Kapitel 2 ✔️

80 17 14
                                    

Sonnenlicht kitzelte Wasserpfote in der Nase und sie schlug die Augen auf. Erst dachte sie, sie läge im Schülerbau, wie es sein sollte, doch dann merkte sie: Sonnenlicht? In einer Höhle unter der Erde?!

Verwirrt und beunruhigt stand sie auf. Sie war in einer Felshöhle. Wie bin ich hierher gekommen? Sie entdeckte den Ausgang und wollte hinaustreten, als sie mit einem großen Satz zurückwich. Beinahe wäre sie in den Abgrund gefallen!

Ganz vorsichtig und mit klopfendem Herzen wagte sie sich an Rand des Abgrunds. Als sie hinuntersah, erblickte sie Katzen. Viele Katzen, eine ganze Gruppe! Sie sahen friedlich aus. Plötzlich kam starker Wind auf, Wasserpfote wich zurück, um nicht hinuntergeweht zu werden. Dann war alles schwarz und sie sah eiskalte, blaue Augen in der Dunkelheit. Kurz darauf klarte es wieder auf und wieder blickte sie auf Katzen hinab. Diesmal waren es deutlich weniger und sie schienen verängstigt und schwach. Viele von ihnen hatten böse Wunden.

Wieder kam ein Wirbelsturm, der Wasserpfote mitriss, und sie befand sich auf einer Lichtung. Vor ihr stand Windflug, die ehemalige Heilerin den Höhlenclans. Wasserpfote wollte etwas sagen, sie hatte schon den Mund aufgemacht, doch Windflug sprach zuerst, und es hörte sich nicht so an, als würde sie vor ihr stehen, es war, als ob ihre Stimme von allen Seiten kam: »Doch die Glut wird wieder aufflammen, und das entstandene Feuer wird über euch wüten. Nur das Wasser kann des Mondes Retter sein, und nur der Mond wird hell scheinen«.

Das Bild verblasste und Wasserpfote fand sich in ihrem Bau wieder. Sie konnte nicht fassen, was gerade geschehen war. Es war so viel auf einmal. Sie hatte Windflug gesehen... Und diese Katzen! Sie hatte gerade eine Prophezeiung des Sternenclans bekommen.

Verwirrt sah sich um. Ihr Herz klopfte immer noch wie wild und Windflugs Worte schwirrten in ihrem Kopf herum. "Doch die Glut wird wieder aufflammen, und das entstandene Feuer wird über euch wüten. Nur das Wasser kann des Mondes Retter sein, und nur der Mond wird hell scheinen".

Sie schüttelte einmal energisch den Kopf und sah sich um. Farnpfote und Elsterpfote dösten noch ruhig in ihren Nestern, doch Mondpfote wälzte sich hin und her, als ob sie einen Albtraum hätte. Plötzlich, ganz unvermittelt, schlug sie die Augen auf. Hektisch sah sie sich um. Als sie Wasserpfote erblickte, schien es ihr erst die Sprache verschlagen zu haben, dann, als ob sie sich umentschieden hätte, sprang sie auf.

»Komm mit, ich muss dir unbedingt etwas erzählen, es ist wichtig«. Sie hastete aus dem Bau. Wasserpfote folgte ihr aus dem Lager. Sie war beunruhigt. Nun jedoch nicht mehr wegen dem Traum, sondern wegen ihrer Schwester. Was wollte sie ihr sagen?

Ihre Schwester tauchte plötzlich in einen der Tunnel ihres Territoriums ein. Wasserpfote folgte ihr. Das war der Tunnel, der zur Kampftraingshöhle führte.

Kurz darauf traten sie in die Höhle. Mondpfote wandt sich um und blickte ihre Schwester ernst an. Dann holte sie tief Luft und begann: »Also, ich hatte einen Traum. Keinen gewöhnlichen, es... es war... es war eine Prophezeiung«. Wasserpfote sah sie an. Sie verstand nicht, was hier passierte, sie verstand rein gar nichts mehr. »Ich auch!«, rutschte es ihr heraus. Sie hatte es eigentlich erst einmal keinem erzählen wollen, aber das hier war anders.

»Was?!« Mondpfote schaute sie an, als ob sie nicht eine Pfote vor die andere setzen könnte. »Ist das dein Ernst?!« »Ja, vollkommen. Erzähl du mir deinen, dann erzähl ich dir meinen«. »Okay«. Sie holte noch einmal tief Luft, dann begann sie:

»Also, als ich aufwachte, war ich in einer Höhle. Ich wollte hinaustreten, aber da war der Abgrund. Als ich hinunterblickte, sah ich Katzen, viele Katzen, eine ganze Gruppe. Sie wirkten ruhig und zufrieden«. Mit jedem Wort, das ihre Schwester machte, klappte Wasserpfote weiter der Mund auf. Sie hatte genau die gleiche Prophezeiung gehabt!

Doch ließ sie Mondpfote erst einmal aussprechen: »Dann kam ein Sturm, er hätte mich fast mitgerissen, dann war alles schwarz und eiskalte, blaue Augen leuchteten in der Dunkelheit auf. Als die Schwärze sich aufklärte, sah ich wieder Katzen. Diesmal nur viel weniger, und sie wirkten beunruhigt und verängstigt. Dann verschwamm das Bild und ich war in einer Höhle. Fuchsstern stand vor mir und hat gesagt: "Doch die Glut wird wieder aufflammen, und das entstandene Feuer wird über euch wüten. Nur das Wasser kann des Mondes Retter sein, und nur der Mond wird hell scheinen". Dann verblasste er und ich wachte im Schülerbau auf. Und den Rest kennst du ja. Jetzt bist du dran«.

Sie sah sie mit neugierig leuchtenden Augen an. Wasserpfote starrte nur zurück. Das einzige, was anders gewesen war, war der Ort und dass es Fuchsstern war, der ehemalige Anführer des Höhlenclans. Ansonsten war alles gleich gewesen!

»Na los!«, drängte Mondpfote. »Also, mein Traum war genauso wie deiner«. Mondpfotes Mund klappte auf, aber Wasserpfote ignorierte sie. »Das einzige, was anders war, ist, dass ich auf einer Wiese war und Windflug zu mir gesprochen hat«. »Das heißt also, wir hatten den gleichen Traum und die gleiche Prophezeiung?« »Ja«.

Schweigen trat ein. Dann sagte Mondpfote: »Wir beide sind für etwas bestimmt, nur wir beide. Und ich weiß, dass es nicht leicht wird, dieser Bestimmung gerecht zu werden, doch wir beide zusammen werden das schaffen«. Sie schmiegte sich schnurrend an sie und Wasserpfote genoss die Wärme ihrer Schwester. Lange blieben sie so stehen, jeder in seinen Gedanken schwebend, dann sagte Wasserpfote entschlossen: »Wir erzählen erst einmal niemanden davon?« »Ja, das ist das beste. Und jetzt sollten wir zurückgehen, sonst starten sie noch eine riesengroße Suchaktion nach uns«. So schnell sie konnten rannten sie durch den Tunnel zurück zum Lager.

Warrior Cats - heißes Feuer                                               BAND 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt