren mit Stachelpfote im Wald Kräuter sammeln und haben uns aufgeteilt. Plötzlich habe ich ein Jaulen gehört. Als ich ankam, lag sie verletzt am Boden und Stachelpfote hat gegen einen Eindringling gekämpft!« Die Worte sprudelten aus ihr heraus. Regensturm und Seewind sahen sich kurz erschrocken an, dann liefen sie Wortlos an ihr vorbei zum Heilerbau. Wasserpfote lief zum Schülerbau und setzte sich daneben. Ist es nicht eigentlich meine Schuld? Ich wusste, dass es Streuner im Territorium gibt, und ich habe nicht auf sie aufgepasst. Doch dann dachte sie genau darüber nach. Wenn Mondpfote das gehört hätte, sie hätte meinen Pelz zerfetzt und gesagt, sie könne sich selbst sehr gut verteidigen. Wasserpfote musste schnurren. Dann blinzelte sie, als Regensturm und Seewind mit hängenden Schwänzen aus dem Heilerbau traten und Schuldgefühle durchbohrten sie. Was ist, wenn Mondpfote mich gar nicht mehr zerfetzen können wird? Wenn sie mir gar nicht mehr sagen können wird, dass sie sich selbst verteidigen kann? Sie schüttelte sich. Seewind setzte sich neben sie und legte ihren Schwanz um ihr Junges. »Alles wird gut werden. Kräuselwind und Stachelpfote sind bei ihr«. Ihre Worte drangen in Wasserpfote. Kräuselwind und Stachelpfote sind bei ihr.

Ihre Mutter hatte Recht. Mondpfote war stark, mit Sicherheit würde sie es schaffen, es war nur ein Kratzer an der Flanke, kein Biss in den Hals. Ein ziemlich tiefer, böser Kratzer an der Flanke.

»Hey, ich rede mit dir!« Eine Stimme riss Wasserpfote aus ihren Gedanken. Sie blinzelte und sah auf. Seewind war verschwunden, stattdessen stand Sturmflug ärgerlich über ihr. »Entschuldige, ich habe gerade nachgedacht...« »Hast du gehört, was ich gesagt habe?« Wasserpfote blickte schaute verlegen auf den Boden. »Nein, also, nicht so ganz...« Er seufzte. »Ich habe gesagt, dass Winterschweif sich Mal die Beine vertreten möchte und du mit Elsterpfote die Jungen beschäftigen sollst«. Na super.

***

Wasserpfote stand auf und schüttelte sich die braunen Blätter aus dem Pelz. »Lass es mich noch einmal versuchen«, bat sie. »Nur zu«, meinte Sturmflug und stellte sich wieder auf. Es war kälter geworden und die Bäume verloren allmählich ihre Blätter. Zudem konnten sie nicht einmal in der Kampftraingshöhle trainieren, da Kleejunges, Blaubeerjunges und Erbsenjunges zu Pfoten ernannt worden waren und mit ihren Mentoren Blütenherz, Tornadosprung und Graspelz dort trainierten.

Dafür aber war die Kinderstube wieder neu gefüllt worden: Heckenrose erwartete Jungen von Funkenfeuer. »Na dann Mal los«. Sie rannte auf ihren Mentor zu, kam kurz vor ihm zum Stehen und sprang in die Luft. Dort drehte sie sich mit ausgestreckten Pfoten und verpasste Sturmflug ein paar Schläge. Als sie wieder landete, machte sie sich sofort wieder klein, schoss um ihn herum und stand kurz darauf hinter ihm. Sturmflug schnurrte und drehte sich um. »Sehr gut! Ich habe gar nichts mitbekommen. Ich denke, das reicht für heute. Ich bin für die Grenzpatrouille eingeteilt. Jag noch etwas für Heckenrose und komm dann nach«. Wasserpfote nickte und er machte sich auf. Sie ging in die entgegengesetzte Richtung zum Fluss. Sie wollte fischen.

Sie setzte sich an den Rand des Flusses, so wie Sturmflug ihr das beigebracht hatte, und wartete. Doch plötzlich stach ihr Mondpfote's Geruch in die Nase, vermischt mit einem Geruch, der ihr eindeutig bekannt vorkam, dem sie aber nichts zuordnen konnte. Komisch. Was war das für ein Geruch? Vielleicht jemand vom Waldclan? Ihr Nackenfell sträubte sich. Hoffentlich nicht! Oder aber Mondpfote hatte ihn nur von ihrer Seite vertrieben. In Gedanken versunken merkte sie erst gar nicht, wie ein Schatten unter der Wasseroberfläche entlang strich. Dann richtete sich ihren Blick darauf. Sie fuhr ihre Krallen aus und holte den Fisch mit einem gezielten Schlag aus den Wasser. Sofort sprang sie zu ihm und tötete ihn. Ein fetter Karpfen! Der sollte für Heckenrose genügen. Zufrieden trabte sie zurück ins Lager und zur Kinderstube. Heckenrose saß davor und gähnte. Sie legte ihren Fang ab. Heckenrose schnurrte. »Vielen Dank. Ich werde echt von dir verwöhnt«. »Sag mir bescheid, wenn du noch etwas brauchst«. Damit zog sie sich zurück und sah zu, wie die Königin gierig ihre Zähne in das saftige Fleisch schlug. Im Augenwinkel sah sie eine Bewegung. Sie wandt den Kopf und sah, wie Finkenstern leichtfüßig auf den Erdhügel sprang. »Alle Katzen, die alt genug sind, ihre Beute selber zu machen, fordere ich auf, sich hier unter dem Erdhügel zu versammeln!« Eine Versammlung? Sie trabte zu Mondpfote und Farnpfote und setzte sich zwischen die beiden. »Weiß einer von euch, warum sie eine Versammlung einberuft?«, fragte sie. Mondpfote schüttelte den Kopf und Farnpfote miaute: »Nein«. Heckenrose schlang schnell die letzten Reste herunter und eilte zu ihnen. Funkenfeuer kam angeschossen und schmiegte sich an seine Gefährtin. Kräuselwind setzte sich neben den Heilerbau, Stachelpfote gesellte sich zu ihr. Graspelz, Blütenherz und Tornadosprung sprangen über die Lichtung und nahmen ihren Platz ein, ihre Schüler folgten. Langsam kam auch der Rest des Clans hinzu. Als das Murmeln aufhörte, erhob Finkenstern die Stimme: »Ich möchte euch etwas mitteilen. Doch bevor ich das tue, wollen wir einen neuen Krieger willkommen heißen!« Elsterpfote! »Elsterpfote, trete vor«. Elsterpfote trat mit hoch erhobenem Kinn und glühenden Augen vor. Erdkralle, sein Mentor, schaute stolz auf seinen ehemaligen Schüler. »Erdkralle, bist du davon überzeugt, dass dein Schüler Elsterpfote dazu bereit ist, ein Krieger zu werden?« Erdkralle blickte Finkenstern in die Augen. »Ja, er ist bereit«. »Gut«. Sie holte kurz Luft. »Ich, Finkenstern, Anführerin des Höhlenclans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diesen Schüler herabzublicken. Er hat hart trainiert, um euren edlen Gesetzen gehorchen zu können, und ich empfehle ihn euch nun als Krieger. Elsterpfote, versprichst du, das Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst wenn es dein Leben kostet?« Elsterpfote schaute ihr entschlossen in die Augen. »Ja, ich verspreche es«. »Dann gebe ich dir nun mit der Kraft des SternenClans deinen Kriegernamen. Elsterpfote, von diesem Augenblick an wirst du Elsterschrei heißen. Der SternenClan ehrt deinen Mut und deine Tapferkeit und wir heißen dich als vollwertiges Mitglied des Höhlenclans willkommen!« Der Clan brach in Jubel aus und die Katzen drängten sich um den neuen Krieger. »Elsterschrei! Elsterschrei!« Finkenstern wartete geduldig, bis sich der Jubel gelegt hatte, dann fuhr sie fort: »Allerdings muss ich euch noch eine nicht so tolle Nachricht mitteilen: Blitzkralle hat mit seiner Patrouille einen Dachs auf unserem Territorium gerochen. Er ist seiner Spur gefolgt und hat ihn schließlich gesehen. Er ist sehr groß, größer als gewöhnlich, und zeugt gerade Jungen, was ihn besonders aggressiv macht. Ich bitte jeden, auch die Krieger, nur noch mindestens zu zweit unterwegs zu sein. Außerdem besteht noch einmal besondere Gefahr: die Streuner wurden wieder gesichtet. Adlerflügel hat einen von ihnen verscheucht, aber wir können nicht garantieren, dass sie nicht wiederkommen. Daher bitte: besondere Vorsicht! Ich werde zeitnahe eine Kampfpatrouille zusammenstellen, die den Dachs vertreiben wird. Bereitet euch vor!«

Warrior Cats - heißes Feuer                                               BAND 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt